Der Prodigio ist eine Neuentwicklung der italienischen Bergsportspezialisten La Sportiva. Die erste Ausgabe eines neuen Modells ist besonders spannend. Während Fortführungen und Weiterentwicklungen einer Schuhreihe auf Feedback und Erfahrungswerte aufbauen können, ist der erste Wurf immer auch ein Sprung ins kalte Wasser. Wie schlägt sich der Prodigio dabei? Ist es wirklich ein „revolutionäres Produkt“, wie die Werbung des Herstellers verspricht? Als aller erstes muss gesagt werden, dass sich der Prodigio von La Sportiva bewusst an ein breites Publikum zu richten scheint. Waren La Sportiva-Schuhe häufig etwas für Fortgeschrittene, die sich gerne im hochalpinen und technischen Terrain bewegen, so ist der Prodigio konzeptionell breiter ausgerichtet. Das merkt man insbesondere an der für La Sportiva-Verhältnisse recht weichen Dämpfung aus einem neuen Schaum, der sich XFlow nennt.
Dämpfung
Das Dämpfungsverhalten ist uns bei unseren Testläufen positiv aufgefallen. Steine und Unebenheiten werden von der Mittelsohle weggedämpft. Das Rollen auf Forstwegen ist sehr angenehm. Komfort ist definitiv vorhanden, auch wenn dies natürlich keiner dieser maximal-gedämpften Schuhe ist, die es zuhauf am Markt gibt. Jedenfalls bietet der Schuh auch für lange Läufe, ja sogar für Ultra-Trails, genug Dämpfung und Komfort. Es ist der bisher lauffreudigste Schuh der italienischen Marke.
Die Kehrseite ist, und das dürfte besonders Hardcore-La Sportiva-Fans auffallen, ein weniger direktes Gefühl für den Untergrund. Gerade im technischen Gelände, dort La Sportiva zu Hause ist, hat der Prodigio nicht den allersichersten Eindruck gemacht. Zumindest wenn man ihn mit anderen La Sportiva-Modellen vergleicht. Weniger Kontrolle, zu steife Führung, besonders im Fersenbereich. Letzteres verbessert sich etwas nach einer Einlaufphase von einigen Stunden. Heißt: Der Schuh weicht ein Stück weit auf. Diese Zeit muss man dem Prodigio zugestehen (wollen).
Gewicht, Passform und Grip
Das Gewicht des Schuhs bewegt sich für diese Art von Schuh im Mittelfeld. Das minimal-wirkende Obermaterial macht einen robusten und gleichzeitig luftigen Eindruck. Vorne ist ein ausgeprägter Zehenschutz verbaut, der die Füße vor einem harten Aufprall schützt. Die Passform ist eher breit als schmal, dürfte aber den allermeisten Fußformen passen. Gut zu wissen: Die Schnürung funktioniert an dieser Stelle ausgesprochen gut. Wer die Schnürsenkel nachzieht und auf seine Bedürfnisse anpasst, erhält einen sehr guten „Lockdown“. Der Grip des Profils hat uns gut gefallen. Die unterschiedlich breiten Stollen stellen einen Kompromiss aus Rutschfestigkeit und Laufbarkeit dar. Das Profil bietet Halt, wenn nötig, gerade auf wurzeligen Wegen hat es seine Stärken ausgespielt. Im einfachen Gelände, wo man kein ausgeprägtes Profil braucht, hält es sich dezent zurück und stört das Laufgefühl nicht.
Fazit: Ìst dieser Schuh, wie vom Hersteller angepriesen, ein revolutionäres Produkt? Für La Sportiva sicher, denn der Prodigio ist La Sportivas erster richtiger Multiterrainschuh. Im großen Ganzen betrachtet würden wir aber etwas nüchterner sagen: Eine Revolution ist der Prodigio zwar nicht, aber ein guter Allrounder zu einem fairen Preis ganz bestimmt.
Gewicht | 270 g (Herren) / 230 g (Damen) |
Sprengung | 6 mm |
Preis | 160 Euro |