Dämpfung und Mittelsohle
Kommen wir zur Mittelsohle, die aus zwei Lagen Helion HF Hyperfoam besteht. Das ist ein besonders weicher, leichter und energierückgebender Schaum, der das Herzstück des Schuhs darstellt. Als stabilisierendes Element für den weichen Unterbau des Schuhs dient das On Speedboard, das ähnlich wie eine Karbonplatte Vortrieb verleiht – allerdings ist sie deutlich flexibler und weniger steif als eine Karbonplatte. Der Propulsionseffekt fällt dadurch zwar etwas geringer aus, der Schuh wird somit aber deutlich zugänglicher und wir finden, geländegängiger oder in anderen Worten: trailtauglicher. Der Schuh schluckt in laufbaren Downhills sehr viel Aufprall. Die Oberschenkelmuskulatur wird dementsprechend geschont. Im flachen Terrain rollt der Schuh extrem gut dahin. Der Schuh kann durchaus im technischen Gelände getragen werden, benötigt aber etwas Eingewöhnungszeit, besonders, wenn diese Art von Schuh ungewohnt ist.
Die Rocker-Form ist ausgeprägt bis ausgewogen, weniger hoch als bei anderen High-Performance-Schuhen, was der Stabilität im Abrollverhalten zugutekommt, sollte einmal nicht im hohen Tempo ausschließlich mit Mittel- oder Vorfuß gelandet werden. Insgesamt ist die laterale Stabilität in Ordnung. Der Schuh ist mit 38,5 mm natürlich hoch gebaut – da gibt es auch kein Drumherumreden – aber dafür ist er kaum kippelig und ist auch in Schräglage recht formstabil. Ein Schuh also, der sich zwar in erster Linie an ambitionierte Wettkampf-Trailrunner richtet, aber eben nicht nur an die schnellsten 5 % davon. Dieser Schuh richtet sich an eine breitere Zielgruppe, die auch mittelschnelle Trailrunner einschließt, die einen Appetit auf diese Art von Schuh verspüren. Für welche Distanz eignet sich der Schuh? Wir sehen den Schuh auf längeren Strecken, vom Trail-Marathon bis zum 100 Meiler. Das Terrain darf durchaus mal technisch-anspruchsvoll sein, solange die Bedingungen trocken sind. Und damit wären wir beim Thema Grip.
Außensohle und Grip
Die Außensohle besteht nach wie vor aus dem hauseigenen Missiongrip. Die 3 mm-Stollen wirken minimal, zurückhaltend, zumindest alles andere als aggressiv. Besonders, weil es nicht sehr viele von ihnen gibt. Der Grip ist bei trockenen Verhältnissen absolut ausreichend, sollte das Wetter während eines Ultras allerdings umschlagen und den Trail in eine Matschparty verwandeln, ist der Schuh ganz klar überfordert. Der Cloudultra Pro ist kein Gripmonster, das muss man wissen. Zugutehalten kann man ihm, dass er das mit den meisten anderen Schuhen dieser Kategorie gemeinsam hat. Da scheint der Supershoe doch wieder deutlich durch, denn natürlich sind Eliteläuferinnen und Läufer im Vorteil, die diesen Mangel an Grip oft durch eine feine Lauftechnik kompensieren können. Wahrscheinlich ist, dass die Außensohle auch im Hinblick auf das Gesamtgewicht (275 Gramm, Herrenmustergröße) reduziert gestaltet wurde. Ein Kompromiss, der, wie es einem Kompromiss zu eigen ist, positive und negative Folgen hat.
Hoher Preis
Der Preis ist mit 270 Euro hoch. Ja, dieser Schuh ist kein Schnäppchen. Er ist sogar teurer als die High-End-Schuhe von Hoka, The North Face und Adidas Terrex. Es ist ein Wettkampfschuh für die besonderen Tage, ganz klar. Ob er das Investment wert ist, ist eine sehr individuelle Frage. Wer das Geld für einen High-Performance-Schuh ausgeben möchte, sollte sich diesen Schuh genauer ansehen. Besonders dann, wenn man einen weniger radikalen und flexibleren Schuh benötigt, mit dem auch eine niedrigere Pace und längeres Powerhiking kein Problem ist.
Fazit: Mit dem Cloudultra Pro legt On einen High-Performance-Schuh vor, der weniger radikal und deutlich zugänglicher ist als viele seiner Konkurrenten. Der weiche Schuh sorgt für ordentlich Vortrieb, ohne Flexibilität und Stabilität aus dem Auge zu verlieren. Mit 270 Euro ist der Schuh allerdings auch sehr teuer.