On Cloudultra Pro

Produktdaten

Gewicht275 g (Herren) / 220 g (Damen)
Preis270 €
Sprengung6 mm

Es schien fast etwas still geworden zu sein um On – zumindest was Innovationen im Bereich Trailrunning angeht. Jetzt melden sich die Schweizer zurück. Und wie! Als erstes wurde im April die Rückkehr der Top-Stars Katie Schide und ihres Partners Germain Grangier verkündet. Mitte Juni folgte dann der nächste Paukenschlag: Der Launch des Cloudultra Pro, dem ersten High-Performance-Supershoe für Trailrunning aus dem Hause On. Wir haben den Schuh mit Spannung erwartet und haben ihn ausgiebig getestet, im Training wie auch im Wettkampf (siehe Fotos des Autoren beim U. Trail Lamer Winkel). Was haben wir herausgefunden?

Foto: Sportograf

Filigranes Obermaterial

Als wir den Cloudultra Pro endlich in der Hand halten, sehen wir sofort: On hat sich ganz schön was einfallen lassen. Dies ist ein grundauf neuer Schuh, der einiges an Innovation mit sich bringt. Fangen wir beim markanten Obermaterial an. Das ist im mittleren und vorderen Bereich unterschiedlich fein gewebt, mal sehen wir kleinere, mal größere Aussparungen, die von teilweise sehr dünnen Fäden zusammengehalten werden. Nur im dickeren, stabileren Fersenbereich ist die Außenschicht wirklich dicht. Der filigrane Aufbau des Obermaterials ist für einen Ultratrail-Schuh überraschend minimal. Wie steht es um Robustheit und Haltbarkeit? Wir konnten nach unserer intensiven Testphase an keiner Stelle erwähnenswerte Abnutzungsstellen feststellen. Er hält! Der luftige Aufbau sorgt für ein hohes Maß an Atmungsaktivität, was uns bei unseren Läufen in der Hitzewelle des Sommers sehr zugute kam. Bei schlechtem Wetter würden wir uns allerdings etwas mehr Schutzhülle nach außen wünschen – hier ist der Cloudultra Pro tendenziell ein Schönwetterschuh, ein Eindruck, der sich im Laufe des Tests noch verfestigen wird. Erwähnenswert ist noch, dass Erde oder Sand leichtes Spiel haben in den Schuh einzudringen. Bestimmte Ultratrails fallen damit raus. Die stellenweise sehr sandige Transvulcania würden wir mit dem Schuh beispielsweise nicht laufen wollen.

Passform und Lockdown

Die Passform ist für normalbreite Füße ausgelegt, der Cloudultra Pro ist kein besonders schmaler Schuh, was dem Einsatzzweck des Ultratrails entspricht. Der Lockdown, also die Möglichkeit, den Schuh fest an den Fuß zu schnüren, ist außerordentlich gut. Die Schnürung funktioniert tadellos, die Schnürsenkel bleiben dank geriffeltem Design über lange Zeit an Ort und Stelle. Kleiner Optimierungswunsch: Die Zunge könnte ein paar Zentimeter länger ausfallen. Sobald die sogenannte „Marathon-Schnürung“, also die Einbeziehung der extra Löcher, angewandt wird, liegen die Schleifen auf der Kante der Zunge und drohen auf die darunterliegende Socke zu rutschen. Kleine Entwarnung: Ist sie nicht, aber etwas mehr Spiel würde uns hier gefallen. Denn würden die gebundenen Schnürsenkel auf dem Fußrücken aufliegen, würde es mit Sicherheit zu Komplikationen kommen. Also Obacht beim Schnüren!

Foto: Sportograf

Dämpfung und Mittelsohle

Kommen wir zur Mittelsohle, die aus zwei Lagen Helion HF Hyperfoam besteht. Das ist ein besonders weicher, leichter und energierückgebender Schaum, der das Herzstück des Schuhs darstellt. Als stabilisierendes Element für den weichen Unterbau des Schuhs dient das On Speedboard, das ähnlich wie eine Karbonplatte Vortrieb verleiht – allerdings ist sie deutlich flexibler und weniger steif als eine Karbonplatte. Der Propulsionseffekt fällt dadurch zwar etwas geringer aus, der Schuh wird somit aber deutlich zugänglicher und wir finden, geländegängiger oder in anderen Worten: trailtauglicher. Der Schuh schluckt in laufbaren Downhills sehr viel Aufprall. Die Oberschenkelmuskulatur wird dementsprechend geschont. Im flachen Terrain rollt der Schuh extrem gut dahin. Der Schuh kann durchaus im technischen Gelände getragen werden, benötigt aber etwas Eingewöhnungszeit, besonders, wenn diese Art von Schuh ungewohnt ist.

Die Rocker-Form ist ausgeprägt bis ausgewogen, weniger hoch als bei anderen High-Performance-Schuhen, was der Stabilität im Abrollverhalten zugutekommt, sollte einmal nicht im hohen Tempo ausschließlich mit Mittel- oder Vorfuß gelandet werden. Insgesamt ist die laterale Stabilität in Ordnung. Der Schuh ist mit 38,5 mm natürlich hoch gebaut – da gibt es auch kein Drumherumreden – aber dafür ist er kaum kippelig und ist auch in Schräglage recht formstabil. Ein Schuh also, der sich zwar in erster Linie an ambitionierte Wettkampf-Trailrunner richtet, aber eben nicht nur an die schnellsten 5 % davon. Dieser Schuh richtet sich an eine breitere Zielgruppe, die auch mittelschnelle Trailrunner einschließt, die einen Appetit auf diese Art von Schuh verspüren. Für welche Distanz eignet sich der Schuh? Wir sehen den Schuh auf längeren Strecken, vom Trail-Marathon bis zum 100 Meiler. Das Terrain darf durchaus mal technisch-anspruchsvoll sein, solange die Bedingungen trocken sind. Und damit wären wir beim Thema Grip.

Außensohle und Grip

Die Außensohle besteht nach wie vor aus dem hauseigenen Missiongrip. Die 3 mm-Stollen wirken minimal, zurückhaltend, zumindest alles andere als aggressiv. Besonders, weil es nicht sehr viele von ihnen gibt. Der Grip ist bei trockenen Verhältnissen absolut ausreichend, sollte das Wetter während eines Ultras allerdings umschlagen und den Trail in eine Matschparty verwandeln, ist der Schuh ganz klar überfordert. Der Cloudultra Pro ist kein Gripmonster, das muss man wissen. Zugutehalten kann man ihm, dass er das mit den meisten anderen Schuhen dieser Kategorie gemeinsam hat. Da scheint der Supershoe doch wieder deutlich durch, denn natürlich sind Eliteläuferinnen und Läufer im Vorteil, die diesen Mangel an Grip oft durch eine feine Lauftechnik kompensieren können. Wahrscheinlich ist, dass die Außensohle auch im Hinblick auf das Gesamtgewicht (275 Gramm, Herrenmustergröße) reduziert gestaltet wurde. Ein Kompromiss, der, wie es einem Kompromiss zu eigen ist, positive und negative Folgen hat.

Hoher Preis

Der Preis ist mit 270 Euro hoch. Ja, dieser Schuh ist kein Schnäppchen. Er ist sogar teurer als die High-End-Schuhe von Hoka, The North Face und Adidas Terrex. Es ist ein Wettkampfschuh für die besonderen Tage, ganz klar. Ob er das Investment wert ist, ist eine sehr individuelle Frage. Wer das Geld für einen High-Performance-Schuh ausgeben möchte, sollte sich diesen Schuh genauer ansehen. Besonders dann, wenn man einen weniger radikalen und flexibleren Schuh benötigt, mit dem auch eine niedrigere Pace und längeres Powerhiking kein Problem ist.

Fazit: Mit dem Cloudultra Pro legt On einen High-Performance-Schuh vor, der weniger radikal und deutlich zugänglicher ist als viele seiner Konkurrenten. Der weiche Schuh sorgt für ordentlich Vortrieb, ohne Flexibilität und Stabilität aus dem Auge zu verlieren. Mit 270 Euro ist der Schuh allerdings auch sehr teuer.

On Cloudultra Pro vs. The North Face Summit Vectiv Pro 3

Vergleichbar mit

The North Face Summit Vectiv Pro 3

Der Cloudultra Pro ist deutlich flexibler als der Summit Vectiv Pro 3. Letzterer bietet durch die Steifheit und eine noch ausgeprägtere Rocker-Form zwar mehr Vortrieb, ist auf technischen Trails aber schwieriger zu laufen.

On Cloudultra Pro vs. Adidas Terrex Agravic Speed Ultra

Vergleichbar mit

Adidas Terrex Agravic Speed Ultra

Ähnlich wie im Vergleich mit dem Summit Vectiv Pro 3 ist auch der Adidas Terrex Agravic Speed Ultra noch mehr auf Performance und Vortrieb ausgerichtet. Der Cloudultra Pro bietet mehr Stabilität als der Adidas Terrex und lässt sich auch in niedrigeren Geschwindigkeiten laufen.

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