Eine ebenfalls sehr große Trailrunning Brand stellte dieses Jahr ihren ersten Schuh im Segment Gravel Running vor. Das Laufen abseits der Straße, irgendwo zwischen Dirt Roads, Schotterstraßen und einfachen Trails. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch der Hoka Rocket X Trail – nur dass er eine Carbonplatte und damit ein Performance- Versprechen mitbringt. Der Rocket X Trail ist das mittlerweile dritte Carbonschuhmodell für den Trail von Hoka ist. Der Tecton war der erste Schuh der amerikanischen Maximum-Cushioning-Spezialisten mit Carbonverstärkung, letztes Jahr folgte der Mafate X. Während Letzterer als echtes Stabilitätsmonster mit hohem Gewicht und klarer Downhill-Fokussierung punktet, ist der Tecton eher auf Schnelligkeit und reine Performance ausgelegt – und überzeugt dabei auch auf schwierigeren Trails bis ins leicht technische Gelände hinein.

Der Rocket X Trail verzichtet auf Kompromisse und setzt auf pure Radikalität. Hier ist alles auf Vortrieb optimiert. Von den drei Modellen ist er wohl am nächsten am Straßen-Superschuh (und an seinem Straßenbruder den Rocket X). Eine aggressive Rockergeometrie kombiniert sich mit einem sogenannten supercritical foam und einer H-förmigen Carbonplatte. Mit rund 260 Gramm bleibt er vergleichsweise leicht. Der Schuh bringt eine spürbare Steifigkeit mit, lässt sich aber mit etwas Kraftaufwand noch verbiegen – nicht ganz so hart wie der Mafate X.

Laufeindruck

Schon beim ersten Reinschlüpfen merkt man, wie weich und rückfedernd die massive Dämpfung ist. Lockeres Traben führt dazu, dass man recht tief in den Schaum einsinkt. Erst mit höherem Tempo entfaltet der Rocket X Trail sein volles Vortriebsversprechen. Man braucht also entweder Speed oder ein höheres Körpergewicht und am besten beides, um genug Energie in den Schaum zu bringen – dann aber ist die Rückfederung gewaltig.

Die Sohle ist sehr breit, sodass auch Fersenläufer butterweich landen. Die Vortriebswirkung entfaltet sich sowohl für Mittel- als auch Rückfußläufer. Klar: Bei so viel Vortriebsradikalität bleiben andere Eigenschaften auf der Strecke. Bodengefühl? Quasi nicht vorhanden. Die Dämpfung schluckt alles, was unter ihr liegt. Für technische Trails oder Passagen mit Hindernissen ist er daher nur sehr eingeschränkt geeignet.

Das Obermaterial bleibt schlicht, verstärkende Elemente sucht man vergebens. Passform und Fersenhalt waren im Test jedoch sehr gut, und mit der klassischen Schnürung ließ sich der Fuß präzise fixieren. Die ausgepolsterte Ferse macht den Schuh in Kombination mit der weichen Dämpfung fast schon komfortabel. Gripwunder ist der Rocket X Trail keines: kleine Lugs, die nur etwa die Hälfte der Außensohle bedecken, passen eher zur Präferenz Rollverhalten als zum alpinen Kraxeln.

Der Schuh wurde in der UTMB Woche gelauncht. An den Füßen der Andere Hoka- Athleten sahen wir ihn nicht. Jim Walmsley, Francesco Puppi (beide Hoka Tecton X3), Judith Wyder (Hoka Tecton X2) und Katharina Hartmuth (Hoka Mafate 5) vertrauten in der UTMB-Woche auf andere Modelle ihres Sponsors. Für europäische Alpentrails ist dieser Schuh auch nicht gemacht. Der Hersteller selbst empfiehlt ihn für „Höchstgeschwindigkeiten auf unbefestigten Straßen, Feldwegen und Schotter“.

Für unseren Tester, der viel im alpinen Gelände unterwegs ist und längst nicht den Speed eines Jim Walmsley mitbringt, war der Schuh dagegen fast zu radikal. Es fehlte schlicht an Geländegängigkeit.

Fazit:
Du bist schnell? Du willst maximale Vortriebs-Power und brauchst keinen Allrounder? Höhenmeter und technische Trails sparst du aus? Dann ist das dein Schuh.
Alle anderen: lieber Finger weg.