Coros Apex 2

Coros ist eine chinesische Marke, die die GPS-Uhrenwelt in den letzten Jahren im Sturm eroberte. Vor allem die langen Akkulaufzeiten sorgten für Aufsehen. Spätestens seitdem Kilian Jornet und Emelie Forsberg als Markengesichter mit an Bord sind, kommt man an den Uhren mit dem charakteristischen Drehknopf kaum mehr vorbei.

Wir haben die  Coros Apex 2 getestet. Die Uhr, die Kilian für seine täglichen Trainingseinheiten nutzt. Das Modell gibt es in zwei Versionen. Die Pro Version ist mit einer längeren Akkulaufzeit und dementsprechend auch etwas größerem Gehäuse ausgestattet. Außerdem unterstützt sie das sehr genaue GPS-Signal GNSS, welches sich mit zwei Frequenzen gleichzeitig verbinden kann. Ansonsten gibt es keine nennenswerten Unterschiede.

Beide Uhren, die Apex 2 (ohne Pro) insbesondere, sind äußerst schlank und schmal. Gerade wer die Uhr auch nachts tragen will, um in den Genuss der vollständigen Gesundheitsdaten zu kommen, darf sich über den hohen Tragekomfort freuen. Wir empfehlen dazu auch das Nylon-Armband. Dies ist nicht nur superleicht, sondern durch den Klettverschluss auch sehr fein an den Handgelenksumfang anpassbar. Wir fanden es angenehmer zu tragen als die klassischen Silikonarmbänder. Auch die Handhabung der Uhr mit den zwei Knöpfen und dem Drehrad in der Mitte ist angenehm intuitiv. Wir wollen im folgenden auf besonders spannende und vor allem für Trailrunner interessante Features der Uhr eingehen.

Die Effort Pace

Eine Frage so alt wie dieser Sport: Wie misst man als Trailrunner seine Belastung? Pace, Herzferquenz, Power? Die Effort Pace von Coros ist im Prinzip nichts anderes als eine an die Steigung angepasste Pace. Bekannt auch unter dem Namen Grade Adjusted Pace (GAP oder SAP). Auch Plattformen wie Strava nutzen diese Pace: Basis ist die Standard-Pace und die Steigung. Ein Algorithmus, aufgesetzt auf Basis von Durchschnittswerten errechnet daraus die GAP. Das Besondere bei Coros: Der Algorithmus, welcher die Effort Pace berechnet, ist variabel und basiert auf deinen persönlichen Daten. Die Effort Pace gibt also deine individuell angepasste Pace wieder. Das macht Sinn: Eine Läuferin, die ihre Stärken am Berg und weniger in der Ebene hat, wird einen anderen Anpassungskoeffizienten für ihre „Bergpace“ benötigen, als eine Läuferin mit entgegengesetzten Stärken.

Wir haben bei unseren Testläufen explizit auf die Effort Pace geachtet und waren zu Beginn erstaunt: Auf einem steilen Trail, den wir im Grundlagentempo emporstiegen, wurden uns sehr schnelle Pace Zeiten angezeigt, die doch höher waren als unsere gefühlte Anstrengung. Der Algorithmus meinte es wohl gut mit uns. Der Effekt war, dass der Tester sich im Aufsteig bremste, sich beim Blick auf seine Uhr aber immer noch schnell anfühlte. Cool. 🙂 Natürlich können die Erfahrungen beim nächsten Individuum komplett andere sein, schließlich ist die Effort Pace eine individuelle Metrik. Die Limitierungen der Effort Pace lagen ganz klar im technischen Gelände. Während wir im Anstieg begeistert von den konstanten und genauen Daten waren, war die Effort Pace auf einem technischen Höhenweg ohne viel Höhenunterschiede viel zu langsam und daher nicht zu gebrauchen. Logisch: Während Steigung eine einfach zu messende Metrik ist, ist es wohl fast unmöglich, den jeweiligen Anspruch des Geländes zu messen und in die Uhren-Algorithmen mit einzubeziehen.

Coros Apex 2

Der HR-Monitor

Man sieht ihn inzwischen immer häufiger. Den Heart Rate Sensor für den Oberarm. Verbaut ist hier ein optischer Sensor analog zu dem an der Uhr. Allerdings funktioniert die optische Messung weiter oben am Arm (kurz unter dem Ellenbogen oder eben am Oberarm, je nach Geschmack) deutlich zuverlässiger als am Handgelenk. Auch Coros hat solch einen Sensor im Angebot. Tatsächlich konnte man die HR Daten ohne den Sensor komplett vergessen. Coros wirbt zwar damit, einen optischen Sensor der neuesten Generation in der Apex 2 verbaut zu haben. Bei uns waren die Werte aber jenseits des Realistischen. Dass die optische Messung am Handgelenk sehr unzuverlässig ist, ist ja aber nichts Neues.

Umso froher waren wir um den externen Oberarmsensor. Hier waren die Daten extrem zuverlässig. In einem Vergleichstest, bei dem wir Brust und Oberarmgurt parallel trugen, konnten wir keine nennenswerten Unterschiede feststellen. Auch die Handhabung ist zu begrüßen. Statt der bei Pulsgurten noch häufig üblichen Batterie lässt sich der Gurt per Kabel aufladen. Der Akku hält bis zu 38 Stunden Trainingszeit. Etwas nervig ist, dass ein spezifisches Ladekabel und nicht das inzwischen zum Standard gewordene USB-C Kabel verwendet werden muss. Insgesamt hat der Gurt unseren Trainingsalltag aber enorm bereichert. Auch der Tragekomfort, vor allem bei tagesfüllenden Aktivitäten, ist deutlich besser als beim Brustgurt.

Die App

Die Zeiten, in denen man Einstellungen und Funktionen der GPS-Uhren über den Browser erreichte, sind längst vorbei. Auch bei Coros wird alles über die zugehörige App geregelt. Das funktioniert gut. Die App ist übersichtlich aufgebaut und liefert eine große Fülle an Funktionsangeboten und Informationen. Insbesondere über die Erklärungen zu jeder einzelnen angezeigten Metrik waren wir sehr begeistert. Schnell kann man den Überblick verlieren, ob der Fülle und Tiefe an Informationen, die einem solch eine moderne GPS Uhr anzeigt. Welchen Mehrwert bietet die Herzfrequenzvariabilität? Wie wird die Laufleistung ermittelt? Wie sind die Herzfrequenzzonen definiert? All dies und noch viel mehr wird ausführlich erklärt. Klasse. Insgesamt hat Coros einiges investiert, was die Trainings- und Gesundheitsmetriken betrifft. Hier braucht man sich vor der Konkurrenz nicht verstecken.

Die Messung von Schlafphasen, HRV, Stress, Sauerstoffsättigung und Ruheherzfrequenz entsprechen dem derzeitigen Stand. Auch die  Trainingsbelastung wird über einfach verständliche Metriken angegeben. Sehr gut hat uns die Möglichkeit gefallen, individuelle Trainings zu erstellen. Dies funktioniert für Lauftrainings, aber fast noch besser für zum Beispiel das Krafttraining. Hier kann man aus vorgegebenen Übungen, die nach Muskelgruppen und Körperteilen organisiert sind, auswählen und sich ein individuelles Programm zusammenstellen. Die korrekte Ausführung der Übungen ist ebenfalls erklärt. Toll! Die Einstellungen der Aktivitätsanzeigen auf der Uhr funktioniert einzig über die App. Das geht schnell und ist intuitiv erledigt. Allerdings fällt uns meist erst auf dem Trail ein, welche Anzeige wir gerade jetzt gebrauchen könnten. Über die Uhr selbst kann man aber leider keine Anzeigen ändern.

Die Navigation

Die Navigationsfunktion ist für Trailrunner, die sich gern in unbekanntem und neuem Terrain rumtreiben, essenziell. Auch die Apex 2 hat eine Kartenfunktion. Die Karten sind umsonst verfügbar, müssen allerdings erst auf die Uhr geladen werden. Dies erfordert den Anschluss am Computer und dauert etwas. Einmal auf der Uhr funktioniert die Navigation mit der Karte aber einwandfrei. Zumindest wenn man sich einen Track auf die Uhr gezogen hat. Die Kartenanzeige auf der Coros ist gut und funktional, kann aber, was Detailgrad und Übersichtlichkeit angeht, noch nicht ganz mit den Karten-Vorreitern von Garmin mithalten. Eine Navigation ohne Track ist schwer möglich. Auch weil man die Karte nicht als Standardanzeige für jede Aktivität auswählen kann, sondern sie jedes Mal aus dem Hauptmenü anwählen muss. Das Routen-Erstellen in der Coros App funktioniert aber einwandfrei und sehr schnell. Insgesamt hat Coros hier einen Riesenschritt gemacht, auch wenn noch einige Meter zum Klassenprimus fehlen.

Coros Apex 2

Fazit

Die Apex 2 von Coros ist eine hochklassige Uhr für alle ambitionierten Trailrunner. Besonders Läufer und Läuferinnen mit schmalen Handgelenken profitieren vom angenehmen Tragekomfort dieses Modells. Technisch bringt die Uhr alles mit, was man als Trailrunner so benötigt (und wahrscheinlich noch viel mehr). Nur bei einigen kleinen Details (hochauflösendes Display, Kartendetails, Musik mit Spotify, Apple Pay etc.) setzen einige Mitbewerber noch einen drauf. Hier muss man aber auch noch tiefer in die Geldbörse greifen. Die Apex 2 wartet im Vergleich mit einem starken Preis/Leistungsverhältnis auf. Wer noch mehr Akku braucht, greift zur Pro Version.

+ superkompaktes Uhrenformat

+ starker Akku

+ toller Oberarm Heart Rate Sensor

+ gute Kartenfunktion

+ Effort Pace nützlich für Trailrunner

+ starke (Kraft-)Trainingsangebote in der App

– Kartenfunktion nicht ganz so detailreich

– Einstellen der Activity Screens nur über App möglich

Produktdaten

Preis399 Euro (Apex 2) // 499 Euro (Apex 2 Pro)
Gewicht42 g (Apex 2) // 53 g (Apex 2 Pro)
Akkulaufzeit (mit Standard GPS)40 h (Apex 2) // 60 h (Apex 2 Pro)
Sensoren: optischer HF-Sensor, Barometer, Beschleunigungssensor, Gyroskop, 3D-Kompass, Thermometer, Pulsoximeter, EKG-Sensor

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