Trailrunning Wochenende kompakt: Appalachian Trail FKT, Mammoth 26K, Julian Alps by UTMB, Aberland Ultratrail, Lechlauf

Das Trailrunning Wochenende kompakt. Ihr wollt die wichtigsten Rennergebnisse aus der Trailrunningwelt kurz und bündig zusammengefasst? Heute mit Appalachian Trail FKT, Mammoth 26K, Julian Alps by UTMB, Maga Skyrunning, Aberland Ultratrail

FKT Appalachian Trail

Foto: privat

  • Der Appalachian Trail ist ein 2197 Meilen (3500 Kilometer) langer Weitwanderweg im Osten der USA. Der Weitwanderweg, welcher durch 14 US-Staaten führt, gilt neben dem Pacific Crest Trail, welcher sich im Westen der USA befindet, als Prestige-trächtigster Long-Distance-Trail in den Staaten. Als ganz besondere Herausforderung gilt das Thru-Hiking. Weitwanderer nehmen sich dafür meist eine mehrmonatige Auszeit, um den gesamten Trail zu absolvieren. 2018 lief der Belgier Karel Sabbe, welcher auf solche ultra-langen Abenteuer spezialisiert ist, den Trail in 41 Tagen, 7 Stunden und 39 Minuten und war damit der bis dato schnellste Mensch auf dem Appalachian Trail.

  • Tara Dower beendete am Samstag ihren erfolgreichen FKT Versuch auf dem Appalachian Trail. Mit einer Zeit von 40 Tagen, 18 Stunden und 5 Minuten schlägt sie den Overall Rekord von Sabbe um 13,5 Stunden. Im Gegensatz zum Belgier, lief die Altra-Athletin nicht von Süd nach Nord, sondern von Nord nach Süd. Dower wurde von einer mehrköpfigen Crew unterstützt. Im Schnitt lief sie pro Tag 54 Meilen. Im Finale des Trails lief sie über 100 Meilen am Stück ohne größere Pause. Zur Einordnung: Karel Sabbe ist ein absoluter Spezialist im Bereich Long-Distance FKTs. Als Tara Dower vor dem Start ihres Projektes davon sprach seinen Rekord brechen zu wollen, dürften die meisten nur Müde gelächelt haben, wenn sie überhaupt von diesem Vorhaben mitbekamen. Es ist vielleicht die Ultratrail-Leistung des Jahres. Sind Frauen den Männern ebenbürtig oder sogar überlegen wenn die Distanzen exorbitant lang werden? Vielleicht müssen wir die Diskussion um den Gender Performance Gap noch einmal neu aufrollen.

  • Tara Dower, Candy Mama on Instagram, ist keine Unerfahrene, wenn es um Long-Distance Trails geht. Sie stellte schon FKTs auf dem Colorado Trail und auf dem Benton MacKeye Trail. Beim diesjährigen Hardrock 100 wurde sie Vierte. Mit dem Appalachian Trail verbindet sie eine langjährige Geschichte. Schon im Kahr 2017 versuchte sie sich erstmals an dem Trail, brach ihren Lauf allerdings nach 8 Tagen aufgrund einer Panik-Attacke ab. 2019 kam sie zurück und wanderte den Trail in 5 Monaten ab. Dieses Erlebnis bezeichnete sie selbst als wertvollste Erfahrung ihres Lebens.

Mammoth 27K

Foto: Mathis Decroux

  • Das letzte Rennen vor dem Big-Final der Golden Trail World Series wurde zum großen Showdown der bekannten Favoriten, die auch schon am letzten Wochenende beim Headlands 27K den Sieg unter sich ausmachten. Um den Sieger Elhousine Elazzaoui zu schlagen, haben sich die beiden Kenianer Kipngeno und Kiriago (beide Team Run2gether) eine spezielle Taktik erdacht. „Ich musste in der Ebene wie verrückt Gas geben, um die anderen auszupowern, damit Patrick dann bergauf wieder vorne sein konnte. Das war unser Plan für heute, auch auf die Gefahr hin, dass mir selbst die Kraft ausgehen würde,“ berichtet Philemon Kiriago im Ziel. Am Ende reichte es nicht ganz. Wie schon vergangenes Wochenende kam es zu einem wahnsinnig schnellen und unglaublich spektakulären Zielsprint im letzten Downhill zwischen Kipngeno und Elazzaoui. Bei einer Pace von unter 3 Minuten gab es ständige Führungswechsel zwischen den Beiden. Wenige Meter vor dem Ziel hatte der Marrokaner die Nase vorn. Kipngeno wollte noch vorbei sprinten, aber Elazzaoui versperrte ihm den Weg und erreichte das Finish einen Meter vor seinem Konkurrenten. Was für ein Finale. Hier könnt ihr euch das Spektakel noch einmal ansehen. Platz drei und vier belegten wie auch schon am vergangenen Wochenende Philemon Kiriago und Remi Bonnet.

  • Auch bei den Frauen sah das Podium ähnlich aus, wie beim Headlands 27K. Die Kenianerin Joyce Njeru siegte vergleichweise souverän vor der Rumänin Madelina Florea. Nur auf Platz drei gab es mit der US-Amerikanerin Anna Gibson ein neues Gesicht. Florea fasst den Rennverlauf im Ziel wie folgt zusammen:  „Ganz ehrlich, wenn ich daran denke, wie ich mich am Anfang gefühlt habe, dann freue ich mich echt über den zweiten Platz! Aber es stimmt schon, langsam reicht es mit den Zweit- und Drittplatzierungen. Mal sehen, ob ich das Ruder im Finale herumreißen kann!“ Mit-Favoritin Judith Wyder kämpfte mit einer Erkältung. Um ihre Chancen für das Finale zu wahren, startete sie aber dennoch und finishte am Ende auf Rang 14.

  • Vor dem großen Finale am 17.Oktober in der Schweiz ist in der Gesamtwertung alles offen. Bei den Frauen führt Joyce Njeru mit 600 Punkten das Ranking an. Dicht dahinter folgen Madelina Florea und Maude Mathys. Aber auch Judith Wyder auf Gesamtrang 5 darf sich noch Hoffnung auf eine Poudiumsplatzierung machen. Bei den Herren ist es noch enger. Elazzaoui führt mit ebenfalls 600 Punkten. Aber Kipngeno, Kiriago und Bonnet folgen dicht dahinter. Die Vier trennen nur 80 Punkte.  Das Finale in Ascona-Locarno verspricht damit hochspannend zu werden.

  • Hier geht es zu den kompletten Ergebnissen.

Julian Alps Trail Run by UTMB

Foto: facebook.com/JulianAlpsTrail

  • Das noch junge slowenische Trailevent Julian Alps Trail Run by UTMB fand dieses Jahr zum vierten Mal statt. Der Ansturm auf die Startplätze war groß, sämtliche Strecken mit Ausnahme der 10 km-Distanz komplett ausgebucht. Der Schauplatz des Rennens, der Nationalpark Triglav, lockt mit wunderschönen Landschaften und Ausblicken. Aus Rücksicht vor der Natur ist der Nationalpark allerdings selbst nicht Teil der Strecken. Die äußeren Bedingungen waren besser als von vielen befürchtet. Heftige Regenfälle und Schneefall in der Höhe hatten die Veranstalter im Vorfeld dazu bewogen, leichte Streckenanpassungen vorzunehmen. Für die 50, 80 und 120 km wurde zusätzlich das Cold Weather-Kit aktiviert. Im Endeffekt hat das Wetter aber mitgespielt: Es blieb trocken, die Trails waren bis auf wenige Ausnahmen kaum aufgeweicht, bis auf ein paar Meter gab es keinen Schneekontakt und wer sich auf kühlere Temperaturen in der Nacht und am Morgen eingestellt hat, dürfte damit gut zurechtgekommen sein.

  • Im ersten Jahr der Veranstaltung 2021 wurde noch eine 170 km Strecke angeboten. Mittlerweile weist die Königsdistanz „nur noch“ 120 km und 5000 hm auf. Die Trails sind gerade in der ersten Hälfte schnell und laufbar. Erst der zweite Abschnitt bietet alpinere Trails mit technischen Herausforderungen. Bei den Frauen konnte die Polin Paulina Krawczak (Altra) in 14:09 gewinnen. Etwa eine halbe Stunde hinter ihr kam die Deutsche Susanne Zahlauer ins Ziel, die damit einen ihrer größten internationalen Erfolge feiern kann. Auf den dritten Platz folgt Esther Fellhofer (Asics) aus Österreich 14:57.

    Das Männerrennen gibt es einen Heimsieg des Slowenen Aleš Svetina (Hoka) in 12:43. Casper Höglund aus Finnland überquert mit nur 5 Minuten Rückstand die Ziellinie und wird Zweiter. Marcel Geißler (The North Face) aus Deutschland wird Dritter. Marcel sagt uns im Anschluss, dass er sehr zufrieden mit seiner Leistung ist, da er sich in den Tagen vor dem Start mit Erkältungssymptomen herumschlagen musste. „Ich bin in einem Ultra noch nie so viel gelaufen. Die erste Hälfte war brutal schnell“, berichtet er uns im Anschluss.

     

  • Auf der 80 km-Distanz gab es aus deutscher Sicht zwei Mitfavoriten, die um den Sieg mitlaufen wollten. Marcel Höche (Adidas Terrex) und Johannes Löw (Salomon) haben das Rennen lange Zeit gemeinsam angeführt und scheinen gut zusammengearbeitet zu haben. Erst im letzten Drittel bei Kilometer 65 konnte der Slowene Zan Zepic (Salomon) die Führung übernehmen. Zepic ist kein Unbekannter und konnte dieses Jahr beispielsweise schon die 80 km im Rahmen des Mozart 100 by UTMB gewinnen. Er siegt in 7:05. Marcel Höche wird Zweiter in 7:11, Johannes Löw Dritter in 7:21. Marcel Höche berichtet auf Instagram, dass dieser Lauf seiner Ansicht nach das bisher beste Rennen seiner Karriere war und er sich auf den CCC 2025 freut.

    Bei den Frauen gewinnt Agate Armane aus Lettland in 8:28 vor der Polin Katarzyna Wilk (Salomon) , die 8:41 braucht. Keine 40 Sekunden dahinter: Die österreichische „Grand Dame“ Claudia Rosegger in 8:42. Die Deutsche Lisa Münsterer (The North Face) verpasst das Podium knapp und wird starke vierte Frau.

  • Die 50 km waren international top-besetzt. Erst vor drei Wochen hat der US-Amerikaner Hayden Hawks (Hoka) den CCC gewonnen. Seine ärgste Konkurrenz: Niemand geringere als der Italiener Francesco Puppi (Nike), Zweiter des diesjährigen OCC. Schon recht früh konnte Puppi sich absetzen und das Rennen von vorne laufen. Hawks berichtet an der VP bei km 20, dass er sich müde fühle. „Too close to CCC“, hört man ihn einem Betreuer zurufen. Puppi gewinnt deutlich in 4:31. Hawks wird Zweiter in 4:52. Dritter wird Dimitri Chapelle aus Frankreich.

    Deutlich enger ging es im Frauenrennen zu. In 6:23 kann die Tschechien Eliska Sieglova gewinnen. Platz 2 und 3 trennen dann lediglich 3 Sekunden! Was für ein Finish. Anne Barber aus Deutschland belegt einen starken zweiten Platz (6:26) vor Federica Zuccollo aus Italien (ebenfalls 6:26). Zuccollo auf Instagram: „Ein hart umkämpftes Rennen bis zum Schluss. Ich habe gemerkt, dass der 100 m-Endspurt nicht mein größtes Talent ist, was bedeutet, dass ich meinen 2. Platz um 3 Sekunden verloren habe.“

  • Hier geht es zu den kompletten Ergebnissen.

Aberland Ultratrail

Foto: facebook.com/aberlandultratrail

  • Im Bayerischen Wald fand am Wochenende zum siebten mal der Aberland Ultratrail statt. Auf den wunderschönen Trails dieses grenznahen bayerischen Mittelgebirges konnte zwischen vier Distanzen gewählt werden. Die längste Distanz führte über 68 Kilometer und 2500 Höhenmeter unter anderem über den Großen Arber, den mit 1456 Metern höchsten Berg der Region.

  • Bei den Damen siegte die Lokalmatadorin Sophie Pleintinger aus Künzing in 8:02 über die Ultra-Distanz. Bei den herren ließ der Favorit Patrick Ehrentaler nichts anbrennen und holte sich souverän den Sieg. Mit einer Zeit von 6:30 lag er fast eine Stunde vor dem Zweitplatzierten.

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Lechlauf

  • Erst zum zweiten Mal fand im österreichischen Weissenbach im Lechtal der Lechlauf statt. Neben einem 10 Kilometer Straßenlauf, gab es auch einen 24,5 Kilometer langen Trail mit 1600 Höhenmetern. Das Event war national durchaus stark besetzt. Lisa Wimmer blieb als einzige Frau unter drei Stunden und siegte vor Susi Reichert und Stephi Ganseneder. Bei den Herren konnte sich der deutsche Skyrunner Felix Bergmann knapp gegen den Stubaitaler Alex Hutter durchsetzen. Benjamin Bertrand belegte Rang drei.

  • Hier geht es zu den kompletten Ergebnissen.

Neues aus der Trailwelt

Nomads Homerun © Miloš Jakobi
  • Lauf-Crews gibt es inzwischen zuhauf in jeder größeren oder auch kleineren Metropole. Eine sehr umtriebige und für ihren lautstarken ZUT-Support auch weit über die Ländergrenzen Oberbayerns hinaus bekannte Trailrunning-Crew sind die Nomads aus Garmisch Partenkirchen. Die Nomads hatten sich für das vergangene Wochenende ein ganz besonderes Projekt erdacht. Die Ländergrenzen Garmisch Partenkirchens, welche sich zu großen Teilen auf Bergkämmen befinden, sollten im Team, das heißt als Relay-Run, erlaufen werden. Der plötzliche Wintereinbrauch vor einer Woche erschwerte dieses unternehmen enorm, doch die Nomads wäre nicht die Nomads, wenn sie sich dadurch verunsichern lassen hätten: So ging es am Freitag Abend auf die aufgrund des Schneed leicht angepassten 259 Kilometer  und 9478 Höhenmeter, die sich die insgesamt 35 Läufer und Läuferinnen aufgeteilt auf insgesamt neun Etappen erliefen. 41 Stunden später wurden die letzten Staffelläufer gebührend wieder in Garmisch empfangen. Inklusive Bengalos versteht sich. „Mit Freunden lange draußen in der Natur unterwegs zu sein, ist für uns der Kern des Trailrunning. Und darum ging es uns. Es war ein richtiges Trailrunning-Fest und eine Hommage an die für viele von uns neue Heimat Garmisch Partenkirchen.“ berichtet uns Mitorganisator des Nomads-Home-Run Daniel Hörl.

Dynafit Speed Factory in Kiefersfelden

  • Dynafit hat ein neues Headquarter. Perfekt gelegen am Tor zu den Alpen wurde im Örtchen Kiefersfelden am Wochenende nach 2-jähriger Bauzeit die Dynafit Speed Factoy eingeweiht. Neben Büroräumen für die bisher in Aschheim bei München beheimateten Dynafit-Mitarbeiter, findet man direkt an der Autobahn kurz vor der Grenze zu Österreich einen Dynafit Shop der exklusive Einblicke in die Kollektionen der kommenden Saisons gewährt, ein Bistro mit vorwiegend vegetarischer Küche, das Dynafit-Bivac, sowie ein Repair Cafe, bei dem es die Möglichkeit gibt gebrauchten Dynafit-Produkten einen weiteren Lebenszyklus zu schenken. Wer auf dem Weg in die Berge in Kiefersfelden/Kufstein vorbei fährt, weiß wo er zukünftig ein Päuschen einplanen kann.

Jack Kuenzle: Der Unangepasste

Ausgelaufen? Wenn die Motivation verloren geht