Gravel Running im Trail-Paradies: Drei Erkenntnisse vom Salomon Lindkogel Trail

Schnelle Zeiten bei Top-Bedingungen gab es vergangenes Wochenende beim Salomon Lindkogel Trail zu erleben. Weshalb uns nicht nur der Wettkampf selbst, sondern die gesamte Region als Trailrevier begeistert hat und ob Gravel Running das neue Ding wird, lest ihr hier.

„Ich bin richtig geflasht“, sagt mein Kollege Benni mit einem breiten Grinsen zu mir, als er von seinem Strecken-Erkundungslauf zurückkehrt. Da ist es, das Funkeln in den Augen eines Trailrunners, der sich gerade zum hundertsten oder tausendsten Mal aufs Neue ins Trailrunning verliebt hat. Und das, obwohl oder gerade weil Benni in den Alpen zuhause ist und normalerweise die alpinere Variante des Trailrunnings bevorzugt. Im Frühjahr schlägt nämlich die Stunde des nicht-alpinen Trailrunnings. Während die hohen Berge noch schneebedeckt sind, laden die Trails in tiefergelegenen Regionen ein, die Saison in hügeligen Waldlandschaften einzuläuten. Eine dieser Landschaften ist die Region Baden in Österreich, eine gute halbe Autostunde südlich von Wien. Hier, in der 12.000-Einwohnerstadt Bad Vöslau wo das Wiener Becken auf den Wiener Wald trifft, fand vergangenes Wochenende der Salomon Lindkogel Trail statt. Wir konnten dieses Wochenende vor Ort miterleben und haben drei Erkenntnisse mitgekommen. Los geht’s:

1. Ein Paradies für Trailrunner

Der hier liegende Wienerwald ist ein regelrechtes Trailrunningparadies. Der Hohe Lindkogel ist mit 834 Metern eine der höchsten Erhebungen dieses Mittelgebirges am Nordostende der Alpen und Namensgeber des Trailwettkampfes, der 2017 seine Premiere gefeiert hat. Ein Spinnennetz aus schmalen Pfaden und ausgebauten Wanderwegen durchzieht dieses Trailrevier. Ein großer Abenteuerspielplatz für die zwei Millionen Wienerinnen und Wiener. Hier gibt es Wurzeltrails satt. Immer wieder tauchen auch kleine Felsformationen auf. Wer stehen bleibt, kann die seltenen Aussichtspunkte im dichten Kiefernwald nutzen und einen Rundumblick in die Ferne sowie über das hier angelegte Weinanbaugebiet genießen (wie wir hörten, soll der Badener Weißburgunder köstlich schmecken). Durch die Weingärten fühlen wir uns an die Bilder des parallel stattfindenden Chianti Ultra Trails in Italien erinnert.

Der Autor auf der Strecke des Salomon Lindkogel Trails.

2. Gestatten Sie, hier kommt Gravel Running

Am Freitag vor dem Rennwochenende nutzt der Titelsponsor Salomon die Gelegenheit, Einblicke in die Unternehmenshistorie und die aktuelle Trail-Kollektion zu geben. So weit, so erwartbar? Denkste! Die Franzosen aus Annecy haben sich nämlich etwas ganz Neues einfallen lassen. Sie nennen es Gravel Running. Die erste Assoziation, nämlich Gravel Biking, ist durchaus gewollt. Ähnlich wie mit einem Gravel Bike sollen bewegungsfreudige Menschen mit einem Gravel Running-Schuh Grenzen überwinden können – sowohl terrainbedingte als auch innere, selbstauferlegte Grenzen. Festgefahrene und einschränkende Glaubenssätze wie „Ich bin Trailrunner, Asphalt ist langweilig“ oder „Ich bin Straßenläuferin, Trailrunning ist mir zu wild“ sollen mit den Gravel Running-Schuhen von Salomon überwunden werden. Schu(h)bladendenken war gestern. Das Motto lautet: Running ohne Limits.

Der Laufschuh will im Grunde eine Manifestation einer Haltung sein. Es geht um eine Offenheit für die Vielfalt des Laufens, für eine inklusive Gemeinschaft, die jede und jeden willkommen heißt und die neugierig auf das nächste Lauf-Abenteuer ist. Dabei ist das Ziel nicht eine geplante Distanz, eine bestimmte Geschwindigkeit oder ein Gipfelkreuz, sondern der Prozess des freien Laufens selbst.

Der Salomon Aero Glide 3 Grvl in Action © Salomon

Die Philosophie des Gravel Runnings scheint uns in ihrer Zielsetzung sehr gegenwärtig zu sein. Wer mag sich schon auf etwas festlegen? Sich Dinge offen zu halten und flexibel zu bleiben – das sind beobachtbare Charaktereigenschaften des modernen Menschen. Jetzt sind wir natürlich neugierig auf die Schuhe geworden. Denn seien wir ehrlich: Am Ende des Tages kann der ideelle Überbau noch so überzeugend und spannend sein, wenn der Schuh nicht funktioniert. Wir durften den AERO GLIDE 3 GRVL ausprobieren.

Testbericht Salomon Aero Glide 3 GRVL

Test

Salomon Aero Glide 3 GRVL

Ein Gravel Running-Schuh? Was soll das denn bitte schön sein? Wir glauben, jetzt haben wir es verstanden. Aber lest selbst.

3. Schnelle Zeiten auf allen Distanzen

Zurück zum Salomon Lindkogel Trail, dem eigentlichen Grund unseres Besuchs in Bad Vöslau. Am Sonntagmorgen starten die Trailrunner auf vier angebotenen Strecken (10 km/370 hm, 21,5 km/1070 hm, 34 km/1420 hm, 54,5 km/2370 hm). Darunter sind einige bekannte Namen aus der deutschen und österreichischen Szene. Die idealen Bedingungen lassen Beobachter auf Top-Ergebnisse hoffen: Der Boden ist trocken, es gibt keinen Niederschlag und die Temperaturen liegen vormittags bei angenehmen 12 Grad.

Beste Voraussetzungen also für die Teilnehmer des 10 km-Laufs. Bei den Männern schaffen es die ersten beiden, Raphael Rakut und Sebastian Falkensteiner, sogar, unter die 40 Minuten-Marke! Streckenrekord! Rakut hat die Nase um ein paar wenige Sekunden vorn. Auch bei den Frauen wird durch Katarina Martinovic mit 50:13 min eine der schnellsten Zeiten in der Lindkogel-Historie aufgestellt. Wir sehen viele sehr junge Nachwuchstalente, zwischen Jahrgang 2006 und 2012 sind und es in die Top 10 schaffen. Die Erklärung: Der 10er ist Teil des Trail Youngster Cups 2025, der vom Österreichischen Leichtathletikverband (ÖLV) ausgerichtet wird. Miriam Rossmann und Maija Schmid beispielsweise sind 13 und 14 Jahre alt und laufen auf Gesamtplatz zwei und drei. So sieht Nachwuchsförderung in Österreich aus!

Auf der teilnehmerstärksten Advanced Trail-Strecke, die ziemlich genau einer Halbmarathon-Distanz entspricht, gab es wie beim 10er bei den Männern einen Zweikampf, bei dem sich Moritz auf der Heide vor seinem Salomon-Teamkollegen Dominik Hohenleitner durchsetzen konnte (mehr dazu hier). Die Siegerin wurde Jessica Koch in 2:11 Stunden, nur knapp 2 Minuten vor ihrer Verfolgerin Anna Wacha.

Die Super Trail-Strecke mit 34 km und 1420 hm konnte Raphael Miks (Scarpa) in sehr starken 2:35 Stunden gewinnen. Das Frauenrennen entscheidet Diana Dzaviza in ebenfalls schnellen 3:13 Stunden für sich. Eine Zeit, mit der sie auf dem 9. Platz Overall landet.

Und auf der Ultra-Distanz? Hier gab es für Julius Ott, der mit seinen 857 ITRA-Punkten zu den deutschen Topläufern gehört, einen Favoritensieg. Julius ist eigentlich dafür bekannt, bei Bergläufen und kürzeren Trails zu siegen. Anscheinend kann er auch Ultra. Bei der anstehenden Weltmeisterschaft im September schielt er aber auf einen Platz beim kürzeren Up-and Down Format. Nur 5 Minuten dahinter kommt der zweitplatzierte Bernhard Ortner ins Ziel. Theresa Döpping gewinnt in 5:32 Stunden bei den Frauen und läuft damit komfortabel in die Top 20 der Gesamtwertung. Tabea Fian wird mit 5:45 Stunden Zweite.

Wir finden, dass der Salomon Lindkogel Trail und das ganze Gebiet Wienerwald echte Geheimtipps für Trailrunner sind, die abseits der hohen Gipfel auf sehr laufbaren und flowigen Waldtrails laufen wollen und einen frühen Saisoneinstieg suchen. Wir freuen uns schon auf das nächst Jahr, wenn beim Lindkogeltrail das 10. Jubiläum ansteht.

Dominik Hohenleitner und Moritz auf der Heide im Ziel.

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