Sub 14 – Zahlen und Storylines vom Chianti by UTMB, Barkley Marathons, Acantilados Del Norte und Lindkogeltrail

Immer montags präsentieren wir euch die Zahlen des vergangenen Wettkampfwochenendes. Hinter jeder Zahl verbirgt sich eine kleine Geschichte, die interessant, spannend, lustig oder einfach nur informativ ist. Dieses Mal blicken wir auf den Chianti by UTMB, die Barkley Marathons, den Lindkogeltrail und den Skyrunning-Auftakt.

Sub VIERZEHN

Es war das Triell des Frühjahrs. Die drei vergangenen UTMB-Sieger trafen sich erstmals beim Chianti by UTMB an einer Startlinie. In unserer Instagram-Umfrage vor dem Rennen sprachen sich 55 % der Teilnehmenden für Kilian Jornet als Sieger aus. 34 % sahen Jim Walmsley vorn, und nur jeweils 6 % trauten dem amtierenden UTMB-Sieger Vincent Bouillard oder dem Italiener Andreas Reiterer den Sieg zu.

Letztendlich wurde der erwartete packende Fight zu einer relativ klaren Angelegenheit. Walmsley siegte souverän, blieb als einziger Teilnehmer unter zehn Stunden und distanzierte Kilian und Vincent um knapp eine halbe Stunde. Zwischen den beiden Letztgenannten entwickelte sich jedoch noch ein spannender Zweikampf.

Im letzten Abschnitt des Rennens attackierte der Franzose immer wieder, um den angeschlagenen Kilian Jornet – der Katalane kämpfte mit muskulären Problemen am äußeren Oberschenkel – abzuhängen. Doch dieser spielte seine ganze Routine aus, blieb dran und setzte am letzten Anstieg hinauf in die kleine Stadt Radda in Chianti zum Gegenschlag an. So sicherte er sich letztlich Platz zwei. Da Jim bereits versorgt war, erhielten sowohl Kilian als auch Vincent ein Golden Ticket für den Western States. Kilian, der schon wenige Minuten nach dem Zieleinlauf wieder nach Norwegen abreiste, machte keinen Hehl daraus, dass das Goldene Ticket an diesem Tag sein einziges Ziel gewesen war.

Bleibt nur noch eine einzige Frage offen: Was wollte uns Jim Walmsley mit seiner kurzen Handgeste im Ziel sagen? Ein Finger der rechten Hand nach oben gestreckt, drei Finger der linken Hand nach unten – war das eine Bestellung in der ortsansässigen Trattoria: eine Portion Pasta und drei Gläser Chianti? Oder symbolisierte der nach oben gestreckte Finger ihn selbst und die drei nach unten gerichteten Finger seine drei Konkurrenten Jornet, Bouillard und Reiterer?

Da Walmsley weder für übermäßigen Alkoholkonsum noch für Respektlosigkeit bekannt ist, tippen wir auf eine dritte Variante: Auch wenn der Chianti by UTMB ein großes Spektakel zwischen den weltbesten Ultraläufern war, war es auf der anderen Seite doch nur eines – ein Qualifikationsrennen für den eigentlichen Big Dance, den Western States 100.

Schaut Walmsley bereits in Richtung Juni und will uns mit seiner Geste seine Zielzeit prognostizieren? Sollte eine 13 vorne stehen, wäre das nicht nur ein neuer Streckenrekord, sondern auch der Durchbruch einer weiteren Schallmauer – der VIERZEHN-Stunden-Marke. Der aktuelle Streckenrekord, aufgestellt von Walmsley selbst, liegt bei 14 Stunden und 9 Minuten. Jornet und Bouillard sollten sich diese Geste also noch einmal genau anschauen und gut überlegen, ob sie beim Western States das Anfangstempo des US-Läufers mitgehen wollen.

Die geheimnisvolle Geste des Jim Walmsley © UTMB

FÜNF:SIEBENUNDDREISSIGer Pace

Rosanna Buchauer, wohnhaft bei Innsbruck und Siegerin des Großglockner Ultratrail sowie des Lavaredo Ultratrail, fühlt sich im alpinen Gelände am wohlsten. Beim CCC im August 2024 qualifizierte sie sich für den Western States 100 – nicht gerade ein Lauf, der ihrem Stärkenprofil entspricht. Aber eine Absage beim WSER ist natürlich keine Option. Und so stellt sich Rosanna der Herausforderung des Ungewohnten.

Der Chianti Ultratrail sollte ihre erste Messlatte auf laufbarerem Terrain sein. Wir machen es kurz: Die Generalprobe für den heißen Tanz in Kalifornien ist gelungen. Auch wenn die Dynafit-Athletin am Ende nur ganz knapp am Sieg vorbeischrammte, ist ihre Durchschnittspace von 5:37 min/km über 73 Kilometer und 3.180 Höhenmeter überaus beachtlich. Nur die Britin Gemma Hillier-Moses lag am Ende zwei Minuten vor Rosanna, nachdem sich die beiden auf den letzten Kilometern einen stetigen Führungswechsel und einen harten Zweikampf geliefert hatte.

Rosanna Buchauer und Gemma Moses im Ziel von Radda in Chianti © UTMB

NULL Finisher

NULL Finisher. Keiner. Niemand. Die Barkley Marathons haben in diesem Jahr ihrem Ruf, eines der härtesten Rennen der Welt zu sein, alle Ehre gemacht. Nach dem Finisherrekord im Jahr 2024, das unter anderem Jasmin Paris als erste Frau mit einem Finish hervorgebracht hat, wurde im Vorfeld des diesjährigen Rennens spekuliert, ob das Orga-Team um Lazarus Lake den Schwierigkeitsgrad erhöhen würde. Allem Anschein nach ist genau das eingetreten.

Was macht das Rennen so anders und komplex? Die Barkley Marathons kennen keine feste und markierte Strecke. Es muss mit Karte und Kompass navigiert werden. GPS-Uhren sind verboten. Das Rennen wird in fünf Runden gelaufen, wobei nach jeder Runde die Laufrichtung gewechselt wird. Unterwegs müssen versteckte Bücher gefunden werden, aus denen eine Seite als Beweis für den Fund herausgerissen werden muss. Insgesamt soll die Strecke deutlich über 160 km lang sein und um die 20.000 Höhenmeter aufweisen. Das Terrain ist schwierig, zugewuchert, steil, weglos, und das Wetter ist zuverlässig schlecht. Mit Abschluss der Veranstaltung 2025 haben seit der Erstaustragung 1986 erst 20 Läufer 26 Mal die volle Distanz innerhalb des Zeitlimits von 60 Stunden gemeistert.

Jedes Jahr wird die Strecke variiert, und in diesem Jahr war es besonders brutal. So brutal, dass in diesem Jahr keine einzige Frau auch nur die zweite Runde erreicht hat, obwohl mit der französischen Langstreckenspezialistin Claire Bannwarth eine aussichtsreiche Kandidatin am Start war. Nur ein Mann, nämlich niemand Geringeres als der dreifache Barkley-Finisher John Kelly, hat drei Runden komplettiert. Wer drei Runden unter 40 Stunden schafft, darf sich im Barkley-Universum als Finisher des sogenannten „Fun Runs“ bezeichnen. Wir dürfen gespannt sein, wie es 2026 weitergeht und ob das Schwierigkeitslevel nach unten angepasst werden wird. Das Image der Barkley Marathons als „The Race that eats its Young“ wurde jedenfalls wiederhergestellt.

Wer sich für die Barkley Marathons interessiert, sollte unbedingt den neuen Film „The Finisher“ anschauen, der das historische Finish von Jasmin Paris 2024 dokumentiert.

Nur eines von vielen skurrilen Ritualen: Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin muss ein Auto-Nummernschild als Geschenk mitbringen. Diese werden dann an einer Wäscheleine aufgehängt. Foto: By Michael Hoodge - https://www.flickr.com/photos/mhodge/3412114687/in/album-72157616263667783/, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=98691724

DREI Sekunden

Die Alles Laufbar-Redaktion war an diesem Wochenende in Niederösterreich zu Gast. In Bad Vöslau, unweit von Wien, fand der Lindkogel Trail statt, im Rahmen dessen Salomon zu einem Presseevent eingeladen hatte. Nach diesem Wochenende müssen wir zwei Plädoyers halten: eines für die sanften Berge der Mittelgebirge und ein weiteres für die sogenannten „Kurzdistanzen“ dieses Sports.

Auf einem 21 Kilometer langen, mit 1.100 Höhenmetern gespickten Kurs, der zwar nie die Baumgrenze verließ, aber zu 98 % aus traumhaften Waldwegen und schmalen Singletrails bestand, lieferten sich die beiden Salomon-Athleten Dominik Hohenleitner und Moritz auf der Heide ein packendes Duell. Letzterer bestimmte auf dem verspielten Wechsel zwischen Up- und Downhill das Tempo und lief vorneweg, konnte den stark laufenden Bayern Hohenleitner jedoch nicht abschütteln. Erst wenige hundert Meter vor dem Ziel gelang ihm der entscheidende Move. Nach einer Stunde und 35 gemeinsamen Minuten trennten die beiden im Ziel nur DREI Sekunden.

Wir waren hautnah dabei – auf unserem Insta-Channel könnt ihr diesen Zweikampf noch einmal nacherleben.

Bei den Frauen siegte auf der Advanced Trail-Distanz Jessica Koch nach 2 Stunden und 11 Minuten. Diana Dzaviza und Raphael Miks entschieden den Supertrail für sich. Theresa Döpping und Julius Ott gewannen die Ultratrail-Distanz.

Moritz und Dominik im Ziel des Lindkogel Trail.

DREIZEHN spanische Skyrunner

DREIZEHN der insgesamt zwanzig Top-Ten-Platzierten beim allerersten Rennen der Skyrunner World Series kamen aus Spanien. Auf La Palma, beim Acantilados del Norte, siegte die Spanierin Marta Martinez knapp vor Denisa Dragomir.

Bei den Herren wurde lediglich das Podium von anderen Nationen besetzt: Luca Del Piero aus Italien siegte überraschend vor dem Favoriten Roberto Delorenzi aus der Schweiz. Platz drei belegte Loreno Beltrami, ebenfalls aus Italien. Danach folgten sieben Spanier.

Nun war es keineswegs so, dass das Niveau hier deutlich abflachte oder es sich ausschließlich um spanische Locals handelte. Nein, auf Platz sechs landete beispielsweise kein Geringerer als die Traillauf-Legende Manuel Merillas. Zumindest in Spanien scheint der Sport Skyrunning nach wie vor äußerst populär zu sein.

Im deutschsprachigen Raum sieht das jedoch anders aus. Trailrunner aus Österreich oder Deutschland sucht man bei Rennen der Skyrunner World Series bereits seit einigen Jahren vergeblich. Ein möglicher Grund dafür könnte in den landschaftlichen Gegebenheiten liegen: Die spanischen Gebirgszüge sind oft deutlich rauer und alpiner als die bewaldeten Mittelgebirge Deutschlands. Auch das südländische Temperament scheint besser zu diesem extremen und fordernden Sport zu passen als das eher abwägende und nüchterne Naturell vieler Mitteleuropäer.

Siegerin beim SWS Auftakt Acantilados Del Norte: Martina Martinez © Skyrunner World Series

DREI Deutsche – Zahlen und Storylines vom Canyons, Mt. Ventoux, MIUT, UTFS, Gapa Trail und der GTWS

Deutsche Meisterschaft beim UTFS, Golden Ticket Chance beim Canyons und Katie vs. Katharina auf Madeira