Craft Nordlite Ultra Pro

Der Nordlite Ultra Pro von Craft gehört in die Kategorie Hybridschuh. Er vereint Elemente aus Straßenlauf- und Trailschuhen in sich und möchte ein Angebot für all jene schaffen, die in ihrem Alltag einen Mix aus verschiedenen Untergründen laufen, die aber vielleicht seltener Ausflüge ins technisch komplexe Gelände machen. Gravelrunning ist ein Begriff, der sich für diese Art des Laufens durchgesetzt zu haben scheint: Schotter- und Forstwege, leichte Wanderwege, Parks, und dazwischen immer wieder Asphaltabschnitte. Wir sind den Schuh über mehrere Wochen auf verschiedensten Wegen gelaufen und haben um die 150 Kilometer in ihm gesammelt. Taugt der Schuh als Allrounder, der einfach alles kann?

Der Schuh hat eine direkte Dämpfung, die auf der festeren Seite angesiedelt ist. Besonders auf Kilometern auf der Straße kommt uns die Dämpfung besonders fest vor. Craft hat im Nordlite Ultra Pro unter anderem den „superkritischen“ Schaum Cr Foam Pro eingesetzt, das ist Crafts High-End-Dämpfungsschaum für besonders viel Energierückgabe. Dynamisch ist der Schuh allemal, er lässt sich biegen und möchte schnell in seine Ursprungsform zurück. Den daraus resultierenden Vortrieb spüren wir auch beim Laufen, jedoch ohne die weiche Landung und den Bounce eines waschechten High-Performance-Schuhs.

Auf Naturwegen wird dieser Eindruck der Dämpfung ein Stück weit relativiert. Hier zeigen sich die Stärken des Nordlite Ultra Pro: Auf Forstwegen kommt der Schuh in Fahrt, durch die gemäßigte Rocker-Formung kommt er ins Rollen, der Vittoria Grip sorgt auch auf losem Boden für einen guten Abdruck. Das funktioniert genau so lange, wie die Wege laufbar bleiben. Zwar bietet der Schuh ein gelände-taugliches und unkaputtbares Matryx-Obermaterial, aber für wirklich rauhe Trails ist der Schuh nicht gemacht. Dafür erscheint uns die Plattform des Schuhs im Fersenbereich etwas schmal für eine Höhe von 40 mm, sodass die Gefahr des seitlichen Wegkippens durchaus vorhanden ist. Das ist keine Kritik, denn Craft hat an keiner Stelle behauptet, dass der Nordlite Ultra Pro fürs alpine Gelände gemacht wurde.

Die Passform des Schuhs ist geräumig und sollte auch breiten Füßen genug Platz bieten. Insgesamt ist die Bettung des Fußes im Innenschuh sehr angenehm und an allen entscheidenden Stellen gut gepolstert. Selbst die Zehen sind vorne mit einer leichten Verstärkung des Obermaterials gegen Kollisionen geschützt. Ein Kritikpunkt: Die Schnürsenkel sind unserer Meinung nach zu dünn und glatt, was für das ein oder andere Frustrationsgefühl beim Schnüren gesorgt hat. Gerade im Zusammenspiel mit der üppig gepolsterten Zunge ist das feste Schnüren des Schuhs gar nicht so einfach. Unser Wunsch für die nächste Version: Gerne weniger Zunge, dafür mehr Senkel.

Taugt der Schuh als Wettkampfschuh? Immerhin ist das Wort „Pro“ im Namen, und der Hersteller wirbt mit der Aussage, dass dies ein „Gravel-Racer“ sei. Der Schuh wurde für alle entwickelt, „die Wert auf Geschwindigkeit und reaktionsschnelle Leistung legen, perfekt für schnelle Gravel-Rennen wie beim Western States Endurance Run.“ Ja, wir sehen den Schuh durchaus als wettkampftauglich an. Wir betrachten ihn bei laufbaren Rennen auf gut ausgebauten Wanderwegen (wie z.B. dem Rennsteiglauf). Wobei die ganz ambitionierten Läuferinnen und Läufer wahrscheinlich einen Schuh mit Karbonplatte wählen würden, um noch mehr Vortrieb zu bekommen. Für alle anderen ist der Nordlite Ultra Pro eine gute Wahl, der im Gegensatz zu vielen Karbon-Modellen keine Anpassung des eigenen Laufstils verlangt oder einen unverhältnismäßig hohen Preis aufruft.

Fazit: Ein interessanter Schuh, der im richtigen Terrain eingesetzt, viel Spaß machen kann.