Trailrunning für Einsteiger: 7 Tipps für den Start

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Du möchtest mit dem Trailrunning anfangen, aber weißt nicht wie? Dann bist du hier genau richtig. Unsere 7 Tipps sagen dir, was du wirklich wissen musst.

Zuallererst heißen wir dich aufs herzlichste willkommen! Schön, dass du da bist. Der erste Schritt ist gemacht: Irgendwie bist du aufs Trailrunning gestoßen (worden) und bist deiner Neugier gefolgt. Bleib dabei, es lohnt sich.

Disclaimer: Das hier sind nicht die typischen Lauftipps oder Motivationssätze. Die findest du an anderer Stelle zu genüge (wir verweisen auf Google und ChatGPT).

Los geht’s mit unseren Tipps zum Trailrunning für Einsteiger:

1. Es ist ok, Anfänger/in zu sein

Bevor wir zum Laufen an sich kommen, geht es in diesem ersten Punkt um die Einstellung und Haltung. In der Ratgeberliteratur wird oft vom „Beginner’s Mindset“, also einem „Anfängergeist“ gesprochen. Damit ist eine innere Offenheit und Bereitschaft gemeint, sich auf eine neue Herausforderung einzulassen. Das Gegenteil dieser positiven Haltung wäre es beispielsweise, sich von Anfang an mit anderen viel erfahreneren Trailrunnern zu vergleichen, was zu Frust und Ungeduld führen kann. Der Moment eines Neuanfangs, das wusste auch schon Hermann Hesse, ist ein ganz besonderer. Nie wieder wird sich diese Sache so „neu“ anfühlen. Kinder erleben diese Momente natürlich häufiger als Erwachsene, die über weit mehr Lebenserfahrung verfügen. Ist die Gelegenheit nicht umso schöner, mal wieder kindliche Neugier und Naivität walten zu lassen? Wir finden schon. Deswegen: Mache Fehler, lerne daraus, lache darüber und hab vor allem Spaß dabei ein Anfänger oder eine Anfängerin zu sein.

Bergauf kannst du deine üblichen Kilometerzeiten als Pace vergessen. Foto: UTMB

2. Verabschiede dich von der „Pace“

Die allermeisten Einsteigenden werden läuferische Erfahrungen auf der Straße gesammelt haben. Manche mehr, manche weniger. Der klassische Laufsport wird fast ausschließlich von einer Variable dominiert, der Pace. Wie viele Minuten und Sekunden braucht jemand im Schnitt pro Kilometer auf einer bestimmen Distanz. Läuft man einen 4er, 5er oder 7er-Schnitt? Das ist im Straßenlaufkosmos die entscheidende Frage. Kein Wunder, denn wenn davon ausgegangen wird, dass eine Strecke weitestgehend flach, asphaltiert oder geschottert ist, dann bleibt eigentlich nur noch die Frage nach der Geschwindigkeit. Von den individuellen und eingeprägten Pacebereichen auf der Straße, sollte man sich beim Einstieg ins Trailrunning verabschieden. Vergiss die typische Dauerlaufpace, ignoriere die Paceanzeige auf der Uhr, besser noch: Lass sie dir erst gar nicht anzeigen. Auf dem Trail ähnelt selten ein Kilometer dem anderen. Sobald Wuzeln, Steine, Hügel oder gar Berge ins Spiel kommen, wirst du Kilometerzeiten laufen, die du vor kurzem noch nicht für möglich gehalten hast. Nicht selten zweistellig. Kein Witz. Das ist normal und bedeutet nicht, dass du „langsam“ warst. Auch Pause machen ist erlaubt.

3. Erkunde, entdecke, erlebe dein Umfeld

Egal, wo du wohnst, es wird höchstwahrscheinlich erreichbare Parks, Naherholungsräume, Naturschutzgebiete oder Wälder geben, in denen du auf Trails laufen kannst. Unser Tipp: Begreife Trailrunning nicht nur unter Fitness- und Leistungsaspekten, sondern lasse dich auf eine läuferische Entdeckungsreise deiner Umwelt ein. Zu Fuß lässt sich eine Region hervorragend erschließen. Es wird beispielsweise eine laufbare Verbindung zwischen zwei Orten hergestellt. Oder es wird ein Gebiet oder ein See umrundet. Das Gefühl für eine Landschaft, ihre Eigenarten und Beschaffenheit, für Distanzen und Zeiten, wird völlig neu entstehen. Trailrunning ist immer auch Abenteuer. Sei offen dafür neue Wege zu betreten oder dich auch mal ein bisschen zu verlaufen. Das gehört dazu und macht den Reiz dieses Sports aus. Ebenso gehört dazu, dass man für solche Situationen vorplant. Wenn du weißt, dass heute ein Trailabenteuer wartet, plane deine Verpflegung und Ausrüstung dementsprechend.

Trailrunning kann man (fast) überall. Foto: UTMB

4. Kaufe nur das Nötigste

Trailrunning ist ein stark wachsender Markt. Es gibt für alles Mögliche das passende Produkt. Lass dich hiervon nicht verrückt machen. Es reichen im Prinzip zwei essentielle Ausrüstungsgegenstände:

Schuhe:
Um ein Paar Trailrunningschuhe wirst du nicht umhin kommen. Zumindest dann nicht, wenn du wirklich auf Naturwegen unterwegs sein möchtest. Die Bandbreite an unterschiedlichen Marken und Modellen ist riesig. Hier einen pauschalen Tipp für geeignete Einsteigerschuhe zu geben ist nicht möglich. Dafür ist die Schuhwahl viel zu individuell. Am besten du probierst Schuhe vor Ort bei einem Fachhändler an und informierst dich bei Trailrunningmedien wie Alles Laufbar über Schuhtests. Wähle idealerweise ein Modell, das in die Kategorie Allrounder fällt. Wenn du mit einer Straßenlaufschuhmarke, die auch Trailschuhe herstellt, gut zurechtgekommen bist, lohnt es

Laufweste:
Wenn du längere Läufe von einer Stunde und länger in der Natur machen möchtest, dann ist eine Laufweste von Vorteil. Im Gegensatz zum Straßenlauf durch urbane Gebiete, kann es beim Trailrunning sein (oder: ist es vielleicht sogar gewünscht), dass man für längere Zeiträume „ab vom Schuss ist“. Keine Tankstelle, kein Supermarkt, kein Café. Heißt: Essen und Trinken, Smartphone und Haustürschlüssel, ggf. EC-Karte oder etwas Bargeld und am Berg immer eine Regenjacke und ein Erste-Hilfe-Set dabeihaben. Das alles lässt sich am bequemsten in einer Laufweste transportieren. Auch hier ist die Auswahl sehr individuell. Wähle idealerweise eine mittelgroße Variante (aufs Volumen bezogen).

Wie jetzt, keine GPS-Uhr mit Kartennavigation? Keine Kompressionskleidung? Keine Sportsonnenbrille? Nein, das brauchst du zum Einstieg nicht. Dein Smartphone reicht zur Aufzeichnung deiner Läufe und zur Navigation im Zweifelsfall erst einmal aus (auch wenn du wahrscheinlich schnell etwas praktischeres in Form einer Uhr haben wollen wirst). Deine alten Sportshirts und -shorts reichen auch vollkommen aus. Trailrunning kann, aber muss kein ausgabenintensiver Sport sein.

Ein gutes Paar Trailschuhe ist die wichtigste Investition. Foto: UTMB

5. Tauche ein, sauge auf

Neben dem ganz konkreten sportlichen Einstieg ins Trailrunning, gibt es noch viele weitere Möglichkeiten sich mit dem neuen Sport vertraut zu machen. Anders gesagt: Sich besser kennenzulernen. Es gibt zahlreiche Bücher, Podcasts und Filme, die dir helfen interessante Aspekte dieses manchmal etwas verrückten Sports zu entdecken. Du wirst merken, es eröffnet sich eine ganz neue Welt. Vielleicht wirst du schon nach wenigen Wochen denken: Es gab ein Leben vor dem Trailrunning? Tauche tief ein, sauge alles auf, werde zum Nerd, wenn es sich richtig anfühlt. Wenn nicht, dann ist es selbstverständlich auch ok, die neu gewonnene Leidenschaft fürs Trailrunning nicht ausufern zu lassen und sein altes Leben fortzuführen. Es sei an dieser Stelle klargestellt: Nein, du musst nicht umgehend deine Wochenarbeitszeit reduzieren, um mehr Zeit für das Training zu haben. Du musst auch nicht sofort eine Immobilien-App runterladen und nach bezahlbarem Wohnraum in Bergnähe suchen. Wenn du es doch tust: Auch das ist normal. An dem Punkt waren wir alle schon.

6. Finde oder gründe eine Crew

Trailrunning is a team sport. Trailrunning ist ein Mannschaftssport. Diese zunächst kontraintuitive Feststellung hört man immer wieder in der Trailszene. Wie kann das sein? Schließlich ist Trailrunning doch eigentlich eine Einzelsportart. Im engeren Sinne stimmt das auch. Schließlich läuft man im Wettkampf für seine individuelle Zielzeit. Auch das Training wird mitunter alleine stattfinden. Das ist sogar ein Aspekt, den viele Trailrunner sehr genießen. Rauskommen, Abschalten, Me-Time. Andererseits spielt der Community-Aspekt im Trailrunning traditionell eine große Rolle. Gleichgesinnte suchen und finden sich, es wird zusammen gelaufen, man zeigt sich gegenseitig die kleinen geheimen Pfade, die sonst keiner kennt. Hab keine Angst dich einer lokalen Trailcrew vorzustellen und anzuschließen.

Trailrunner sind in aller Regel unkompliziert und willkommen-heißend. Keine Berührungsängste, bitte! Es gibt noch keine Laufcrew für Trailrunner in deiner Nähe? Dann suche dir einfach eine zweite Person und gründet eine. Ein cooler Name und ein Social Media Profil reichen und ihr werdet sehen: In wenigen Wochen seit ihr eine verschworene Bande, die regelmäßige Lauftermine anbietet, sich ein Funktionsshirt mit Logo verpasst und gemeinsam zu Trailwettkämpfen reist. Beim Wettkampf angekommen wird einander gerne „supportet“. Das bedeutet so viel wie: Ich reiche dir Verpflegung an den Verpflegungsstellen und bin dort, um dich, als Laufenden, moralisch zu unterstützen. Trailrunning ist (auch) ein Mannschaftssport.

Wettkämpfe sind eine gute Möglichkeit den Sport und die Menschen besser kennenzulernen. Foto: UTMB

7. Melde dich für einen Trailwettkampf an

Du hast gerade erst angefangen und sollst dich schon für einen Wettkampf anmelden? Ganz genau. Wir meinen gar nicht unbedingt, dass du dich hier mit anderen messen sollst. Es geht vielmehr darum die Atmosphäre zu spüren und andere Trailrunner zu sehen und kennenzulernen. Jede Veranstaltung bietet für Einsteiger und Einsteigerinnen geeignete kurze Distanzen mit oftmals sehr großzügigen Zielschlusszeiten an. Es ist also fast egal wie „gut“ oder „schlecht“ dein Fitnesslevel aktuell ist. Hier kann jede und jeder auf seine Kosten kommen. Egal, ob für das Ergebnis oder das Erlebnis, trau dich! Du wirst merken, dass ein Trailrunningevent etwas anders abläuft als ein Straßenlaufevent.

Hier gibt es in der Regel ein großes Miteinander. Da es nicht um präzise Bestzeiten auf streng-vermessenen Flachstücken geht, sondern um das möglichst effiziente Bewältigen eines Trails unter den aktuellen Bedingungen (die stark von Jahr zu Jahr variieren können), bietet ein Traillauf mehr Raum für Interaktionen. Motivierende Worte und ein Scherz am Rande sind gern gesehen bzw. gehört. Wenn jemand augenscheinliche Probleme hat, wird gefragt, ob geholfen werden kann. Nirgendwo sonst wirst du die Trailrunningcommunity so kennen und schätzen lernen, wie bei einem Trailwettkampf.

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