Der Lauf des Lebens ist vielschichtig und die Abzweigungen können in vielerlei Richtungen führen. Er ist aber in erster Linie eines: Ein Lauf. Und mit dem Laufen kenne ich mich aus. Kein Wunder, dass ich es liebe mich Alltagssituationen zu entziehen und eigenbrötlerisch meine Laufrunden zu drehen. »Wovor läufst du eigentlich weg?« erscheint vielen als die dümmste aller Fragen. Vielleicht ist sie aber auch die klügste.
Anlässe. Wir nehmen sie, wie sie kommen. Oft feierlich. Manchmal traurig. Ab und an außergewöhnlich. Und derzeit gibt es verdammt viele Anlässe. Und die meisten davon treiben mich raus. In den Wald. Neudeutsch nennen wir es Eskapismus. Ich nenne es Auszeit. Auszeit von schlechten Nachrichten und Krieg. Von Stress und Kummer. Und manchmal auch von den eigenen vier Wänden. Spätestens seit der Corona Pandemie wissen wir sie alle zu schätzen, unsere Auszeiten. In Zeiten von Ausgangssperren und einer Vielzahl von mal mehr, mal weniger nachvollziehbaren Auflagen, haben wir sie alle gebraucht.
Nun fühlt es sich so an als hätte der Zahn der Zeit besonders flott genagt. Die Unsicherheit von Generationen bricht nun gleichermaßen und großflächig über uns hinein. Ich selbst verliere den Biss. Klimakatastrophen rechts. Krieg und Eskalation links. Und in der Mitte wird in erschreckender Beständigkeit irgendein Rechtspopulist in ein Staatsamt gehoben. Da lasse ich sie mir nicht nehmen. Meine Auszeit.