Scarpa Ribelle Run 2

Wir sind gespannt auf die neue Version des Ribelle Run 2. Der Vorgänger samt Boa-Schnürung hat uns besonders in den Punkten Stabilität und Protektion überzeugt. Kritik haben wir an der fehlenden Dynamik der Dämpfung geübt. Wie sieht es beim neuen Ribelle Run 2 aus? Was hat sich im Vergleich zur ersten Ausgabe verändert?

Scarpa preist den Ribelle Run 2 als einen Schuh für Trailrunner an, „die auf anspruchsvollen Trails außergewöhnliche Präzision, Stabilität und Kontrolle suchen“. Ein Schuh für technisches Gelände. Scarpa bringt viel Erfahrung aus dem Bergsteigen und Klettern mit. Gelingt die Transferleistung der Bergexpertise auf den Trailrunningschuh Ribelle Run 2?

Wir haben es hier mit einem sehr robusten Schuh zu tun, der viel Stabilität verleiht. Das liegt am festen Aufbau des Obermaterials, genauer: an einem den ganzen Schuh umhüllenden Gummistreifen (3S Frame), der eine Art Sicherheitsgurt für das Sprunggelenk darstellt. Bei unseren Testläufen im frickeligen, gerölligen, alpinen Gelände haben wir uns sehr sicher gefühlt. Die enganliegende Passform hat ebenfalls dazu beigetragen, dass insbesondere im Downhill viel Kontrolle gewährleistet war. Der Grip funktioniert anstandslos. Die Sohle des Ribelle Run 2 ist nur minimal beugbar und recht steif, was beispielsweise beim Skyrunning bzw. im Kraxelgelände von Vorteil ist. Hier versprüht der Schuh sogar den Hauch eines Bergsteigerschuhs. Das ist im entsprechenden Gelände ein Vorteil, auf laufbaren Trails jedoch ein Nachteil.

Der Schuh vermittelt wenig Dynamik. Das liegt zum einen am etwas zu hohen Gewicht, was der Priorisierung Scarpas auf stabilisierenden Elementen am Schuh geschuldet ist. Zum anderen ist der feste Dämpfungsschaum, der keine nennenswerte Energierückgabe bietet. Scarpa ist sich dessen bewusst und empfiehlt den Schuh deshalb für „kurze bis mittellange Distanzen sowie für Skyrunning„. Dieser Empfehlung schließen wir uns an. Dies ist ein speziell für alpine Trailläufe gemachter Schuh. Zum Gipfel rauf, vom Gipfel runter. Das kann er richtig gut. Für 15 km Fahrradweg oder Forststraße im Tal eignet er sich weniger. Mit dem Wissen um den richtigen Einsatzzweck kann der Ribelle Run 2 allerdings richtig Spaß machen.

Ein Punkt noch: Schnellschnürsysteme sind dann sinnvoll, wenn sie das tun, was sie sollen: dabei helfen, den Schuh schnell zu schnüren. Beim Ribelle Run 2 hatten wir damit Schwierigkeiten. Das Band ist so lang, dass es nicht reicht, es unter die dafür vorgesehene Lasche auf dem Spann zu klemmen. Man muss die Lasche umbinden, knoten oder das Band auf irgendeine Weise verkürzen, damit es sich nicht wie ein Lasso die nächstbeste Wurzel fängt und uns zum Stolpern bringt. Das Ergebnis: Aus einem Schnellschnürsystem wird ein kompliziertes Schnürsystem minus der Schnelligkeit. Scarpa schlägt auf den eigenen Produktbildern eine einfache Falttechnik des Bandes vor, die jedoch keine 30 Sekunden im Laufschritt halten würde. Wir würden uns eine Tasche an der Zunge wünschen, in der das Schnürband verstaut werden kann, oder eine deutliche Verkürzung des Bandes.

Fazit: Wir haben es beim Ribelle Run 2 mit einem stabilen Trailschuh für technisches Gelände zu tun, der viel Kontrolle und Präzision bietet. Wer keinen Allrounder, sondern einen auf alpines Gelände ausgerichteten Schuh für kurze bis mittlere Distanzen sucht, wird hier fündig.

Produktdaten

Gewicht325 g (Herren), 280 g (Damen)
Preis179,95 €
Sprengung4 mm

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