Salomon Vision

Mit dem Vision präsentiert Salomon seinen ersten recycelbaren Trailschuh. Einige werden sich an den Index.01 erinnern, den weißen recycelbare Straßenlaufschuh, den der französische Hersteller 2019 auf den Markt brachte (und seither immer wieder mit Updates versehen hat). Damals schien das Echo auf den Schuh ungefähr so zu lauten: Gute Idee, total unterstützenswert, aber den Schuh auch wirklich laufen? Lieber nicht. Die Laufeigenschaften waren in der Praxis zu weit weg von dem hohen Standard, den konventionelle Laufschuhe mittlerweile bieten. Wie sieht es nun beim Trailrunningschuh Vision aus?

Beim Auspacken des Schuhs wussten wir noch nichts Genaueres über dessen nachhaltigen Hintergründe. Ja, wir hätten es wissen können. Ja, wir hatten eine Pressemitteilung im Postfach. Ja, wir haben sie vergessen zu lesen. Das ist in diesem Fall aber etwas positives. Warum? Im ersten Moment dachten wir: Die Optik erinnert stark an den S/LAB Ultra, den Signature-Schuh von Superstar François D’Haene. Mit diesem Eindruck bzw. optischen Täuschung haben wir den Schuh auf die ersten Testläufe ausgeführt. Die erste Einheit: Kurze, intensive Bergaufintervalle. Ging gut. Die zweite Einheit: Lockerer Dauerlauf über hügelige Feldwege. Auch das ging gut. Vielleicht ist es so wie in einem Café in unserer Nähe. Der vegane Käsekuchen verkauft am besten, wenn er nicht als „vegan“ ausgezeichnet ist. Dann ist es einfach ein Käsekuchen. Wenn ein Trailschuh nicht als recycelbar gekennzeichnet ist, ist es einfach ein Trailschuh. Der gut gemeinte Bedeutungsüberschuss steht den Produkten manchmal selbst im Weg. Schade eigentlich.

Wir haben es hier mit einem irgendwie typischen Salomon zu tun, der mehr Sense Ride 5 als Genesis ist. Die Dämpfung fühlt sich dynamisch an und trifft einen guten Mittelwert zwischen fest und weich. Bei Tempowechseln macht der Schuh keine Anstalten, sich zu wehren. Das Beschleunigen geht locker vom Fuß, auch er den Zahlen nach kein Leichtgewicht ist. Im Gelände, insbesondere in laufbaren Bereichen, auf Wald- und Feldwegen, rollt der Vision gefällig daher und überzeugt mit gutem Bodenfeedback und ausreichend schützenden Eigenschaften.

Der eben erwähnte François D’Haene soll diesen Schuh mitentwickelt haben und in seinen französischen Hausbergen testgelaufen sein. Klar, jemand wie er kann so einen Schuh sicherlich auf den anspruchsvollsten alpinen Trails laufen. Wir sind da etwas zurückhaltender in der Einschätzung und sagen: Nur für kurze Stippvisiten würden wir den Vision über der Baumgrenze verwenden. Er vom Anspruch her ein Allrounder, aber wie bei seinem Sense Ride 5-Vorbild sind es die Laufmomente, die besonders viel Freude machen. Für steiniges und hochalpines Terrain fehlt es uns insgesamt etwas an Stabilität und Schutz. Zwar ist der Sohlenaufbau (33 mm hinten, 25 mm vorne) hoch genug, um spitze Steine für den Fuß unschädlich zu machen. Gleichzeitig fühlen wir uns im Downhill immer wieder etwas wackelig. Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Mit dem Vision kommt man jeden Berg runter, aber das volle Vertrauen will sich nicht herstellen. Auch das Profil der Außensohle kommt bei schwierigen und besonders nassen Bedingungen an seine Grenzen.

Insgesamt sind wir positiv angetan. Wir würden sogar so weit gehen und sagen: Mit dem Vision ist Salomon der große Wurf in Sachen nachhaltige Schuhproduktion gelungen. Wir sparen uns an dieser Stelle Details und die Auflistung der genauen CO2-Ersparnis sämtlicher Komponenten (hier mehr Infos dazu). Es ist aber eine ganze Menge, um es mal simpel auszudrücken.

Fazit: Der Salomon Vision ist eine gelungene Symbiose aus Funktionalität und Nachhaltigkeit. Der recycelbaren Trailschuh ist ein vielseitiger Allrounder für das tägliche Training, der besonders im laufbaren Gelände seine Stärken hat.

Produktdaten

Gewicht300 g (unisex)
Sprengung8 mm
Preis160,00 Euro

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