Gewicht | 340 g (Herren) / 270 g (Damen) |
Preis | 169,95 € |
Sprengung | 4 mm |
Mit dem schwedischen Wort „Järv“ ist ein mit dem Marder verwandtes Raubtier namens Vielfraß gemeint. Interessant. Da mussten wir natürlich mal nachforschen. Ein Vielfraß ist, laut Wikipedia, zwar kein sehr schneller, aber ein durchaus ausdauernder Läufer, der 10 bis 15 Kilometer ohne Pause zurücklegen und in einer Nacht Distanzen bis zu 45 Kilometern bewältigen kann. Und der Schuh? Ist der Järv RB9X ebenso ein echter Kilometerfresser?
Als wir den Schuh vor einigen Wochen zum ersten Mal gelaufen sind, waren die Trailbedingungen vor Ort noch nass und matschig. Gute Bedingungen für einen Icebug. Die Schweden haben schließlich Haltbarkeit, Grip und Nachhaltigkeit zu ihren großen Themen gemacht. Aber bevor wir dazu kommen, lasst uns über die Passform sprechen. Der Schuh fällt eher schmal aus, vielleicht vergleichbar mit der Passform des Hoka Speedgoat 6. Das dürfte die große Mehrheit der Trailrunner nicht stören. Es ist aber gut zu wissen, wenn jemand einen breiten Fuß hat. Mit dem Järv RB9X könnten solche Läufer nämlich Probleme bekommen. Der Innenschuh ist großzügig gepolstert. Die Ferse, die Zunge, der Bereich am Knöchel – alles schön weich und angenehm, sodass nichts drückt oder unangenehm auffällt. Die klassische Schnürung funktioniert perfekt, und der Icebug lässt sich sehr gut am Fuß fixieren.
Einmal losgelaufen, achten wir besonders auf das Dämpfungsverhalten, denn die hohe Mittelsohle verspricht zumindest optisch einiges an Dämpfung. Es hat ein paar Läufe gebraucht, bis wir die Dämpfung des Schuhs richtig entschlüsseln konnten, denn sie sendet unterschiedliche Signale. Sie ist üppig, fest, stabil, schützend und den Boden egalisierend. Das Komfortlevel würden wir als „mittel“ bezeichnen. Wer einen maximal gedämpften Schuh sucht, der jeden Schritt butterweich abfedert, wird hier leider enttäuscht werden. Auf den Trails ist das aber kein Nachteil. Im Gegenteil: Die Icebug-Dämpfung – die übrigens zu 66 % aus Susterra, einem Naturmaterial auf Maisbasis, besteht – schafft es auch auf wurzeligen und schotterigen Passagen, Stabilität zu gewährleisten und Sicherheit zu verleihen. Klar, durch den hohen Aufbau ist das Bodengefühl eher gering, aber für Waldtrails und leichte, felsige Passagen funktioniert der Schuh sehr gut. Schweden-Trails halt!
Der Schuh ist, wie sein tierischer Namensgeber, kein Formel-1-Auto, sondern eine Diesellock, die zuverlässig Kilometer abspult, aber keine Geschwindigkeitsrekorde bricht. Das liegt unter anderem am relativ hohen Gewicht. Er fühlt sich zwar nicht so schwer an, wie er auf dem Papier wirkt, aber insbesondere beim schnellen Schritt, beim angezogenen Tempo im technischen Downhill oder beim kurzen, steilen Anstieg spürt man, dass der Vielfraß ein paar Gramm zu viel auf den Rippen hat. Wenn der Einsatzzweck entsprechend gewählt wird (und seien wir ehrlich: die allermeisten Läufe sollten ohnehin im gemütlichen Tempo stattfinden), ist das aber kein Problem.
Der Grip hat gut funktioniert. Die Außensohle ist vom Stollenprofil her aggressiv und beißt sich regelrecht im nassen Boden fest. Die hauseigene Gummimischung greift richtig gut zu und lässt keine Wünsche offen. Wer „nur“ leichte Parkwege läuft oder mehr Asphalt als Trailpassagen auf seiner Hausrunde hat, braucht diese Außensohle natürlich nicht. Dafür gibt es von Icebug beispielsweise den Aura RB9X. Insgesamt würden wir den Schuh als Übergangsschuh für Frühling oder Herbst kategorisieren. Für den Hochsommer erscheint uns das Obermaterial etwas zu dick. Im Frühling oder Herbst kann das aber sehr komfortabel sein.
Natürlich muss auch kurz das Thema Nachhaltigkeit angesprochen werden. Wir haben eingangs schon erwähnt, dass uns die Verarbeitung des Schuhs und die verwendeten Materialien im Icebug Järv RB9X imponieren. Wir können uns gut vorstellen, dass der Schuh überdurchschnittlich lange hält, was ein großes Nachhaltigkeitskriterium ist.
Fazit: Der Icebug Järv RB9X ist ein üppig-gedämpfter Kilometerfresser, der für gemütliches Tempo auf leichten bis mittelschweren Trails gemacht ist und sich dank einer aggressiven Außensohle auch gerne im Matsch aufhält.