Da, wo sie normalerweise laufen, herrscht Krieg. Da, wo sie heute laufen, finden sich Reste einer durchzechten Partynacht, inmitten der Studentenstadt Freiburg.
„Achtung, Scherben!“, ruft Nadiya, die der sechsköpfigen Gruppe vorantrabt. Ihre Trailrunningschuhe überwinden die grünglitzernden, rasierklingenscharfen Hindernisse mit einer Leichtigkeit, die auch die nächsten Kilometer anhält. Auf dem Vorfuß landend, joggt sie federnd über Stufen, Wurzeln oder eben kleinere Scherbenhaufen. Die beiden Vitaliis, Lilia, Günter und Zahar machen es ihr nach, letzterer mit einem extra hohen Jump, spielerisch, wie beim Hürdenlauf. Der gute Grip seiner Laufschuhe verspricht Halt auf dem sandigen Schlossbergplatz. Der Turnbeutel, dessen Schnüre seinen Oberkörper umwinden, ist weniger sprungfest. Das Konstrukt dient ihm als Trailrunningrucksack. Zahar muss die Schnüre mit beiden Händen fixieren, zumindest beim Springen. Beim Joggen hält das Provisorium.
Der Duft von warmen Brötchen begleitet die Gruppe noch 100 Höhenmeter über die langsam erwachende Altstadt hinaus, in den Schwarzwald hinein. Es ist nicht nur das angestrahlte Freiburger Münster, das die Szenerie wie den optimalen Instagram-Spot wirken lässt. Es sind nicht nur die weichen Farbtöne lila, blau, orange, nicht das laue Lüftchen, das Vogelgezwitscher, der Bäckereiduft. Vielleicht ist es die ausgelassene Stimmung. Jedenfalls ist es der krasse Kontrast zu den zerbombten Bildern aus der kriegsgebeutelten Ukraine, aus der alle aus der Gruppe kommen.