Pro und Contra: Wettkampf mit oder ohne Crewsupport?

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Als einsamer Wolf einen Wettkampf alleine durchziehen oder auf eine Herde aus Supportern zählen? In diesem Pro und Contra stehen sich wieder zwei sehr konträre Meinungen gegenüber.

Contra

Laufsport ist ein Teamsport und Crewlove is true love, ja nee, is klar. Familie und Freunde mit zum Wettkampf schleppen und sie verdonnern einem die Drecksarbeit abzunehmen? Sie zwingen mit verklebten Gelpackungen, verschwitzen Klamotten und dem eigenen körperlichen Verfall zu hantieren? Das hat mit „Love“ wirklich gar nichts zu tun. Das ist eine Zumutung.

Abgesehen davon liegt die wahre Ästhetik eines Langstreckenlaufs in der damit verbundenen Einsamkeit, auch im Wettkampf. Wo kommen wir denn da hin, wenn nicht allein die Leistungsfähigkeit des Laufenden, sondern die Qualität und die Opferbereitschaft der Crew über Platzierungen entscheidet? Besteht nicht die Herausforderung eines Wettkampfs darin, ihn alleine zu schaffen? Und zwar mit allem, was dazugehört: Verpflegung, Navigation, Motivation. Im Ziel kann man sich dann gerne mit anderen Läuferinnen und Läufern über die gemeinsam einsam erlebten Abenteuer austauschen. Aber der Weg dahin wird bitte ohne einen Tross aus Eltern, Geschwistern, Ehepartner, Nachbarn, Freunden, Kindern, Arbeitskollegen und Vereinskameraden bewerkstelligt.

Stichwort Abenteuer! Ein solches ist ein Trailrun nicht mehr, wenn das Gefühl, auf sich allein gestellt zu sein, immer wieder von Inseln des Komforts und Nestwärme unterbrochen wird. Die innere Reise, die parallel zur zurückgelegten tatsächlichen Strecke abläuft, führt oft in den Kern des eigenen Ichs. Die Auseinandersetzung mit dem, was dort angetroffen wird, obliegt jeder und jedem einzelnen selbst. Dann ist es ein Wettkampf, nicht nur ein Battle gegen die Herausforderungen der Strecke und der Konkurrenz, sondern auch gegen sich selbst. Sich diesem zu stellen, ich wiederhole mich nur ungern, ist keine Gruppen-, sondern Einzelarbeit.

Trailrunner der Welt, vereinigt euch!
Steht auf gegen das Rumgecrewe und den Pacerwahn!

" Steht auf gegen das Rumgecrewe und den Pacerwahn! "

Christian

Pro

Die Drecksarbeit, lieber Christian, die müssen wir Läuferinnen und Läufer am Ende noch schön selber machen. Wer freut sich nicht, nach (teilweise einsamen und harten) Stunden des Laufens zurück in der Zivilisation namens „Verpflegungsstation“ ein bekanntes Gesicht zu erblicken? Eine Person, die weiß, wie sie mich in diesem Moment zu behandeln hat. Das kann der Partner sein, Familienmitglieder, Freunde. Der einen tröstet, aufbaut, warme Worte spendet, sollte es nicht so gut laufen? Der einen pusht, motiviert, zujubelt, wenn man noch Körner übrighat?

Die meiste Zeit des Rennens sind wir auf uns allein gestellt, müssen zig Entscheidungen selbst treffen. Die kurzen Momente entlang der Strecke, an denen der Support wartet, können entscheidende Momente sein, die einen den nötigen Fixpunkt zum Durchhalten geben. Trailrunning an sich ist ein Abenteuer genug, wer das unbedingt allein und ohne Support durchziehen möchte – bitte schön. Am Ende ist es aber doch viel schöner, das Erlebte mit seinen Liebsten zu teilen. Vor Ort und nicht über ein Telefonat, WhatsApp oder Instagram.

So pure Emotionen wie während eines Rennens gibt es in Beziehungen – egal welcher Art, sowieso nur selten. Es kann auch ein Test sein: Wie gut hält mein Support das aus, wenn ich mit Auflösungserscheinungen aus der VP trudele und mit letzter Kraft über die Ziellinie krieche?

Ich jedenfalls freue mich jetzt schon, wenn meine beste Freundin (die mit Trailrunning übrigens so gar nichts am Hut hat) mit mir beim nächsten Ultra um 3 Uhr nachts aufstehen wird (sie ist normalerweise vor 10 Uhr morgens nicht ansprechbar), bei Kilometer 48 von 69 mit Verpflegung, guten Worten und dann hoffentlich im Ziel mit einer festen Umarmung auf mich warten wird. Das ist Liebe.

Also, Trailrunner der Welt, vereinigt euch! Steht mitten in der Nacht für eure Lieben auf und supportet sie. Das kann an manchen Tagen den Unterschied machen.

" Am Ende ist es aber doch viel schöner, das Erlebte mit seinen Liebsten zu teilen. Vor Ort und nicht über ein Telefonat, WhatsApp oder Instagram. "

Isa

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