Beim UTMB an der Startlinie stehen zu dürfen ist ein Privileg. Ein Privileg, welches dank strengem Qualifikations- und Losverfahren nur wenigen Glücklichen vergönnt ist. Privilegien sind wie das Salz in der Suppe. Eine Selbstverständlichkeit, die man erst zu schätzen lernt, wenn sie durch Abwesenheit glänzt.
Im Ultralaufen ist dem Finish ein hoher Wert zugeschrieben. Wer finisht, vielleicht auch an weniger guten Tagen, beweist Ermüdungsresistenz und Kampfeswillen. Er zollt dem Sport und seinen Herausforderungen Respekt, indem er Widerstände überwindet. „Death before DNF“!
Einfach aussteigen, weil die anvisierte Podiumsplatzierung außer Reichweite gerät? Schon ans nächste Rennen denken, während die Startnummer noch am Singlet heftet? Vorneweg laufen für TV-Time und Sponsoren und ein späteres DNF einfach in Kauf nehmen? Nein, das geht gar nicht. Wer die Chance, in die Zuschauer gesäumten Straßen von Chamonix einzulaufen, nicht als Privileg wahrnimmt und nicht alles dafür gibt, dieses Ziel zu erreichen, hat den Sport Ultratrailrunning nicht verstanden.
Ein Sport, der weit mehr ist als Platz eins bis zehn. Ein Sport, der mehr ist als ein Kampf um leblose Nummern und Platzierungen. Eben nicht nur Sport, sondern eine Reise jedes einzelnen Teilnehmenden. Eine Reise mit Höhen und Tiefen, die es anzunehmen und zu respektieren gilt. Ob Profi oder Amateur. Ich überspitze: Vielleicht sollte die ITRA nicht nur hohe Punkte für besonders herausragende Leistungen vergeben, sondern auch Punkte abziehen für unnötige DNFs?