Zahlen und Storylines von Zegama, Lowa Trail Trophy und City und Trail

Immer montags präsentieren wir euch die Zahlen des vergangenen Wettkampfwochenendes. Hinter jeder Zahl verbirgt sich eine kleine Geschichte, die interessant, spannend, lustig oder einfach nur informativ ist. An diesem Wochenende schauen wir natürlich auf Zegama. Aber auch auf die heimischen Berge mit der Lowa Trail Tophy und dem City und Trail.

Zegama: 48.420 Schritte vs. 41.040 Schritte

Im Zegama-Livestream, erstmals auch auf Deutsch kommentiert von Lars und Arne von TwoPeaks, war es wunderschön zu beobachten: In hoher Schrittfrequenz tippelte sich Sara Alonso den Berg hinauf. Nahezu das gesamte Rennen wurde sie von den frenetisch feiernden Fans den Berg hinaufgebrüllt. Die Lokalmatadorin stammt aus San Sebastián, einer Stadt nicht weit von Zegama entfernt. Dass Sara Alonso in diesem Jahr in Topform ist, hatte sie bereits beim Kobetrail in Japan bewiesen. Das Auftaktrennen der Golden Trail World Series gewann sie souverän. In Zegama strebte sie nichts anderes als ihren zweiten Sieg an. Von Beginn an setzte sich die Asics-Athletin an die Spitze des Rennens. Bei für Zegama ungewöhnlich warmen, sonnigen und trockenen Bedingungen war es einzig die Schweizerin Judith Wyder, die ihr stets auf den Fersen blieb.

Die Laufstile der beiden könnten nicht unterschiedlicher sein. Beide sind exzellente Downhill-Läuferinnen – unabdingbar, wenn man in Zegama erfolgreich sein will. Doch während Sara meist mit kleinen, schnellen Schritten den Berg hochtippelte, setzte die erfahrene Judith auf lange und kräftige Hikingschritte. In der Statistik manifestiert sich dies erstaunlich deutlich: Bei einer durchschnittlichen Schrittfrequenz von 180 bpm legte Sara Alonso über das gesamte Rennen knapp 50.000 Schritte zurück, während Judith mit einer Schrittfrequenz von 152 bpm gerade mal knapp über 40.000 Schritte machte. Im Ziel trennten die beiden nur gute zwei Minuten.

„In Zegama zu siegen ist für eine Baskin unglaublich. Es ist einfach ein Traum, sich die Txapela (die typische Baskenmütze, die in Nordspanien eine beliebte Trophäe bei Sportwettkämpfen ist, Anm. Redaktion) zu verdienen. Die letzten Kilometer waren wahnsinnig hart“, äußerte sich eine glückliche Alonso im Ziel. Auf Platz drei lief mit Malen Osa (Salomon) eine weitere starke Spanierin. Theres Lebeouf aus der Schweiz wurde starke Fünfte.

Bei den Männern war die Favoritenrolle klar: In Abwesenheit der Kenianer, die ihre Kräfte für die kürzeren und laufbareren Rennen der GTWS aufsparten, waren alle Augen auf Elhousine Elazzaoui gerichtet. Doch der NNormal-Läufer, dessen letztes Rennen (zweiter Platz in Isola) erst eine Woche zurücklag, machte das clever. Er hielt sich zurück und ließ andere die „Führungsarbeit“ erledigen. Zu Beginn legte Andreu Blanes einen explosiven Start hin. Der Spanier wandelt zwischen den Welten: Er kommt ursprünglich vom Orientierungslauf, ist aber auch viel auf der Straße unterwegs. Auch auf dem Trail ist er sehr erfolgreich: 2022 gewann er Sierre-Zinal (nach einer Dopingdisqualifikation von Mark Kangogo). Als das Rennen technischer wurde, übernahm der Südtiroler Daniel Pattis die Führung. Elazzaoui wartete im Schatten auf den richtigen Moment: Im letzten Anstieg ließ er sowohl Blanes als auch Pattis stehen und sicherte sich in einem furiosen Schluss-Downhill den Sieg. Mit einer Zeit von 3:43:28 blieb er klar über dem Streckenrekord von Kilian Jornet (3:36:40). An diesem warmen Tag und mit vorermüdeten Beinen war das Ziel des Marokkaners aber nur der Sieg – welchen er mit diesem taktisch sehr clever gelaufenen Rennen auch erringen konnte.

Blanes folgte mit sieben Minuten Rückstand auf Rang zwei, knapp vor Pattis. Luca Del Piero und Lorenzo Beltrami belegten die Ränge vier und fünf.

Die Top Fünf Frauen im Ziel von Zegama. In der Mitte: Sara Alonso. Wo ist der Baskenhut? © Rising Story

604 Tage

604 Tage waren vergangen, seit Stian Angermund das letzte Mal an einem Rennen teilgenommen hatte. Es war der Ultra Pirineu 2023, den er einen Monat nach seinem Sieg beim OCC nicht beenden konnte. Einige Monate später schockierte die Trailrunning-Welt die Nachricht, dass bei Stian Angermund die verbotene Substanz Chlorthalidon (ein Diuretikum, das eher wegen seiner dopingverschleiernden als leistungssteigernden Wirkung auf der WADA-Liste steht) nachgewiesen wurde. Er bestritt die absichtliche Einnahme und vermutete eine Kontamination, die er jedoch nie nachweisen konnte. Im Januar 2024 akzeptierte er eine 16-monatige Sperre, die rückwirkend ab August 2023 gilt, wodurch er seit Dezember 2024 wieder an Wettkämpfen teilnehmen darf.

Ob es Zufall war, dass die Wahl seines ersten Rennens nach diesem Vorfall auf Zegama fiel? Die trailrunning-verrückten Basken sind für ihre Herzlichkeit und ihr tiefes Verständnis für den Sport bekannt. Andererseits sind bei keinem anderen Rennen der Welt so viele Zuschauer an der Strecke. Für Angermund waren die vergangenen Monate nach eigener Aussage die Hölle. Umso erleichterter dürfte er gewesen sein, dass die Basken ihn genauso feierten wie alle anderen Läufer auch.

In den vergangenen Jahren hätte sich der Weltmeister von 2023 wohl nicht sonderlich über einen neunten Platz bei Zegama gefreut. Schließlich war er nach seinem Sieg im Jahr 2017 lange Zeit Streckenrekordhalter dieses Rennens. Im Doping gilt die umgekehrte Beweislast. In Zegama hingegen scheint weiterhin die wohl barmherzigere Unschuldsvermutung zu gelten. Gut so!

Stian Angermund lässt sich von den baskischen Fans feiern © Rising Story

1500 Meter Schneefallgrenze

Verkehrte Trailrunning-Welt an diesem Wochenende: Während in Zegama die Sonne auf die baskischen Trails strahlte wie selten zuvor, war es in den Alpen für Ende Mai ungemütlich kalt und niederschlagsreich. Die Teilnehmenden der LOWA Trail Trophy ließen sich vom rauen Wetter jedoch nicht die Stimmung vermiesen. Bei der Premiere dieses viertägigen Etappenlaufs zwischen Allgäu und Lechtal herrschte ausgelassene Atmosphäre. Das lag wohl auch daran, dass trotz Wintereinbruch – die Schneefallgrenze sank teils unter 1500 Meter – kaum Streckenanpassungen nötig waren. Das Event überzeugte mit einer gelungenen Mischung aus kurzen Distanzen und gleichzeitig knackig-alpinen Singletrails.

Für spektakuläre Bilder sorgten die rauen Bedingungen obendrein. Ebenso auffällig: die Helmpflicht – eine Maßnahme, die bei Plan-B-Events seit einigen Jahren häufiger zur Anwendung kommt, wenn die Strecken in alpine, seilversicherte Regionen führen.

Sonja Kinna aus Kufstein sowie Matthias Reichert vom Allgäu Racing Team sicherten sich nach vier Etappen den Gesamtsieg. Äußerst sehenswert sind auch die Highlight-Clips der vier Etappen – ausgestattet mit eindrucksvollen Bildern, die das außergewöhnliche Trailrunning-Event perfekt einfangen.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

3:45 min/km vs. 18:09 min/km

„Die wahrscheinlich technischste Strecke der Nordalpen“, nennt Philipp Reiter den Hochstaufenrun im Rahmen des City and Trail – ein Event, dessen Gründung er selbst maßgeblich mitgestaltet hat. Nun gut: Uns fallen durchaus noch ein paar andere Rennen ein, die in den Nordalpen als ausgesprochen technisch gelten. Doch dass der Anstieg über den berüchtigten „Stoananen Jaga“ zur Kategorie besonders anspruchsvoll und absolut spektakulär gehört, steht außer Frage.

Im vergangenen Jahr war das Rennen noch Auftakt der Golden Trail National Series (GTNS). Nach deren Wegfall war das Feld 2025 zwar dezent weniger stark besetzt, aber im Vergleich zu anderen nationalen Events dennoch hochkarätig. Ein Grund dafür: Auch in diesem Jahr veranstaltete Salomon rund um das Rennen ein Teamtreffen für ihre Athletinnen und Athleten aus dem gesamten DACH-Raum.

In Abwesenheit des Vorjahressiegers Marc Dürr und der beiden Innerhofer-Brüder – die dieses Mal das Zielbanner für die Sieger hielten – setzte sich ein Überraschungssieger durch: Josef Bodner aus Osttirol war kaum langsamer als Dürr im Vorjahr. Dahinter komplettierten Lukas Gasser (Team Scarpa) und Johannes Wingenfeld das Podium. Letzterer hatte nur zwei Wochen zuvor den Ultra beim Chiemgau Trail gewonnen und war Ende April Dritter bei der Deutschen Meisterschaft beim UTFS geworden – beeindruckende Form!

Bei den Frauen gab es eine klare Siegerin: Sarah Kistner, die erst vor drei Wochen über die Marathondistanz beim IATF triumphiert hatte, dominierte auch am Hochstaufen. In 2:12:47 Stunden holte sie sich souverän den Sieg. „Guter Trainingswettkampf“, kommentierte sie nüchtern auf Strava. Man darf gespannt sein, was bei ihr dieses Jahr noch auf dem Programm steht.

Wie vielseitig die Anforderungen beim Trailrunning sind, zeigt ein Blick in Kistners Strava-Statistik: Den ersten Kilometer lief sie noch in einer schnellen 3:45 min/km-Pace, kurz unter dem Gipfel – am steilen, felsigen Stoananen Jaga-Steig – lief sie– mit 18:09 min/km – den langsamsten Kilometer des Rennens. Die zwei Gesichter des Trailrunnings!

Erstmals wurde im Rahmen des City and Trail auch ein moderateres Format angeboten: der Citytrail. Über 9,7 Kilometer und rund 200 Höhenmeter setzten sich Florian Neuschwander und Laura Stocker durch.

Sarah Kistner im Anstieg des "Stoananen Jagas". Ihre Pace: 18:09 min/km © Carsten Mathiaszyk

David Roche: Mit High Carb und radikaler Liebe zum Western States-Sieg?

Zahlen und Storylines vom Hochkönigman, Maxi Race und Kilian Jornet