Im Zegama-Livestream, erstmals auch auf Deutsch kommentiert von Lars und Arne von TwoPeaks, war es wunderschön zu beobachten: In hoher Schrittfrequenz tippelte sich Sara Alonso den Berg hinauf. Nahezu das gesamte Rennen wurde sie von den frenetisch feiernden Fans den Berg hinaufgebrüllt. Die Lokalmatadorin stammt aus San Sebastián, einer Stadt nicht weit von Zegama entfernt. Dass Sara Alonso in diesem Jahr in Topform ist, hatte sie bereits beim Kobetrail in Japan bewiesen. Das Auftaktrennen der Golden Trail World Series gewann sie souverän. In Zegama strebte sie nichts anderes als ihren zweiten Sieg an. Von Beginn an setzte sich die Asics-Athletin an die Spitze des Rennens. Bei für Zegama ungewöhnlich warmen, sonnigen und trockenen Bedingungen war es einzig die Schweizerin Judith Wyder, die ihr stets auf den Fersen blieb.
Die Laufstile der beiden könnten nicht unterschiedlicher sein. Beide sind exzellente Downhill-Läuferinnen – unabdingbar, wenn man in Zegama erfolgreich sein will. Doch während Sara meist mit kleinen, schnellen Schritten den Berg hochtippelte, setzte die erfahrene Judith auf lange und kräftige Hikingschritte. In der Statistik manifestiert sich dies erstaunlich deutlich: Bei einer durchschnittlichen Schrittfrequenz von 180 bpm legte Sara Alonso über das gesamte Rennen knapp 50.000 Schritte zurück, während Judith mit einer Schrittfrequenz von 152 bpm gerade mal knapp über 40.000 Schritte machte. Im Ziel trennten die beiden nur gute zwei Minuten.
„In Zegama zu siegen ist für eine Baskin unglaublich. Es ist einfach ein Traum, sich die Txapela (die typische Baskenmütze, die in Nordspanien eine beliebte Trophäe bei Sportwettkämpfen ist, Anm. Redaktion) zu verdienen. Die letzten Kilometer waren wahnsinnig hart“, äußerte sich eine glückliche Alonso im Ziel. Auf Platz drei lief mit Malen Osa (Salomon) eine weitere starke Spanierin. Theres Lebeouf aus der Schweiz wurde starke Fünfte.
Bei den Männern war die Favoritenrolle klar: In Abwesenheit der Kenianer, die ihre Kräfte für die kürzeren und laufbareren Rennen der GTWS aufsparten, waren alle Augen auf Elhousine Elazzaoui gerichtet. Doch der NNormal-Läufer, dessen letztes Rennen (zweiter Platz in Isola) erst eine Woche zurücklag, machte das clever. Er hielt sich zurück und ließ andere die „Führungsarbeit“ erledigen. Zu Beginn legte Andreu Blanes einen explosiven Start hin. Der Spanier wandelt zwischen den Welten: Er kommt ursprünglich vom Orientierungslauf, ist aber auch viel auf der Straße unterwegs. Auch auf dem Trail ist er sehr erfolgreich: 2022 gewann er Sierre-Zinal (nach einer Dopingdisqualifikation von Mark Kangogo). Als das Rennen technischer wurde, übernahm der Südtiroler Daniel Pattis die Führung. Elazzaoui wartete im Schatten auf den richtigen Moment: Im letzten Anstieg ließ er sowohl Blanes als auch Pattis stehen und sicherte sich in einem furiosen Schluss-Downhill den Sieg. Mit einer Zeit von 3:43:28 blieb er klar über dem Streckenrekord von Kilian Jornet (3:36:40). An diesem warmen Tag und mit vorermüdeten Beinen war das Ziel des Marokkaners aber nur der Sieg – welchen er mit diesem taktisch sehr clever gelaufenen Rennen auch erringen konnte.
Blanes folgte mit sieben Minuten Rückstand auf Rang zwei, knapp vor Pattis. Luca Del Piero und Lorenzo Beltrami belegten die Ränge vier und fünf.