Zahlen und Storylines vom Zugspitz Ultratrail und Koasamarsch

Immer montags präsentieren wir euch die Zahlen des vergangenen Wettkampfwochenendes. Hinter jeder Zahl verbirgt sich eine kleine Geschichte, die interessant, spannend, lustig oder einfach nur informativ ist. An diesem Wochenende schauen wir auf den Zugspitz Ultratrail und den Koasamarsch.

TAUSEND % Euphorie

Der Zugspitz Ultratrail ist natürlich schon lange eine Institution in der deutschsprachigen Trailrunningszene. Kaum zu glauben, dass der ZUT „erst“ 2011 ins Leben gerufen wurde. Trailrunning in Deutschland ohne den ZUT? Kaum vorstellbar. Dennoch ist dieses Jahr etwas anders gewesen. Etwas, das in Ansätzen auch schon letztes Jahr zu spüren war, sich aber vergangenes Wochenende endgültig in seiner vollen Pracht entfalten konnte: Der ZUT ist so bunt, ausgelassen und laut wie nie zuvor. Kurz gesagt: Der ZUT ist einfach verdammt cool geworden. Ja, die Blaskapelle zum Start war früher auch nett. Und natürlich hat man sich auch gefreut, wenn am Kreuzeck zwei Menschen geklatscht haben. Aber jetzt? Ist der Start der nunmehr zwei Ultradistanzen in Garmisch nicht der absolute Wahnsinn? Hier herrscht eine euphorische Festivalstimmung, die zumindest im DACH-Raum ihresgleichen sucht. Die Blaskapelle gibt es beim 100 km-Start zwar immer noch, aber eben auch so viel mehr.

Die Cheeringzone der ortsansässigen Laufcrew Nomads am Kreuzeck ist innerhalb von nur zwei Jahren zu einem Zuschauermagnet geworden, auf den sich sowohl die Teilnehmerinnen und Teilnehmer als auch die Schaulustigen freuen. Wenn dann noch ein echter Local Hero, einer der Mitinitiatoren ebenjener Nomads, René Clausnitzer, als Dritter des ZUT100 zur Primetime in Garmisch einläuft, dann muss man wirklich dabei gewesen sein, um es zu glauben. Genau das hier: Der ZUT, der Ort Garmisch-Partenkirchen, die fast 5.000 Trailrunner, die Helfer, die Zuschauer – all das ergibt ein stimmiges, rundes, harmonisches Ganzes, das allen, die in irgendeiner Form dabei waren, in Erinnerung bleiben wird.

Ist es noch faszinierend, was eine Laufveranstaltung alles bieten kann? Für was ein sportlicher Wettkampf die Bühne bereiten kann? Tausende Menschen werden beseelt von Eindrücken, Emotionen und Geschichten nach Hause fahren. Sie werden denken: Wow, was war das geil.

Wir sind uns sicher: Die Nachfrage nach den ohnehin begehrten Startplätzen wird für die nächste Ausgabe noch einmal steigen. Garmisch-Partenkirchen als Trailrunning-Hotspot und der ZUT als Treffpunkt der gesamten deutschsprachigen Trailszene sind spätestens seit diesem Jahr der place to be. Oder passender gesagt: das race to be.

Die Nomads machen Stimmung. Einer von ihnen, René Clausnitzer, wird Dritter beim ZUT100. Fotos: Andi Frank, Klaus Fengler

ACHT Podiumsplatzierungen für Salomon

Eine Marke war an diesem Wochenende dominant:
Wo man auch hinsah, fiel das Auge auf Salomon-Logos. Vor allem aus sportlicher Sicht: Oft waren es Athletinnen und Athleten mit dem großen „S“ am Revers, die das Podium unter sich ausmachten – zum Beispiel beim Garmisch-Partenkirchen Trail.

Letztes Jahr war das Rennen noch Teil der Golden Trail National Series. Trotz der inzwischen fehlenden nationalen Rennserie blieben einige der Gesichter dieselben:
Sarah Kistner bestätigte ihre sensationelle Form und ließ sogar die im Vorjahr in der GTNS dominierende Silvia Schwaiger hinter sich – beide natürlich im Team Salomon. Ebenso wie Manuel Innerhofer und Dominik Hohenleitner, die die Plätze eins und zwei belegten. Nur wenige Sekunden dahinter: IATF-110K-Sieger Johannes Dörr.

Auch beim 100-Kilometer-Ultratrail dominierten die „Roten“:
Die Teamkolleginnen Lisa Wimmer und Eva Sperger liefen lange Zeit gemeinsam, bevor sich letztere von ihrer deutlich älteren Konkurrentin absetzen konnte und das Rennen in knapp über 13 Stunden gewann.

Bei den Männern wiederholte Pierre-Emmanuel Alexandré seine Show vom vergangenen Jahr. Der Heidelberger wollte ursprünglich gar nicht beim ZUT starten, entschied sich dann aber doch um, da sein Sieg bei der Deutschen Meisterschaft wohl nicht ausreichte, um sich für die WM Ende September zu qualifizieren.

Nach dieser eindrucksvollen Leistung, bei der er trotz großer Hitze nur 13 Minuten über seiner Vorjahreszeit blieb, dürfte der DLV an einer Nominierung des Salomon-Athleten kaum vorbeikommen. Zweiter wurde Pierres Teamkollege Johannes Löw.

Auf den weiteren Distanzen zeigte sich dann doch etwas mehr Markenvielfalt:
Max Rahm und Ruth Hubert siegten beim Ehrwald Trail, Madeleine Gerweck und Markus Brennauer beim Leutasch Trail, Markus Mingo und Elisa Legelli beim Mittenwald Trail sowie Konstantin Wedel und Kim Strohmann beim Grainau Trail.

Passend dazu war auch ein roter Schuh an den Füßen der Zugspitz-Umrunder omnipräsent:
Vor allem auf den Ultradistanzen war der Salomon S/LAB Ultra Glide häufig zu sehen.

Das Team Salomon rückt aus zu 100 Kilometern um die Zugspitze © Andi Frank

HUNDERT Meilen - 145 Finisher, 102 DNFs

Zu den vielen Highlights des diesjährigen Zugspitz Ultratrails gehört die Premiere des ZUT100. Zum ersten Mal wurde im Rahmen des ZUT eine 100-Meilen-Distanz angeboten (164 km / 8302 hm). Die Strecke hat es in sich: Neben der altbekannten ZUT-Strecke müssen die ZUT100-Läufer eine zusätzliche Schleife um die Mieminger Kette absolvieren, die neben gut laufbaren Passagen auch einige technisch-schwierige Herausforderungen bereithielt – der Veranstalter Plan B forderte für einen Abschnitt sogar Helmpflicht. Die schiere Länge des Rennens und die sehr hohen Temperaturen am Tag forderten bei den Teilnehmenden einen hohen Tribut. Von 247 gestarteten Trailrunnern kamen nur 145 ins Ziel. Das entspricht einer Finisher-Quote von 58 % – oder anders ausgedrückt: 42 % aller Gestarteten sind ausgestiegen.

Auch die beiden Führenden, Tobias Fritz bei den Männern und Ida-Sophie Hegemann bei den Frauen, mussten das Rennen vorzeitig beenden.

22 Finisher profitierten von einer großzügigen Cut-Off-Verlängerung (ursprünglich betrug das Zeitlimit 42 Stunden). Wäre diese aufgrund der erschwerten Bedingungen nicht gewährt worden, wäre die Zahl der DNFs (Did Not Finish) sogar auf 124 gestiegen, was einer DNF-Quote von 50 % entsprochen hätte.

Wie sind diese Zahlen zu interpretieren? Natürlich müssen die hochsommerlichen Temperaturen als Faktor berücksichtigt werden. Darüber hinaus waren unserem nicht-repräsentativen Eindruck zufolge viele Trailrunner dabei, die zum ersten Mal die 100-Meilen-Distanz laufen wollten. Einige kamen ins Ziel und zeigten tolle Leistungen, andere haben die Länge eines solchen Vorhabens möglicherweise unterschätzt. Christian von Alles Laufbar, der den ZUT100 finishen konnte, berichtet, dass er glaubt, ein kollektives Overpacing beobachtet zu haben – eine Art Gruppendynamik, die kaum merklich dazu führt, dass viele in den ersten Stunden immer ein paar Pulsschläge zu hoch, ein paar Sekunden pro Kilometer zu schnell unterwegs waren — was auf kürzeren Distanzen oft ausgleichbar ist, auf 100 Meilen aber häufig nicht.

Wir freuen uns jedenfalls schon jetzt aufs nächste Jahr. Wir glauben und hoffen, dass die Finisherquote dann höher ausfallen wird, denn wichtige Erfahrungen haben alle 247 Teilnehmenden des ZUT100 gesammelt, egal ob über 50, 100 oder die ganzen 164 km.

Gewinnen konnte bei den Männern der 47-jährige Thomas Ungethüm, der 2022 bereits die 100 km des Zugspitz Ultratrails gewonnen hatte. Er blieb nur wenige Sekunden über der magischen 24 Stunden-Marke. Fun Fact: Thomas Ungethüm läuft laut DUV-Statistik seit 2001 so gut wie jedes Jahr den GutsMuths Rennsteiglauf. 2001, also vor 24 Jahren, finishte er auf Platz 5 in 5:33 Stunden. Und 2025? Platz 5 in 5:38 Stunden. Was für eine unglaubliche Konstanz!

Bei den Frauen gewinnt die Rheinländerin Joanna Tallmann, die bisher kaum alpine Ultratrails gelaufen ist, sondern sehr erfolgreich in den Mittelgebirgen unterwegs war. Joanna wurde nicht nur erste Frau, sondern auch Platz 3 Overall. Herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Leistung!

Impressionen vom Zugspitz Ultratrail 2025. Fotos: Andi Frank

Platz EINS Overall!

Wenn eine Frau bei einem Rennen vor allen Männern ins Ziel kommt, ist das immer etwas ganz Besonderes! Warum eigentlich? Denkt man den Gender-Equality-Gedanken konsequent zu Ende, dürfte es doch eigentlich keine große Sache sein – könnte man im ersten Moment denken. Im Sport stoßen wir hier jedoch an Grenzen: Im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit Geschlechter anzugleichen, wäre alles andere als gerecht. Schließlich ist es biologisch sehr gut determinierbar, dass Männer im Allgemeinen aus einem anderen Leistungspotenzial schöpfen können als Frauen.

Dass dieser physiologische Potenzial-Nachteil kompensiert werden kann, ist in vielen Sportarten keine Realität – im Ultratrailrunning schon. Was Courtney Dauwalter und Jasmin Paris gelang, glückte beim Koasamarsch nun auch Kimi Schreiber. Die Münchnerin scheint in der Form ihres Lebens zu sein. Nach einem starken dritten Platz beim Canyons und einem Sieg beim Garda Trentino Trail konnten sie weder die Bruthitze noch die äußerst fordernde Strecke des Koasamarsch-Jubiläums-Ultras aufhalten.

Nach 7 Stunden und 42 Minuten und einer langen Schleife durch das Gebirge des Zahmen sowie des Wilden Kaisers erreichte sie das Ziel in Ebbs in Tirol, unweit von Kufstein. Sieben Minuten nach ihr kam der Sieger Daniel Hauser ins Ziel. Aber nicht nur, dass sie alle Männer hinter sich ließ, machte diesen Tag für die Terrex-Athletin zu einem ganz besonderen:
„2017 war ich zum ersten Mal beim Ebbser Koasamarsch dabei – das war damals mein erster Trail überhaupt. Dass ich jetzt auf der neuen Jubiläumsstrecke als Erste gesamt ins Ziel komme, fühlt sich unglaublich an. Die vielen Höhenmeter haben’s echt in sich, und Sonja, die Zweitplatzierte, hat ordentlich Druck gemacht. Es war hart, aber einfach ein großartiges Rennen.“

Richtig! Eine starke Frau kommt selten allein. Sonja Kinna, Siegerin der Lowa Trail Trophy, machte es ihrer Konkurrentin nicht einfach und übernahm gleich im ersten Anstieg die Führung. Am Ende finishte die Wahl-Tirolerin aus Deutschland nur acht Minuten hinter Kimi Schreiber – auf Overall-Platz drei! Wow!

Zwei Frauen in den Overall-Top-Drei! Während Sonja Kinna und Kimi Schreiber an diesem heißen Tag am Kaiser ihr naturgegebenes Potenzial voll ausschöpften, scheiterte so manch männlicher Teilnehmer an der Verwertung seines Potenzials. Und genau dies ist die Definition von Leistung.

Übrigens, nochmal kurz zurück zum ZUT. Auf der 100 km-Strecke waren unter den Overall Top 10 gleich 4 Frauen. Und Rang 11 und 13 wurden auch von Frauen belegt.

Kimi Schreiber vor den Wänden des Wilden Kaisers © Chris Gollhofer

Staatsmeisterschaft über VIERUNDVIERZIG Kilometer

Staatsmeisterschaften über die Trailmarathon-Distanz!

Während in Deutschland nur Deutsche Meisterschaften im Ultratrail angeboten werden, ist das Angebot im Nachbarland Österreich breiter aufgestellt. Die Staatsmeisterschaften über 44 Kilometer und 2.300 Höhenmeter fanden dieses Jahr beim Ebbser Koasamarsch statt. Für ÖLV-Vertreter Michael Geisler, der ebenfalls an den Start ging, war dies auch eine gute Gelegenheit, potenzielle Kandidaten und Kandidatinnen für die Weltmeisterschaft Ende September zu sichten. Dementsprechend hochkarätig besetzt war die Marathondistanz.

Am Ende siegten der aus Ebbs stammende Lokalmatador Dominik Matt sowie Routinier Claudia Rosegger. Letztere holte sich in Ebbs bereits ihren vierten Staatsmeistertitel über die Trailmarathon-Distanz. Iris Unger und Nora Havlinova sicherten sich die weiteren Medaillen.

Matt musste sich den Sieg in einem harten Kampf gegen die Hitze und den zweitplatzierten Tschechen Michael Smahel erarbeiten:
„Das war eines der härtesten Rennen, die ich je gelaufen bin – extrem heiß und richtig ‚zach‘.“

Der Salomon-Athlet wird noch beim Lavaredo sowie beim CCC in Chamonix an den Start gehen. Einen Start bei der WM plant er derzeit nicht. Dritter wurde Alexander Hutter aus dem Stubaital.

Staatsmeister Dominik Matt

Ein stoisches Trotzdem – Die 100 Meilen beim Zugspitz Ultratrail

Die Wege unter unseren Füßen – Jeder Trail hat eine Geschichte