Zahlen und Storylines vom U. Trail Lamer Winkel, Skyrunning-EM und Val d’Aran by UTMB

Immer montags präsentieren wir euch die Zahlen des vergangenen Wettkampfwochenendes. Hinter jeder Zahl verbirgt sich eine kleine Geschichte, die interessant, spannend, lustig oder einfach nur informativ ist. An diesem Wochenende schauen wir auf den U. Trail Lamer Winkel, die Skyrunning-EM und den Val d’Aran by UTMB.

DREI TEILNAHMEN, DREI SIEGE

Der U. Trail Lamer Winkel (U.TLW) wurde seinem Ruf als „das Klassentreffen der Trailrunning-Community“ absolut gerecht. Das gesamte Wochenende über wurde bei schönstem Sommerwetter der Sport Trailrunning gefeiert – auf und neben der Strecke. Man merkt: Wer einmal auf den malerischen und oftmals technisch fordernden Trails des Bayerischen Waldes dabei war, wird wiederkommen wollen. Und wer wiederkommt, ist im Vorteil. Streckenkenntnis hilft beim Pacing und Navigieren über das stark variierende Terrain, das immer wieder verblockt und anspruchsvoll zu laufen ist – für Ortsunkundige herausfordernder als für diejenigen, die die Trails kennen.

Kein Wunder also, dass die Siegerinnen und Sieger sämtlicher Strecken Wiederholungstäter sind und/oder aus der Region stammen. Es ist das Rennen der Wiederkehrer.

Alle guten Dinge sind drei! In schnellen 5:58 Stunden konnte Eva Sperger ihre Favoritenrolle gerecht werden und ihren dritten Sieg bei der dritten U.TLW-Teilnahme feiern. Scheinbar beflügelt von ihrer am Vortag vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) bekanntgegebenen Nominierung für die Teilnahme an den World Mountain and Trail Running Championships (WMTRC), übernahm Sperger bei der ersten VP die Führung und baute ihren Vorsprung sukzessive aus, sodass sie am Ende mit gut einer halben Stunde Vorsprung über die Ziellinie lief. Dabei war ihre Teilnahme spontaner Natur, denn ihr Fokus liegt nach ihrem zweiten Platz beim Zugspitz Ultra-Trail voll auf dem anstehenden Eiger Ultra Trail.

Bei den Männern konnte Lokalmatador und U.TLW-Mitorganisator Markus Mingo in 5:17 Stunden gewinnen. Für Mingo ist es eine echte Herzensangelegenheit und „die Erfüllung eines sportlichen Lebenstraums“, wie er dem Portal xc-run.de sagt. Entsprechend emotional war der Siegeseinlauf auf dem Marktplatz in Lam und die abendliche Siegerehrung, bei der Mingo Tränen der Freude vergoss. Es war seine zweite Teilnahme an diesem Lauf, der 2015 zum ersten Mal ausgetragen wurde. Damals wurde er Dritter. Jetzt, 10 Jahre später, konnte er den Sieg vor heimischem Publikum auf den Trails feiern, die er bestens kennt. Wir freuen uns natürlich auch über den dritten Platz von Benni Bublak von Alles Laufbar (ein ausführlicher Bericht folgt). Benni ist im Übrigen auch ein Wiederkehrer.

Auch beim Osser-Riese (24 km/1200 hm) haben sich ebenfalls die durchgesetzt, die die Trails des U.TLW bereits gut kennen. Die Siegerin Lisa Münsterer war bereits dreimal auf der Langstrecke dabei – inklusive eines ersten Platzes 2023. Dieses Jahr zeigte sie, dass sie auch auf der kürzeren Distanz gewinnen kann. In einem spannenden und äußerst engen Frauen-Feld konnte sie in 2:28 Stunden gewinnen – knapp drei Minuten vor Platz 2, nur fünf Minuten vor Platz 3.

David Reichl knackte knapp die Zweistunden-Marke und sicherte sich den ersten Platz bei den Männern. Es war seine zweite Teilnahme, nachdem auch er bereits 2023 am Start war – damals auf Platz 3.

Bemerkenswert: Beim neu eingeführten Rookie-Trail (11 km/400 hm) gewannen Martin Mühlbauer und Emely Mühlbauer vom lokalen Verein TV Bad Kötzting. Beide mussten bis zur Ziellinie mit starker Konkurrenz kämpfen, die ihnen eng auf den Fersen war. Bei Emely waren es gerade einmal 9 Sekunden, die sie von der Zweitplatzierten trennten.

Eva Sperger und Markus Mingo beim U.TLW. Fotos: Woidlife Photography

DREI Skyrunning-Krauts

In der italienischen Lombardei, in einem kleinen Städtchen namens Corteno Golgi, fand am vergangenen Wochenende die Europameisterschaft im Skyrunning statt. Gastgeber war das etablierte italienische Skyrace Sentiero 4 Luglio. Über drei Disziplinen wurden Medaillen vergeben: Vertical (4,3 km, 973 Hm), Sky (23 km, 1864 Hm) und Skyultra (42 km, 2700 Hm).

Die internationalen Meisterschaften im Skyrunning werden von der ISF, der International Skyrunning Federation, ausgetragen. Anders als die Trailrunning-Welt- und Europameisterschaften, die letztlich unter dem Dachverband World Athletics organisiert werden, ist die ISF unter der UIAA, dem internationalen Dachverband für Alpinisten, Kletterer und Bergsteiger angesiedelt.

Traditionell sind vor allem europäische Nationen bei den Skyrunning-Welt- und Europameisterschaften vertreten. Ebenfalls traditionell ist Italien, das Mutterland des Skyrunning, aus dem auch der ISF-Gründer Marino Giacometti stammt, die dominierende Nation. Mit insgesamt acht Medaillen gewann Italien klar die Nationenwertung, gefolgt von Spanien und Schweden. Auch österreichische, schweizerische und deutsche Teams nahmen teil. Mit Paola Stampanoni holte die Schweiz eine Silbermedaille und belegte im Nationenranking Rang 13. Österreich erreichte immerhin Platz 6. Das kleine deutsche Team, bestehend aus Karl Midlane, Felix Bergmann und Jan Peterzelt, erlief Rang 17 von insgesamt 29 Nationen. Die meisten Punkte sammelte der aus der Nähe von Dresden stammende Jan Peterzelt mit zwei zehnten Plätzen über die SKY- und Vertical-Distanz.

Skyrunning ist weltweit ohnehin schon eine Nischensportart, in Deutschland jedoch noch mehr. Schade zum Beispiel, dass vermutlich mangels Interesse keine deutschen Frauen im Aufgebot standen (nachträgliche Korrektur: Marina Windisch war für Deutschland über die SKY ULTRA Distanz am Start, konnte das Rennen aber nicht beenden, da dieses aufgrund des anhaltenden Dauerregens abgebrochen wurde) . Die Deutschen Meisterschaften im Skyrunning müssen Ende Juli sogar „auswärts“ stattfinden. Wo? Natürlich in Italien – beim Schnalstal Alpine Trail.

Jan Peterzelt, Felix Bergmann und Karl Midlane bei der Skyrunning Europameisterschaft in Italien © Francesco Bergamaschi

73.500 Euro Preisgeld

In den Pyrenäen fanden an diesem Wochenende weitere europäische Meisterschaften statt. Beim Val d’Aran by UTMB wurden die European Trail Majors der UTMB World Series ausgetragen. Diese unterscheiden sich von einem gewöhnlichen World-Series-Rennen darin, dass es für ein Finish zwei statt nur einen Running Stone gab und sich nicht nur die Top Drei, sondern die Top Ten jedes Rennens für das Finale in Chamonix qualifizierten. Auch das Preisgeld war außergewöhnlich hoch: Insgesamt wurden über alle Distanzen und Kategorien 73.500 Euro ausgeschüttet.

Haben diese Maßnahmen für ein außergewöhnlich gut besetztes UTMB-World-Series-Rennen gesorgt? Nicht wirklich. Über die klassischen UTMB-Kategorien 100K und 100M siegten international wenig bekannte Athletinnen und Athleten. Der US-Amerikaner Dakota Jones (Team NNormal) lag auf der 100K-Distanz, die wie auch die 100M-Strecke wetterbedingt leicht verkürzt werden musste, lange Zeit auf Rang zwei, fiel aber letztlich auf Platz neun zurück.

Lediglich auf der 50K-Distanz war die internationale Konkurrenz groß. Hier siegten Nadir Maguet aus Italien und Miao Yao aus China.

© UTMB

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