In Spalt läuft das Rennen mittlerweile. Kaum bin ich raus aus der Stadt, geht es mit den typischen Trails dieser Gegend los: schmale, sich windende Wald- und Wiesenwege, mit Wurzeln und Steinen gespickte Pfade, dazwischen Schotterstraßen und immer mal wieder ein paar (Sand-)Steinstufen, querliegende Bäume oder kleine Holzbrücken, die Gräben überqueren. Jetzt, im November, sind die Trails nicht nur feucht und rutschig, sondern viele Stolperfallen gut unter einer bunten Laubdecke versteckt. Aufpassen ist also angesagt.
Wenige Minuten nach dem Start wartet schon der erste Uphill. Über Schotter, blätterbedeckte Wurzeln und rutschige Treppen geht es durch das Schnittlinger Loch, eine Sandsteinschlucht mit einem kleinen Bach und teils hoch aufragenden Wänden, hinauf nach Fünfbronn zur ersten VP. Ich lasse sie links liegen und stürze mich wenig später bereits wieder in den Downhill. Auch hier: Wurzeln, Laub, einzelne lose Steine, ein paar Holzstufen, Stöcke, die im Weg liegen. Kaum ist man unten, geht es schon wieder gut einhundert Höhenmeter den nächsten Anstieg hinauf. Steil genug, dass gehen vernünftig wäre, aber eben doch nicht so steil, um ihn nicht auch laufen zu können. Ich entscheide mich sicherheitshalber – der Trainingszustand könnte besser sein – für die erste Variante und hike hinauf. Uphill, Downhill, bergauf, bergab. Das geht die ganze Zeit so weiter.
Für Mittelgebirge ist dieses ständige Hoch und Runter charakteristisch. Die Anstiege und Bergab-Passagen sind zwar nie besonders lang. Dafür sind sie zahlreich und können durchaus steil ausfallen. 1000 Höhenmeter in der Fränkischen Schweiz sind einfach nicht dasselbe wie in den Alpen. 10 kurze 100-Höhenmeter-Anstiege stellen körperlich und auch taktisch eine ganz andere Herausforderung dar als der eine lange 1000-Höhenmeter-Uphill. Letzteren wird kaum jemand durchlaufen. Die meisten werden versuchen, ein solides Speedhiking-Tempo zu finden, um möglichst kraftsparend und trotzdem schnell oben anzukommen.
Im Mittelgebirge ist aufgrund ihrer Kürze die Möglichkeit und damit die Verlockung viel größer, die Bergauf-Passagen tatsächlich auch zu laufen. Das jagt nicht nur den Puls und den Energieverbrauch in die Höhe, sondern sorgt auch für ordentlich aufgepumpte Waden- und Oberschenkelmuskeln. Letztendlich sind Mittelgebirgsrennen Intervalle am Berg, nur dass die Pausen wegfallen. Denn oben angekommen geht es selten lange flach dahin, sondern der nächste Downhill wartet bereits. Technisch ist es bergab im Mittelgebirge allerdings selten so schwer, dass man gehen müsste, was tut man also? Richtig, man lässt es laufen. Zum einen, weil es einfach möglich ist. Zum anderen läuft man schließlich ein Rennen und will Tempo machen. Nicht zuletzt wäre der Downhill sowieso viel zu kurz, um sich erholen zu können. Unterm Strich fällt die Belastungspause also aus – der nächste Anstieg wartet ja schon.