Fangen wir auf der längsten Strecke an, dem Ultra Trail Chianti Castles (120 km, 5200 hm). Auf der Männerseite haben wir allein mit Kilian Jornet, Jim Walmsley und Vincent Bouillard ein absolutes Traum-Lineup. Es sind die letzten drei Sieger des Ultra Trail du Mont-Blanc (Jornet: 2022, Walmsley: 2023, Bouillard: 2024). Unserer Kenntnis nach ist es das erste Mal, dass die drei in einem Rennen aufeinandertreffen. Wer die Nase vorn haben wird? Jim, dessen Stärkenprofil das laufbare Terrain und das ständige Auf- und Ab des Kurses in der italienischen Toskana am meisten schmeichelt? Oder doch eher Superstar Kilian, der bis jetzt immer die Nase vorn hatte, wenn die beiden an einer Startlinie standen? Oder vielleicht doch der unberechenbare Vincent, der dieses Jahr beweisen muss, dass der UTMB-Sieg keine Eintagsfliege war? Es ist schwer zu sagen.
Es ist das erklärte Ziel von Kilian Jornet, den Western States 100 zu laufen. Das erste Mal seit 2011 – vorausgesetzt, der Geburtstermin seines dritten Kindes steht nicht im Wege. Der Gewinn eines Golden Tickets beim Chianti Ultra Trail schien eine reine Formsache zu sein. Von einer Formalität kann jedoch keine Rede mehr sein. Denn Kilians Konkurrenz ist bereit für den sportlichen Schlagabtausch: Jim Walmsley hat kürzlich seine aktuelle Form unter Beweis gestellt und beim Mesquite Canyon 50K in Arizona mit Streckenrekord gewonnen. Vincent Bouillard hat im Winter an seinem Tempo gearbeitet und hat an Cross-Rennen teilgenommen. „A presto Chianti!“ (Bis bald, Chianti!), schreibt der Franzose voller Vorfreude auf Instagram. Mögen die Spiele beginnen!
Aus deutschsprachiger Sicht freuen wir uns auf den Südtiroler Andreas Reiterer, der durch die namhafte Konkurrenz mit Sicherheit doppelt motiviert sein wird. Jim Walmsley braucht kein Golden Ticket. Als Titelverteidiger ist er schon für den Western States qualifiziert. Die Chance gegen die besten Läufer des Sports zu laufen, wollte sich der kompetitive Amerikaner aber wohl nicht entgehen lassen. Gut so. Es wird spannend zu beobachten sein, ob ein Kilian sich mit dem Gewinn des Golden Tickets zufriedengeben wird (also möglicherweise mit Platz 2) oder ob es, einmal an der Startlinie, nur eines für ihn geben wird: Den Rennsieg.
Aber auch über die genannten großen Namen hinaus, macht der Chianti als erstes großes internationales Trailrunningrennen auf sich aufmerksam. Die Dichte ist hoch: Die ersten 36 Läufer in der Startliste haben mehr als 800 ITRA-Punkte.
Auf der Frauenseite finden sich ebenfalls große Namen, aber längst nicht in der Dichte wie bei den Männern. Dazu zählen Fiona Pascall, Alessandra Boifava und Abby Hall. Auch die Siegerin der letztjährigen 100 km-Strecke, Azara Garcia de los Salmones, ist mit von der Partie.