Trailrunning Wochenende kompakt: Transalpine Run, Headlands 27K, Wildstrubel by UTMB und Tor des Geants

Das Trailrunning Wochenende kompakt. Ihr wollt die wichtigsten Rennergebnisse aus der Trailrunningwelt kurz und bündig zusammengefasst? Heute mit Transalpine Run, Headlands 27K, Wildstrubel by UTMB und Tor des Geants

Transalpine Run

Foto: Plan B/Klaus Fengler

  • Der Transalpine Run 2024 (TAR) ist vergangenen Freitag zu Ende gegangen. Die TAR-Woche ist nicht nur für die Laufenden selbst, sondern auch für Fans und Beobachter des Sports eine besondere Woche. Kaum ein Trailrunner aus dem deutschsprachigen Raum, der nicht irgendjemanden im Feld – und sei es nur „über Ecken“ – kennt. Die persönlichen Tageszusammenfassungen der Athletinnen und Athleten via Social Media hatten teilweise hohen Unterhaltungswert. Der diesjährige TAR wurde vom Veranstalter als besonders anspruchsvoll und technisch angekündigt. Nicht nur die Trails an sich, sondern auch die äußeren Bedingungen machten den Transalpine Run zweifellos zu einer großen sportlichen Herausforderung. Der plötzliche Wintereinbruch mit seinen niedrigen Temperaturen und ergiebigen Regen- und Schneefall hat manche in seiner Heftigkeit überrascht. Kein Wunder, denn gestartet wurde noch bei hochsommerlichen 30°C. Umso beeindruckender, dass von den insgesamt 455 Teilnehmenden ganze 82 % die 250 km und 15.000 hm-lange Alpenquerung von Garmisch-Partenkirchen bis an den Reschensee in Südtirol gefinisht haben.

  • Kommen wir zu den Ergebnissen. Fangen wir mit der Solo-Wertung an, die in diesem Jahr eine klare Angelegenheit war. Lukas Mangger aus Italien hat alle 7 Etappen gewonnen und ist damit verdienter Gesamtsieger vor dem Schweizer Nino Janki und dem Deutschen Benedikt Nussbaum. Ein ähnliches Bild bei den Frauen: Julia Güthling aus Deutschland holt sich mit großem Vorsprung den Gesamtsieg vor der Belgierin Sylvie Duerinck und der Ukrainerin Iryna Raitschuk. Julian Güthling, die aus dem Allgäu kommt und bei Two Peaks Endurance trainiert, beschreibt den TAR 2024 mit folgenden Adjektiven: „Surreal, überwältigend, überragend, schön, spaßig, hart, brutal, emotional.“ Wir glauben, diese Zusammenfassung würden alle TAR-Finisher so unterschreiben. Die weiteren Solo-Sieger und Siegerinnen: Tuomas Tervo (Finnland, Master Men),  Christian Eggermann (Deutschland, Senior Master Men) und Andrea Knabe (Deutschland, Master Women).

  • Ursprünglich ist der TAR natürlich ein Team-Wettbewerb, bei dem die Gesamtstrecke als Duo gelaufen werden muss. Die teaminterne Dynamik, das Miteinander und die Kommunikation sind neben dem reinen Laufen eine weitere Herausforderung, die es zu meistern gilt. Das Team der beiden Schweizer Ramon Gut und Tobias Schmid haben das offensichtlich exzellent umgesetzt. Sie haben jede einzelne Etappe gewonnen und sichern sich einen ungefährdeten Sieg in der Teamwertung. Ramon Gut schreibt, dass „diese Woche alles beinhaltete, was Trailrunning zu bieten hat“. Auf dem zweiten Platz landeten Patrick Kühn und Benedikt Huber. Rene Feder und Grischa Reinhardt wurden Dritte. Die weiteren Sieger bei den Männern: Peter Studer und Iso Stadelmann (Schweiz, Master Men), Anton Steiner und Frowin Stecher (Italien, Senior Master).

  • Bei den Frauen gab es ebenfalls einen souveränen Sieg in der Teamwertung. Lena Glasbrenner und Johanna Steinmüller vom „Allgäu Outlet Raceteam“ konnten 6 von 7 Etappen gewinnen. Lena Glasbrenner sagt im Ziel: „Auch heute war es nochmal richtig hart. Umso schöner ist es, jetzt hier stehen zu können.“ Zweites Frauenteam: Nina Lang und Veronika Hamminger aus Österreich. Dritte wurde das Duo aus Rachel Marbaker aus den USA und Sophie Kirkman aus Simbabwe. Die Master Women Kategorie gewannen Nicole Berner und Marisa Rauber aus der Schweiz.

  • Auch in der Mixed-Kategorie gab es einen ungefährdeten Gesamtsieg. Sebastian Batchelor (Großbritannien) und Natalina Neuenschwander (Schweiz) stehen mit 7 Etappensiegen ganz oben auf dem Podest. Täglich Zweite und damit auch insgesamt Zweitplatzierte: Nicolas Hinojosa und Megan Erspamer aus Argentinien. Sonja Kinna und Thomas Lindorfer aus Deutschland erreichen den dritten Gesamtrang. Die Gewinner der weiteren Mixed Kategorien: Alexander Zurkinden und Claudia Bachmann (Schweiz, Master Mixed), Gabriela Egli und Eric Wyss (Schweiz, Senior Master Mixed).

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Tor des Geants

Foto: Tor des Geants

  • Der Tor des Geants ist eine Institution. Eine Institution für ultralanges Trailrunning, Fastpacking oder Ultra Endurance Running. Wie auch immer man dieses Event beschreiben möchte, es ist definitiv das größte Event einer ganz eigenen Disziplin innerhalb der Trailrunning-Welt. Der ursprünglichen Gedanke war das Aosta-Tal auf Höhenwegen und alpinen Pfaden einmal zu umrunden. Eine Strecke mit 330 Kilometern und 20.000 Höhenmetern. Die Finisher dürfen sich Giants nennen. Diese Route ist immer noch der Kern-Wettbewerb des TOR. Um den TOR330 herum haben die Organisatoren über die Jahre aber zahlreiche andere Events etabliert: Den TOR450, den TOR130, den TOR100 und den TOR30.

  • Beim TOR330 gab es dieses Jahr zwei sehr prominente Sieger. Katharina Hartmuth führte das Frauenrennen von Beginn an und gab die Führung bis zum Schluss nicht mehr ab. Die UTMB-Zweite finishte trotz viel Verletzungspech dieses Jahr schon den Hardrock100. Im Aostatal bewies sie einmal mehr, dass sie über die ganz langen und besonders technischen alpinen Rennen eine absolute Ausnahme-Athletin ist. Sie gewann das Rennen nicht nur, sondern stellte mit 79 Stunden und 10 Minuten auch einen neuen Streckenrekord auf. Nur fünf Männer waren schneller als sie. Katharina wird am Freitag bei uns im Trailfunk zu Gast sein. Bei den Herren siegt ebenfalls eine Szene-Legende. Dabei sah es lange Zeit nicht danach aus. Erst im finalen Abschnitt des Rennens spielte Francois D’Haene seine ganze Expertise aus und schob sich auf den ersten Rang. Nach dem DNF beim Hardrock 100 feiert der Franzose seit längerer Zeit mal wieder einen ganz großen Erfolg.

  • Weitere grandiose deutsche Erfolge gab es beim TOR450 und TOR130. Volker Fohrmeister hat sich auf die ganz langen Kanten spezialisiert. Es war schon sein dritter Start beim TOR450. Nach Platz 13 und 7 beweist er, dass Erfahrung bei solchen Rennen pures Gold ist und finisht auf Rang zwei– 16 Stunden hinter dem Sieger Erwee Tiaan von den Guernsey Inseln. Sarah Hansel aus den USA war nach 157 Stunden die schnellste Frau. Beim TOR130 läuft Karola Rennhack auf Rang drei. Die 38-jährige Allgäuerin ist ebenfalls Ultratrail-erfahren. Sie siegte vergangenes Jahr bei den schweren alpinen 100ern Adamello Ultratrail und Swiss Alps 100.

  • Prominent besetzt war auch die kürzeste Distanz. Den TOR30 gewinnen bei bitterkalten und nassen Bedingungen Nadir Maguet (Italien) und Sunmaya Budha (Nepal)

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Headlands 27K

Headlands 27K

Foto: Mathis Decroux

  • Während die meisten Rennen der GTWS ikonische und altbewährte Rennen sind, ist der erste von zwei Stopps in den USA, das Headlands 27K, ein komplett neues Event. Die Trails unweit von San Francisco in der kalifornischen Bay Area sind allerdings keineswegs Trailrunning-Neuland. Hier fanden schon mehrere Rennen statt. Unter anderem das Dipsea Trail Race, das vielleicht erste Trailrennen überhaupt. Besonders: Das Frauenrennen fand am Samstag statt, getrennt vom Männerrennen, welches erst am Sonntag startete. Beide Starterfelder absolvierten die gleiche Strecke. Eine Strecke mit drei Anstiegen, die aufgrund der fehlender Schwierigkeiten wie Höhe und technischem Anspruch als besonders schnell gilt.

  • Madelina Florea, die rumänische Salomon-Athletin, begann das Rennen selbstbewusst. Schon bei Kilometer drei setzte sie sich vom Rest des Feldes ab. Joyce Njeru hatte aber am Ende noch einen Gang mehr und überholte Florea bei Kilometer 20. Nach ihrem ersten Platz beim Four Sisters Mountain Trail holte sich die die Kenyanerin damit schon ihren zweiten Sieg bei der diesjährigen GTWS und übernimmt damit die Führung in der Gesamtwertung. Dritte wurde die Amerikanerin Lauren Gregory von Nike. Judith Wyder musste sich mit Platz vier zufrieden geben und sprach von Müdigkeit nach der langen Reise und ihrem ersten Ultratrail beim OCC. Dennoch war sie sehr zufrieden, in welcher Art und Weise sie das Rennen unter diesen Bedingungen beendete.

  • Was war das für ein Finale beim Herrenrennen? In unglaublicher Geschwindigkeit sprinteten der Marokkaner Elhousine Elazzaoui und der Kenyaner Philemon Kiriago um den Sieg . Mit dem glücklicheren Ende für den NNormal-Athleten aus Marokko, der nach seinem Sieg beim Marathon du Mont Blanc und eben diesem in Kalifornien nun die Gesamtwertung anführt. Dieser Zweikampf war am Ende aber nur das packende Finale eines unglaublich hochkarätigen Vierkampfes. Lange Zeit war es unklar, wer dieses spannende Rennen für sich entscheidet. Remi Bonnet und Patrick Kipngeno kämpften ebenso leidenschaftlich um das Podium und finishten am Ende nur wenige Sekunden hinter dem Führungsduo. Alle Vier blieben unter der Zwei-Stunden-Marke. Schade, dass dieser große Sport so gut wie keine Live-Zuschauer anzog. Am Zielbogen unweit von der Millionen-Metropole San Francisco war es leerer als bei einem lokalen Dorflauf.

  • Mit dem Mammoth 26K, ebenfalls in Kalifornien, findet schon am kommenden Wochenende das letzte reguläre Rennen der GTWS statt. Dann folgt nur noch das Finale im schweizerischen Ascona Locarno am 17.10.2024. Wer sich im Gesamtranking platzieren möchte, muss dort teilnehmen. Es werden doppelte Punkte vergeben.

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Joyce Njeru und Elhousine Elazzaoui gewinnen Headlands 27K Fotos: Mathis Decroux

Wildstrubel by UTMB

Foto: facebook.com/wildstrubelbyutmb

  • Die erst dritte Ausgabe des Wildstrubel by UTMB wurde vom starken Wetterumschwung am Wochenende in Mitleidenschaft gezogen. Die zwischen dem Wallis und Bern angelegten Strecken wurden aufgrund von bis zu 40 cm Schneefall und entsprechend niedrigen Temperaturen um die -5 °C vom Veranstalter angepasst. In einem Statement wird die Entscheidung begründet. Dort heißt es unter anderem: „Wir verstehen die Enttäuschung über diese Entscheidung, aber wir haben unermüdlich daran gearbeitet, die bestmögliche Lösung zu finden, um Ihre Sicherheit zu gewährleisten und gleichzeitig das bestmögliche Rennerlebnis zu bieten.“ Die meisten der Strecken wurden so modifiziert, dass ausschließlich auf der Walliser Seite des Wildstrubels gelaufen wurde. Die Teilnehmenden der 110 km-Strecke wurde auf die Alternativroute der 70 km-Distanz verlegt. Die 50 km wurden zu einer 37 km-Variante geändert. Das Gute: Es fanden Rennen statt und niemand der rund 5500 Trailrunner aus 78 Ländern ist komplett umsonst angereist.

  • Der Norweger Are Fetveit gewinnt die im Endeffekt 72 km lange „längste“ Distanz mit 3700 hm in 7:53. Bei den Frauen setzt sich die Britin Fiona Pascall in 8:47 durch und hat zwei Wochen nach ihrem DNF beim UTMB ein Erfolgserlebnis für sich verbuchen können. Die 70 km-Strecke (ebenfalls 72 km und 3700 hm) wurde vom Isländer Þorbergur Jónssonin 6:47 gewonnen. Bei den Frauen gewinnt Julie Roux aus Frankreich in 7:30 vor den beiden Deutschen Lena Laukner (7:52) und Miria Meinheit (8:15).

    Ein namhaftes Race-Comeback nach Verletzungspause und UTMB-Absage feierte Jonathan Alban auf den 50 km (mit 1700 hm). Der favorisierte Brite gewinnt in 2:59. Ein ebenfalls großer Name gewinnt die 50 km bei den Frauen: Yngvild Kaspersen aus Norwegen, unter anderem CCC-Siegerin 2023 und diesjährige Western States-Top 5, siegt in 3:19.

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Neues aus der Trailwelt

ITRA Profil

Courtney Dauwalters ITRA Profil

  • Es war nicht immer ganz einfach auf der Homepage des internationalen Trailrunningverbandes seine ITRA-Scores abzurufen. Nun hat die ITRA nicht nur die Seiten-Performance stark verbessert, sondern auch gleich die Läuferprofile vollständig überarbeitet. Die Tiefe und grafische Darstellung aller Daten wurde nochmal deutlich ausgebaut und neue Features, wie zum Beispiel der Head-to-Head Vergleich, eingeführt. Hier zum Beispiel alle Statistiken von Courtney Dauwalter. Die kompletten Statistiken sind nach wie vor nur für ITRA-Mitglieder zugänglich.

Ein Blick ins Hundert-Meilen-Herz

Laufen als Revolte gegen die Sinnlosigkeit?