11 herausragende Trail Performances 2025

Ein ereignisreiches Trailrunning-Jahr neigt sich dem Ende zu. Wir haben die 11 herausragendsten Leistungen des Jahres für euch zusammengetragen. Dabei geht es nicht alleinig um Rennergebnisse – von Weltrekorden im Vertical Kilometer über monatelange FKTs in Neuseeland bis zu beeindruckenden Siegen bei den bestbesetztesten Rennen des Jahres.

DIE AUßERIRDISCHE – Tove Alexandersson beim Trail WM Canfranc (Short Trail)

Manche Medien sprachen nach diesem Lauf von DER Trailrunning-Leistung des Jahrhunderts. Die Art und Weise, wie die Schwedin Tove Alexandersson den WM Short Trail in Canfranc gewann, ließ viele offene Münder zurück. Kurz die Facts: Sie lief die äußerst anspruchsvollen 45km (±3.657Hm) in 5:04:20. Overall belegte sie damit Rang 17 und war nur 22 Minuten langsamer als der erste Mann. Die zweitplatzierte Frau, Sara Alonso, finishte erst 34 Minuten später. Besonders beeindruckend ist der Abstand zum männlichen Sieger, der nur bei 8% lag – der übliche Gender Performance Gap in hochleistungsdisziplinen wie dem Marathon liegt eher bei rund 12%.

Alexandersson ist eigentlich Orientierungsläuferin und läuft nur sporadisch Trail-Wettkämpfe. Durch den späten Termin der WM hatte sie nach ihrer Orientierungslaufsaison sechs Wochen Zeit, sich spezifisch auf das Rennen vorzubereiten. Interessant: In der Vorbereitung lief sie spontan das Rennen Canfranc-Canfranc, das auf demselben Kurs stattfand wie die Weltmeisterschaft. Trotz einer Platzwunde, die sie sich bei einem Sturz zuzog und während des Rennens genäht werden musste, gewann sie das Rennen in damaliger Streckenrekordzeit (5:39:37). Das Stirnband, das die Wunde schützen sollte, trug sie noch drei Wochen später bei ihrem historischen WM-Triumph. Auch die ITRA honorierte diese Leistung mit der höchsten Punktzahl, die jemals eine Frau erreichte: 877.

DER KÖNIG DER VERTIKALE – Remi Bonnet beim VK in Fully

„Ich hätte das selbst nicht für möglich gehalten.“ So waren die ersten Worte, die Remi Bonnet im Ziel im schweizerischen Fully äußerte. Was hatte er nicht für möglich gehalten? 1.000 Höhenmeter in nur 27 Minuten und 21 Sekunden zu laufen. Weltrekord! Und was für einer: Um ganze 90 Sekunden unterbot er den vorherigen Rekord.

Dass Bonnet in außerordentlich guter Form ist und im Berglauf aktuell in seiner eigenen Sphäre schwebt, hatte er schon drei Wochen zuvor bewiesen, als er souverän die Goldmedaille im Uphill in Canfranc gewann. Die Vertical-Kilometer-Strecke in Fully gilt als die steilste der Welt. Die 1.000 Höhenmeter werden auf nur 1,9 Kilometer überwunden. Die Athleten sind verpflichtet, einen Helm zu tragen.

Remi Bonnet in der vertikalen Falllinie von Fully © Baptiste Fauchille

DER UNIVERSALIST – Kilian Jornet und das States of Elevation Projekt

Im dritten Jahr hintereinander hat Kilian ein Mammutprojekt in Angriff genommen. Nach den Pyrenäen 2023 und den Alpen 2024 waren es 2025 die Vereinigten Staaten, die sich der Alpinist, Trailrunner, Skibergsteiger, Kletterer, Vater und Firmen-Gründer ausgesucht hatte.

„Eine bestehende Zeit auf einer bestehenden Route zu schlagen, hatte keinen Reiz für mich“, sagt Kilian. Möglichkeiten hätte es viele gegeben. FKTs wie Nolans 14 oder Elk Travers allein waren ihm aber zu klein. Kilian hat seinen eigenen Kopf und sein eigenes Level. Es ging ihm nicht nur darum, so schnell wie möglich so viele 4000er der USA zu besteigen. Auch der Weg zwischen den Gipfeln war ihm wichtig – logische Traversen über lange Bergketten zu überlaufen.

Es ist unmöglich, den ganzen Umfang dieses nicht nur von der Ausdauer, sondern auch logistisch enorm anspruchsvollen Mammutprojekts in Kürze zu umreißen. Kilian hat auf seinem Blog einen sehr langen Bericht geschrieben, der alle Daten, Fakten und Eindrücke perfekt wiedergibt und trotz seiner absurden Länge spannend zu lesen ist. Interessant: Kilian fühlte sich in den ersten Tagen seines Projekts am schlechtesten. Am Ende hatte sich sein Körper an die Belastung gewöhnt und er fühlte sich schon wenige Tage nach der Beendigung seines Projekts wieder vollkommen erholt. Weitere unglaubliche Fakten, z.B. wie wenig Kilian während eines langen Bergtags trinkt, lest ihr am besten in seinem Blog.

DIE GOLDENE – Nina Engelhard bei der Berglauf WM Canfranc (Classic)

Wir bleiben in Canfranc. Schon letztes Jahr bei der Europameisterschaft in Annecy gewann Nina Engelhard Doppel-Gold. Aber wer hätte gedacht, dass sie diese Leistung auch auf der Weltmeisterschaftsbühne wiederholen könnte? Schließlich war Nina seit ihrer EM-Teilnahme in der Berglauf- und Trailszene kaum in Erscheinung getreten. Nur ihr Sieg beim Nebelhorn-Berglauf in Streckenrekordzeit einige Wochen vor der WM ließ erahnen, dass es wieder etwas werden könnte mit einer deutschen Berglauf-Medaille.

Am Ende sicherte sich Nina zweimal Gold: Erst am Donnerstag beim Berglauf. Und dann, vielleicht noch beeindruckender, am Sonntag beim Classic Race (14,3km / 823Hm). Sie bewies, dass sie nicht nur bergauf, sondern auch bergab Weltklasseformat besitzt. Sie gewann das Rennen in 1:11:00, zwei Minuten vor der schnellsten Frau, der Kenianerin Ruth Gitonga. Über Nina ist nicht viel bekannt – sie hat keinen Social-Media-Account. Wer mehr über sie erfahren möchte, kann unser Podcast-Interview mit ihr hören.

Nina Engelhard auf den letzten Metern zum Doppelgold vor der historischen Kulisse des Bahnhofs von Canfranc © Tobias Oemus

DER UNERMÜDLICHE – Hendrik Boury beim Big's Dog Backyard

Jede Stunde eine Runde. Immer im Kreis. Bis nur noch einer steht. Das Backyard-Format ist unerbittlich. Der ohne Zweifel stärkste deutsche Backyard-Athlet ist Hendrik Boury. Der Wahl-Londoner nahm dieses Jahr wiederholt an der Backyard-Weltmeisterschaft teil – mit durchschlagendem Erfolg.

100 Runden bzw. 100 Stunden lief er in Tennessee durch den Hinterhof von Backyard-Erfinder Lazarus Lake. Damit verbesserte er seinen eigenen deutschen Rekord um 18 Runden. Unfassbar: Sieben Athleten liefen noch länger als er. In unserem Podcast erzählt Hendrik ausführlich und eindrücklich von dieser seltenen Erfahrung.

DIE 100-MEILEN KÖNIGIN – Katie Schide beim Hardrock 100

Es war vielleicht die Performance des Jahres 2024: der Sieg und Streckenrekord beim UTMB von Katie Schide. Aber auch 2025 ließ es sich die in Frankreich lebhafte US-Amerikanerin nicht nehmen, einen Streckenrekord bei einem prestigeträchtigen 100-Meiler zu fabrizieren: dem Hardrock 100. Schon beim UTMB hatte sie den Streckenrekord von Courtney Dauwalter pulverisiert. In den San-Juan-Mountains in Colorado gelang ihr dies erneut: 25:50:23, 20 Minuten schneller als Courtney 2023.

Spannend: Der Gender Performance Gap ist hier deutlich höher als bei Tove Alexandersson. Zwischen der Zeit von Sieger Ludovic Pommeret und Katie Schide liegen knapp 16% Unterschied. Der 50-jährige Pommeret wäre mit diesem Sieg natürlich auch ein Kandidat für diese Liste gewesen.

DER WELTMEISTER – Jim Walmsley bei der Trail WM Canfranc (Long Trail)

Und wieder Canfranc. Die Trailrunning-Weltmeisterschaft war dieses Jahr außerordentlich stark besetzt, was zu bemerkenswerten Leistungen führte. Jim Walmsley, gerade von einer Verletzung genesen, gewann Ende August den OCC in Chamonix – ein im Vergleich zur Long-Trail-Strecke der WM laufbarer Kurs.

Dass der Hoka-Athlet inzwischen auch auf diesem technisch sehr anspruchsvollen Kurs die absolute Weltspitze dominiert, war nicht unbedingt zu erwarten. Die beiden Franzosen Benjamin Roubiol und Louison Coiffet machten dem US-Amerikaner lange das Leben schwer. Doch dieser ließ sich nicht beeindrucken, gab die Führung nie ab und siegte letztendlich in 8:35:11. Die ITRA bewertete diese phänomenale Leistung mit 970 Punkten, dem höchsten jemals vergebenen Race Score.

Benjamin Roubiol und der spätere Weltmeister Jim Walmsley auf dem technisch anspruchsvollem WM-Kurs

DER ALPINIST – Johannes Wingenfeld auf der Jubiläumsgrat FKT

Eines der wohl hoffnungsvollsten deutschen Trail-Talente ist Johannes Wingenfeld. Der 25-Jährige ist in den letzten Jahren eher im Alpinismus zu Hause gewesen. Auf den Trails zeigte er kürzlich sein enormes Talent – sowohl auf kurzen schnellen als auch auf längeren Strecken.

Im August gelang ihm ein herausragender Drahtseilakt: die FKT-Strecke Hammersbach – Zugspitze – Jubiläumsgrat – Hammersbach bewältigte er in 4:47:08. Eine Leistung, die sowohl herausragende Ausdauerfähigkeit als auch außerordentliches alpinistisches Können und Risikobereitschaft erfordert. Die vorherige FKT lag bei 5:30. Im Trailfunk haben wir ausführlich mit Johannes über seinen Rekordlauf gesprochen. Zum Ende der Saison zeigte Johannes endlich auch auf internationaler Rennbühne sein Ausnahmetalent. Er siegte beim UTCT 55K.

DIE ULTRA-HIKERIN – Paulina Zäck auf der Te Araroa Trail FKT

Eine weitere unglaubliche Fastest-Known-Time gelang Paulina Zäck. Die Kölnerin wanderte bzw. speedhikte den Te Araroa Trail, der sowohl die Nord- als auch die Südinsel Neuseelands einmal komplett durchquert, in nur 54 Tagen, 9 Stunden und 48 Minuten. Über 3.000km lang und 80.000Hm schwer. Paulina ist nicht gelaufen, sondern schnell und lange gewandert – bis zu 12 Stunden täglich. Eine der herausragenden Ausdauerleistungen des Jahres 2025 ist dies für uns in jedemfall. Schließlich nehmen wir als Medium Alles Laufbar unseren Namen nicht immer zu 100% ernst.

Wer erfahren will, was „Grabenfüße“ sind, oder einfach nur Paulina lauschen möchte, wie sie von ihrem fast zwei Monate andauernden Trip erzählt, sollte unsere Podcastfolge mit ihr anhören.

DER TAKTIKER – Hannes Namberger beim Mallorca by UTMB

Dynafit-Athlet Hannes Namberger wagte sich dieses Jahr in unbekanntes Terrain. Der Western States war ungewohnt flach und heiß für den Ruhpoldinger. Auf den 11. Platz in Kalifornien kann er stolz sein, auch wenn er Lehrgeld zahlen musste.

Ein nahezu perfektes Rennen, bei dem Hannes seine Stärken zu 100% ausspielen konnte, hatte er am Ende der Saison beim Mallorca by UTMB. Théo Detienne, der starke Franzose, war der Mann, den es an diesem Tag zu schlagen galt. Lange Zeit sah es so aus, als seien die beiden gleichstark. Irgendwann attackierte Théo, Hannes konnte nicht folgen, blieb aber cool und arbeitete weiter. Den zweiminütigen Rückstand konnte er dank seiner mentalen Stärke wieder gutmachen. Kaum sah er den Franzosen, erhöhte er selbst konsequent das Tempo und zog mit hohem Tempo vorbei. Er siegte in 13:37:31 und nahm dem Franzosen am Ende 20 Minuten ab. Eine taktische und kämpferische Meisterleistung.

Hannes Namberger beim Mallorca by UTMB © UTMB

DER 100ER DEBÜTANT – Francesco Puppi beim Canyons Endurance Run

Der Italiener Francesco Puppi hatte 2025 eine herausragende Saison mit vielen Siegen, unter anderem beim CCC und beim Lavaredo. Wenn man eine Leistung hervorheben muss, ist es sein Sieg beim Canyons Endurance Run im April. Auf dem Kurs, der größtenteils über die Trails des Western States führt, gab Puppi sein Debüt über die 100-Kilometer-Distanz. Das längste Rennen seines bisherigen Lebens beendete er nach 8:04:36, knapp 30 Minuten vor dem Drittplatzierten Hannes Namberger.

Interessant: Das Golden Ticket für den Western States lehnte Puppi ab. Der Sprung auf 100 Meilen kurz nach seinem ersten 100-Kilometer-Rennen war ihm doch zu groß. Eine weise Entscheidung des ohnehin sehr fokussierten Athleten, der uns immer wieder an seinen klugenGedanken teilhaben lässt, die auch mal über den Sport hinausgehen. Das Potenzial zum zukünftigen Western-States-Sieger hat Puppi allemal. Vielleicht finden wir ihn dann ja nächstes Jahr wieder an dieser Stelle, wenn es heißt „Outstanding Performances of 2026“.

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