Warum sind wir manchmal unmotiviert? Was könnte Motivation im Sport behindern? Eva-Maria Sperger schildert uns klassische Beispiele: Übermäßiger Druck von außen wäre ein solches. Externe Zwänge untergraben die Autonomie. Auch der ständige Vergleich mit anderen trägt nicht zum Autonomiegefühl bei. Ein zu monotoner Trainingsalltag kann ebenfalls demotivieren. Manchmal hilft es, aus Routinen auszubrechen oder sich einen neuen Coach zu suchen. Fehlender Fortschritt demotiviert, indem er unser Kompetenzgefühl untergräbt. Angst kann ebenfalls Motivation behindern: Fehlt beispielsweise das Selbstvertrauen (Kompetenz) in die eigenen Fähigkeiten, fehlt auch die Motivation. Fehlende Sinnstiftung ist ein weiterer großer Motivationskiller.
Womit wir wieder bei der Frage aller Fragen wären: Warum laufe ich? Manch einer, wie Kilian, ist intrinsisch so stark motiviert, dass ihn diese Frage irritiert. Er muss sie sich nicht stellen, um zur Tat zu schreiten. Die Motivation ist so inhärent, so intrinsisch, dass eine Reflexion des Warums wie Zeitverschwendung wirkt. Das ist ohne Frage der Optimalzustand. Aber mal ehrlich: Die wenigsten von uns erreichen diesen Zustand dauerhaft oder langfristig. Die Frage nach dem Sinn lohnt sich also durchaus. Eva nennt diesen Prozess Wertearbeit. Wertearbeit geht davon aus, dass Menschen dann besonders motiviert, resilient und erfüllt sind, wenn sie ihr Handeln mit ihren inneren Werten in Einklang bringen. Man kann sich zum Beispiel fragen: Wann war ich am motiviertesten? Was waren die Momente, in denen ich mich richtig lebendig gefühlt habe?
Beispiel: Eine Athletin definiert in ihrer Wertearbeit, dass ihr Naturerleben und Gemeinschaft besonders wichtig sind. Statt sich also auf reine Leistungsziele (Platzierungen oder Zeiten) zu fokussieren, könnte sie ihr Training so gestalten, dass es Zeit in den Bergen oder das Treffen mit der Lauf-Community einbezieht.
Natürlich ist das Abgleichen des Trainingsalltags mit den eigenen Werten nicht immer linear, sondern oft ein ständiges Abwägen verschiedener Bedürfnisse. Für den Autor dieser Zeilen beispielsweise ist das Abenteuer Berg eine unheimlich große Motivationsquelle. Eine weitere große Motivationsquelle ist ohne Zweifel die Selbstwirksamkeitserfahrung (Kompetenz), die nur das erfolgreiche Absolvieren des sportlichen Wettstreits liefert. Beides steht sich manchmal unvereinbar gegenüber: Wer nur Bergabenteuer macht, wird sich ab einem gewissen Punkt sportlich nur schwer verbessern.
Motivation und Ziele sind also selten eindimensional und starr, sondern vielmehr vielschichtig und fluide – was eine ständige, wiederholte Reflexion erforderlich macht. Mal steht der unmittelbare Spaß am Berg im Fokus, mal die Steigerung der Kompetenzerfahrung durch strukturiertes Training.