Es ist nicht das Warum, was zählt, sondern das Wie. Das habe ich im Vorfeld mit Juliane im Trailfunk erörtert. Die Frage, warum ich wiederholt einen 100-Meilen-Ultratrail laufe, stellt sich mir nicht. Etwas zieht mich dahin, etwas ruft mich an. Was genau und aus welchen Gründen? Fragt mich etwas Leichteres. Ich weiß nur, dass es so ist.
Scharnitzjoch, knapp über 2.000 Meter über dem Meeresspiegel. Ein Blick auf die Uhr. Ich bin seit 20 Stunden unterwegs, vieles davon in der brütenden Hitze bei rund 30 °C. Über 100 km und 6.000 Höhenmeter liegen bereits hinter mir, Zahlen, die immer unwirklicher scheinen. Ich schaue mich um. Berge, Täler, da komme ich her, da hinten muss ich hin. Die Landschaft zu bestaunen und zu genießen findet längst nicht mehr statt. Zwei Menschen stehen dort am Gipfel. Ich höre ein paar aufmunternde Worte. Ein paar Schafe liegen im Gras. Einige von ihnen sind noch ganz klein. Ihr Fell sieht so weich aus. Sie ignorieren mich, und die Musik auch. Eine Musikbox dröhnt wenige Meter neben ihnen. James Hetfield singt den Metallica-Klassiker „Master of Puppets“: „I’m pulling your strings. Twisting your mind and smashing your dreams.“ Da ist was dran, denke ich. Meine Gedanken sind verdreht, und meine Träume sind zerschlagen. Meine Muskulatur übrigens auch.