Zahlen und Storylines vom Hochkönigman, Maxi Race und Kilian Jornet

Immer montags präsentieren wir euch die Zahlen des vergangenen Wettkampfwochenendes. Hinter jeder Zahl verbirgt sich eine kleine Geschichte, die interessant, spannend, lustig oder einfach nur informativ ist. An diesem Wochenende schauen wir auf besondere Regularien beim Hochkönigman, einen deutschen Newcomer beim Maxi Race und einen Pacer-Job bei Kilian Jornet.

3 Rennen in 4 Wochen

Florian „Flo“ Winker arbeitet sich langsam, aber sicher in die vorderen Sphären der nationalen Trailrunningszene vor. Der Adidas-Terrex-Athlet, der ursprünglich aus dem Ski-Langlauf kommt, konnte sich beim 60-km-Rennen beim Maxi Race in Annecy den 6. Platz sichern – als einer von wenigen Nicht-Franzosen unter den über 1300 Startenden. Florian hat einen echten Lauf: Nach seinem 2. Platz beim K42 Trailmarathon beim Innsbruck Alpine Trailrun Festival und einem 3. Platz über die 34 km beim Trail Alsace Grand Est by UTMB folgt vergangenes Wochenende erneut eine Top-10-Platzierung. Drei Rennen auf diesem Niveau in vier Wochen – ein ganz schön hohes Pensum.

Sein ITRA-Profil ist mit erst einer Handvoll Rennen noch übersichtlich, verrät aber gleichzeitig, dass der Freiburger seine (Ultra-)Trailrunning-Karriere mit Mitte Zwanzig noch vor sich hat.

Letztes Jahr hat Winker sein Studium in Montana, USA, beendet. Er lief für die Montana State University Langlauf-Ski-Rennen, hat aber 2024 auch seine ersten Trailrunning-Resultate in Amerika erzielt. Bei „The Rut 50k“ konnte der Deutsche den vierten Platz belegen. Die 50 km und 3350 hm schaffte er in beeindruckenden 5:21 Stunden. Kaum zurück aus den USA, probiert sich der Ex-Skifahrer auf der Marathonstrecke in Berlin aus und liefert mit 2:21 Stunden ein beachtliches Resultat. Ein hohes Grundtempo für die Trails bringt Flo Winker also allemal mit.

Wir sind gespannt auf die nächsten Schritte des Mittzwanzigers.

Flo Winker beim Maxi Race. Foto: Matteo Challe

Western States: 32 Kilometer als Kilians Pacer?

Kilian Jornet hat einen öffentlichen Aufruf gestartet. Und zwar sucht der Katalane einen Pacer für einen ca. 20 Meilen-langen Abschnitt beim diesjährigen Western States 100. Kein Witz! Bewerben kann sich jede/r ab 18, der oder die, sich fit genug fühlt, um mit ihm mitzuhalten. Die zwei besten Rennergebnisse und das Strava-Profil dienen als Kriterium bei der Auswahl. Zu gewinnen gibt es nicht nur ein einmaliges Erlebnis mit Kilian, sondern auch ein Ausrüstungspaket von NNormal und zwei kostenlose Übernachtungen. Wer traut sich? Immerhin: Es wird gemunkelt, dass Kilian Jornet den Streckenrekord von Jim Walmsley angreifen möchte. Das Tempo dürfte also dementsprechend fordernd sein.

Wird sich die Geschichte wiederholen? Kilian Jornet bei seinem Zieleinlauf des Western States im Jahr 2011. Foto: Salomon

60 Minuten Zeitstrafe

Am Wochenende macht die Merrell Skyrunner World Series Halt in Österreich für die 10. Ausgabe des Hochkönig-Trailrunningfestivals. Nachdem die Strecken in den letzten Jahren wegen schlechten Wetters oft geändert werden mussten, war die Vorfreude auf das Event groß, denn hochsommerliche Bedingungen waren angesagt. Die internationale Skyrunning-Elite konnte somit die 32 km und 2.740 Höhenmeter umfassende Originalstrecke absolvieren.

Doch bevor sie und die Teilnehmenden der weiteren Distanzen das tun konnten, gab es – wie bei allen anderen Trailwettkämpfen üblich – ein Race-Briefing, das jeweils eine Stunde vor dem Rennstart im Startbereich stattfinden sollte. Bemerkenswert ist: Bei Abwesenheit droht der Veranstalter B-Trail-Events eine sofortige Zeitstrafe von 60 Minuten. Diese Regel findet sich auf der Website und in einem vor dem Rennen veröffentlichten Post auf Instagram: „When you are not at the mandatory briefing you will get 60 minutes penalty time! Please bring your bib number to the briefing.“ 

Das wirft die Frage auf: Sind 60 Minuten Zeitstrafe für das Fernbleiben vom Race-Briefing gerechtfertigt? Ist eine Sanktionierung überhaupt angebracht? Wenn ja, wie sollte diese ausgestaltet werden? Und wie wird das kontrolliert? Unseren Informationen nach gab es einen Scanner beim Einlass, der An- und Abwesenheit aufgezeichnet hat.

Wir haben in den Strafenkatalog des Veranstalters geschaut und weitere interessante Punkte gefunden:

„Respektlosigkeit gegenüber der Rennleitung, einem Streckenposten, einem Checkpoint-Marshall, einem Arzt, einem Retter oder dem Rennpersonal führt zur Disqualifikation.“ 

Was genau unter „Respektlosigkeit“ zu verstehen ist, bleibt offen. Ist ein aufgrund hoher Anstrengung ausbleibender Gruß beim Passieren eines Streckenpostens nicht auch schon respektlos? Liegt eine nicht weiter definierte Respektlosigkeit nicht immer im Auge des Betrachters?

Weitere Punkte, die eine Zeitstrafe nach sich ziehen, sind:

„Gefährdendes Verhalten (z. B. Stöcke mit ungeschützten Spitzen, die auf Läufer oder Zuschauer gerichtet sind)“ 

„Absichtliche Nichtnutzung der Toiletten der Organisation an der Rennstrecke und am Eventgelände“ 

Auch bei diesen beiden Punkten fragen wir uns, was genau gemeint sein könnte. Das Beispiel mit dem „auf Läufer oder Zuschauer gerichteten Stock“ mit „ungeschützter Spitze“ trägt, unserer Meinung nach, mehr zu Verwirrung als zu Klärung bei. Ist der Einsatz eines Trailrunningstocks als Waffe gemeint? Ebenso wirft der Punkt der „absichtlichen Nichtnutzung der Toiletten“ Fragen auf. Wie sähe eine unabsichtliche Nichtnutzung aus? Und wie soll das jemand beweisen oder prüfen?

Aber wir schweifen ab… 

Kommen wir zum Sport, denn natürlich wollen wir euch die Siegerinnen und Sieger des Hochkönig Skyrace nicht vorenthalten. Bei den Männern gewinnt der Schwede Martin Nilsson, bei den Frauen die Französin Lucille Germain. Besonders erfreulich aus deutscher Sicht: Daniela Oemus läuft auf einen starken dritten Platz.

Die Top 5 der Frauen des Hochkönig Skyrace. Foto: SWS

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