Topo Athletic Pursuit 2

Null Sprengung, breite Zehenbox, ein echter Topo also. Die US-amerikanische Marke Topo Athletic hat sich von Anbeginn an einem möglichst natürlichen Lauferlebnis verschrieben. Das beinhaltet in ihrem Verständnis neben der breiten Zehenbox einen Low-Drop-Ansatz (also keine oder nur eine geringe Sprengung). Diese Philosophie hat Topo Athletic neben Altra und Joe Nimble zu einer interessanten Brand gemacht, die zwar eine Nische bedient, aber immer mehr versucht in den Mainstream vorzurücken. Passend dazu haben wir den Pursuit 2 getestet. Ist dies ein Trailschuh für eingefleischte Topo-Fans oder ist er auch für die Mainstream-Trailrunner eine Option?

Gespannt schlüpfen wir in den olivfarbenen Schuh, der rein äußerlich unauffällig und dezent erscheint. Eine Eigenschaft, deren Understatement uns durchaus sympathisch ist. Zu oft haben wir schrille und scheinbar innovative Optiken gesehen, die sich im Endeffekt als Augenwischerei entpuppt haben. Unsere Füße fühlen sich auf Anhieb wohl. Viel Polsterung an neuralgischen Punkten wie der Ferse und der Zunge betten den Fuß weich. Schon beim Schnüren merkt man, dass der Schuh den Mittelfuß eng umschließt. Das muss auch so sein, da die Zehenbox Topo-typisch breit ist. Wobei man auch sagen könnte: Die Topo-Zehenbox ist nicht breit, sie ist halt nur nicht schmal (wie bei konventionelleren Schuhleisten). Auch wenn wir über keinen besonders breiten Fuß verfügen, empfinden wir den zusätzlichen Raum für die Großzehe als sehr wohltuend. In der Theorie steht und läuft man dadurch stabiler. Die Großzehe nehme eine sehr wichtige Funktion für unsere Balance, Stabilität und Beinachse ein, heißt es. Im Umkehrschluss würde das bedeuteten: Können sich die Zehen nicht frei bewegen oder abspreizen, muss der Körper das kompensieren, was zu Verletzungen führen kann.

Außen- und Mittelsohle

Auf den Road-to-Trail-Abschnitten spüren wir die aggressive Außensohle des Pursuit 2, die mit groben 6 mm-Stollen versehen ist. Lange Asphaltkilometer machen mit dem Pursuit 2 keinen Spaß. Sobald wir Trails unter die Füße bekommen, ändert sich der Laufeindruck massiv. Die Außensohle kann endlich zeigen, wofür sie gemacht ist. Der Vibram-Megagrip funktioniert (mal wieder) einwandfrei. Den Punkt können wir direkt abhaken und unsere Aufmerksamkeit getrost anderen Schuheigenschaften widmen. Wie sieht es mit der Dämpfung aus? Immerhin wurde im Vergleich zum Vorgänger der Mittelsohlenschaum getauscht. Im Pursuit 2 wird der ZipFoam-Schaum verwendet, den wir aus dem Straßenschuhsortiment von Topo kennen. Der Schaum ist leichter und reaktiver. Es ist zwar kein Superschaum wie bei High Performance-Trailschuhen, aber er dämpft genau richtig und macht sowohl bei lockeren als auch bei schnelleren Geschwindigkeiten einen ausgewogenen Eindruck. Topo hat definitiv eine gute Entscheidung getroffen den Schaum zu tauschen.

Stabilität

Hier gibt es zwei Perspektiven. Die einen sagen, dass erst durch die breite Zehenbox überhaupt so etwas wie Stabilität und Kontrolle gewährleistet werden kann. Die anderen sagen, na ja, auf technischen Trails, gerade im Downhill, ist der viele Raum im Vorderfuß ein Manko. Anders gesagt: Nur was kompakt ist, verspricht ein sicheres und stabiles Traillaufen. Wir finden, dass dieser Schuh einen recht guten Kompromiss hinbekommt. Wir fühlen uns auch im leicht-technischen Gelände (Wurzelwege, Schotterwege) gut im Pursuit 2 aufgehoben. Hier kann die Großzehe ihre Aufgabe im vollsten Umfang erfüllen. Im sehr technischen Gelände (hochalpiner Downhill) fühlten wir uns im Pursuit 2 allerdings weniger wohl. Hier fehlt es uns wie erwartet nach wie vor an Halt. Fairerweise würden wir aber auch anderen Schuhen mit schmalerer Zehenbox unausgeschöpftes Potenzial für alpine Trails attestieren. Sicher, nach einer Eingewöhnungsphase lernt man immer besser wie und wo der Schuh aufgesetzt werden muss. Eines ist klar: Das Laufgefühl im Pursuit 2 ist ein ganz eigenes. Der Schuh hat Charakter. Das mit der Gewöhnung gilt auch für das Thema Zero Drop bzw. Null Sprengung. Wer nicht gerade chronische Achillessehnenbeschwerden hat, braucht keine Berührungsängste haben. Es gilt allerdings Zero Drop-Schuhe behutsam in die Laufroutine einzuführen und seinen Körper nicht zu überfordern. Wer sich dem Thema langsam nähern will, findet im Topo Athletic-Sortiment auch Trailschuhe mit 3 mm-Sprengung, wie beispielsweise den Terraventure 4.

Fazit

Wir haben es hier mit einem mittelschweren Zero Drop-Allrounder zu tun, der auf vielen Trails und Distanzen brilliert. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist ebenfalls in Ordnung. Die Dämpfung und der Grip sind sogar Ultra-tauglich. Erst im sehr anspruchsvollem Gelände kommt der Schuh strukturell an seine Grenzen.

Produktdaten

Gewicht295 g (Herren) / 230 g (Damen)
Sprengung0 mm
Preis165 €

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