Dosis (Kapseln): | 1 Gramm Bicarb pro Kapsel |
Dosis (Gel): | 3,1 Gramm Salz pro Gel |
Bicarb – oder einfach Dihydrogencarbonat, noch einfacher: Backpulver – scheint der neueste Trend im Ausdauersport zu sein. Wie funktioniert das Ganze? Das Salz wirkt im Blutkreislauf als starke Base und neutralisiert die H+ Ionen, die im Zusammenhang mit der Laktatproduktion bei fordernden Belastungen entstehen und für eine Übersäuerung sorgen. Warum man aber nicht einfach Backpulver schlucken kann – was deutlich günstiger wäre – liegt auf der Hand: Im sauren Milieu des Magens reagiert ungeschütztes Bicarbonat sofort und produziert dabei große Mengen Gas. Kontraproduktiv beim Laufen. Deshalb ist das Bicarb von MNSTRY magenresistent umhüllt und wird erst im Darm freigesetzt. In einer Trailfunk-Ungedämpft Folge haben wir die Wirkung ebenfalls erklärt.
Wir haben zwei Produkte von MNSTRY getestet: die schon länger erhältlichen Kapseln und das neue Bicarb-Gel. Im Auslaufen-Podcast betont MNSTRY-Chefentwickler Robert Gorgos, dass Bicarb vor allem bei intensiven Belastungen unter zehn Minuten wirksam ist – genau dort, wo viel Säure produziert wird. In diesem Bereich soll es hochwirksam sein. Bei Schwimmern und Mittelstrecklern wird Bicarb vor Wettkämpfen wohl flächendeckend eingesetzt.
Wir haben Bicarb bei einer klassischen Einheit mit drei mal acht Minuten Bergintervallen ausprobiert. Laut Hersteller soll man 0,2 bis 0,3 Gramm Bicarb pro Kilogramm Körpergewicht einnehmen. Eine Kapsel enthält ein Gramm des Wirkstoffs. Davon sollen 60 % drei Stunden vor dem Lauf und 40 % eine Stunde vor der Einheit konsumiert werden. Das Bicarb-Gel enthält dagegen nur drei Gramm Salz. Ein reines Loading mit dem Gel ist deshalb nicht möglich. Es soll vielmehr zum Einsatz kommen, wenn längere Rennen oder Trainings anstehen. Dann macht man das Loading mit den Kapseln und nutzt das Gel als „Auffrischung“ während der Belastung.
Ganz schön aufwendig in der Handhabung. Wir waren natürlich zu spät dran und haben einfach 10 Kapseln – also 10 Gramm – 1,5 Stunden vor der Einheit eingenommen. Direkt vor dem ersten Intervall kam noch ein Bicarb-Gel dazu. Insgesamt etwa 13 Gramm Bicarb, die absolute Mindestmenge bei 65 Kilo Körpergewicht. 10 große Kapseln wegzuschlucken war für unseren Tester okay, erfordert aber definitiv Commitment. Das Gel ist sehr dickflüssig, ziemlich salzig und schmeckt leicht nach Zitrus. Geschmacklich nicht unser Favorit, aber hier geht es ja um Leistung.
Und die war tatsächlich beeindruckend. Disclaimer: Das Folgende ist ein subjektives Empfinden an einem einzelnen Tag bei einer Einheit. Obwohl sich die Beine beim Einlaufen nicht frisch anfühlten, konnte die komplette Einheit durchgezogen werden. Die sehr tiefe, schnelle Atmung und der hohe Puls zeugten von der Ausbelastung bei allen drei Wiederholungen. Doch das Übliche blieb aus: Der große Schmerz. Ich hatte bewusst einen steilen Anstieg (20 %) gewählt, um die Muskulatur an ihr Limit zu bringen. Limitiert hat mich aber nur die Atmung, nicht die Beine. Das Brennen in den Beinen und der typische „Laktatschmerz“ im Körper waren subjektiv deutlich reduziert im Vergleich zu Einheiten ohne Bicarb-Loading. Ziemlich krass!
Wir werden Bicarb weiter testen, um diesen ersten Eindruck zu bestätigen. Dieser war zwar sehr überzeugend, machte uns aber auch nachdenklich: Die eigene Leistung spürbar zu verbessern, nur indem man ein paar Kapseln mit weißem Pulver schluckt – das fühlt sich schon irgendwie seltsam an.
Fazit: Die Bicarb-Kapseln zeigten in unserem ersten Test die versprochene Wirkung – obwohl wir das vorgegebene Einnahmeprotokoll nicht zu 100 % eingehalten haben. Die Anzahl der zu schluckenden Kapseln ist allerdings enorm. Das muss man wollen – und vertragen. Das nicht besonders schmackhafte Gel ist ein nettes Extra, aber eigentlich nicht zwingend nötig. Ohne die Kapseln macht das Ganze sowieso wenig Sinn, weil die Dosis zu gering ist.