Der Hardrock 100 zählt neben dem Western States 100 und dem UTMB zu einem der prestigereichsten 100 Meilern der Welt. Letztes Jahr finishte Courtney Dauwalter als erster Mensch alle diese drei Rennen in einem Jahr. Aufgrund eines sehr strengen und konsequenten Qualifikations- und Lossystem und der mit 150 Plätzen sehr begrenzten Teilnehmerzahl haben nur die allerwenigsten das Glück, einen Startplatz bei diesem prestigeträchtigen Rennen in Silverton zu ergattern. Vor allem aufgrund seiner Höhe (tiefster Punkt = 2340 m, höchster Punkt =4280 m) und des unerbittlichen Terrains gilt dieses Rennen mit seinen 161 Kilometern und 10.000 Höhenmetern als einer schwierigsten 100 Meiler überhaupt.
Die erwähnte Courtney Dauwalter war als Titelverteidigerin wieder am Start. Warum? Sie selbst sagt, dass sie beim Hardrock 100 bis jetzt immer hart leiden musste und noch kein wirklich gutes Rennen lief. Das wollte sie ändern. Konnte ihr jemand gefährlich werden auf ihrer Mission? Camille Bruyas und Katharina Hartmuth waren zumindest schon mal nah dran an der Queen of Ultrarunning. Beide liefen beim UTMB schon auf Rang 2 hinter Dauwalter. Bruyas 2021 und Hartmuth 2023. Nach einer langen Verletzungspause war Hartmuth mit vielen Hoffnungen nach Silverton gereist. Zwei Wochen vor dem Start verletzte sie sich bei einem Sturz am Rücken und musste um den Start bangen. Letztendlich konnte sie starten und die ersten Kilometer des Hardrock mit den anderen beiden Favoritinnen teilen.
Am Ende kam es wie erwartet. Ab Meile 30 setzte sich Dauwalter allein in Führung, vergrößerte den Abstand immer mehr und lief nur noch ihrem eigenen Streckenrekord hinterher. Trotz Magenproblemen in der zweiten Hälfte konnte sie diesen deutlich unterbieten und finishte mit einem neuen Streckenrekord von 26:11:49. Über 3 Stunden vor Camille Bruyas (29:28:11) auf Platz zwei. Katharina kämpfte in der zweiten Hälfte mit starken Augenproblemen, musste am letzten Checkpoint lange pausieren, finishte letztendlich aber auf einem sehr starken dritten Rang in 30:29:12.
Bei den Herren gab es kurz vor dem Start einen prominenten Ausfall zu verzeichnen. Zach Miller wollte starten, war aber erst wenige Tage von einer Blinddarm-OP genesen, woraufhin die Veranstalter ihm aus Sicherheitsgründen einen Start versagten. Zach machte das Beste draus und versorgte Läufer und Schaulustige aus seinem Van heraus mit frisch gebackenen Donuts. Das ist echter Ultrarunning Spirit.
Das größte Fragezeichen stand wohl über Francois D’Haene. Normalerweise wäre der Franzose der unangefochtene Favorit gewesen. Nach einer langen Verletzungspause war er aber noch nicht wieder richtig in Form gekommen. Beim Trail 100 Andorra im Juni lief er „nur“ auf Rang 5. In Abwesenheit weiterer ganz großer Namen waren die weiteren Favoriten der 49-jährige Ludovic Pommeret, der Schweizer Diego Pazos und Jason Schlarb, der sich den Hardrock Sieg 2016 mit Kilian Jornet teilte. Im langen Anstieg hoch zur legendären VP Crogers Kanteen begann D’Haene erstmalig Schwäche zu zeigen, als Pommeret kurz vor dem höchsten Punkt die Führung übernahm.
Während Francois sichtlich enttäuscht das Rennen nach 50 Meilen beenden musste, sollte der Grandmaster of Ultratrail seine Führung bis zum Ziel immer weiter ausbauen. Obwohl Pommeret keine Konkurrenz im Nacken hing, brach er sogar noch Kilians Streckenrekord aus dem Jahr 2022. Und das mit knapp 50 Jahren. Eine unfassbare Beständigkeit. Der Franzose finishte seinen ersten UTMB vor 20 Jahren, gewann das Rennen 2016 und krönt nun seine lange Karriere mit diesem phänomenalen Sieg. Diego Pazos und Jason Schlarb folgten über drei Stunden später auf den Rängen zwei und drei. Interessant: Ludovic Pommeret ist in der Vorbereitung zwei sogenannte „Softrocks“ gelaufen. So wird eine selbstorganisierte Runde auf der Hardrock-Rennstrecke genannt, die nicht unter Wettkampfbedingungen und ggf. auf mehrere Tage verteilt stattfindet.