DREI Deutsche – Zahlen und Storylines vom Canyons, Mt. Ventoux, MIUT, UTFS, Gapa Trail und der GTWS

Immer montags präsentieren wir euch die Zahlen des vergangenen Wettkampfwochenendes. Hinter jeder Zahl verbirgt sich eine kleine Geschichte, die interessant, spannend, lustig oder einfach nur informativ ist. An diesem besonders ereignisreichen Wochenende blicken wir auf Canyons by UTMB, Great Wall Trail Race, UTFS, Mont Ventoux by UTMB, MIUT und Gapa Trail.

DREI Deutsche beim Canyons

Drei prominente Deutsche haben beim Canyon Endurance Runs by UTMB in den USA sehr gute Ergebnisse erzielt. Auf der 100 km-Distanz gab es drei Golden Tickets für den Western States – also eine automatische Startberechtigung für den 100 Meiler im Juni: drei Tickets für die ersten Frauen und drei für die ersten Männer.

Auf Platz 3 bei den Männern landete Hannes Namberger. Ein überragendes Ergebnis in einem top-besetzten Feld. Drei Zahlen gefällig? Hannes ist die 102 km mit etwa 3800 Höhenmetern in einer Durchschnittspace von glatten 5 min/km gelaufen. Das, obwohl nicht alles rund für ihn lief, wie er auf Instagram berichtet: „Auf halber Strecke des Rennens waren meine Oberschenkel komplett verspannt. Sie waren einfach nicht daran gewöhnt, so schnell so lange zu laufen. Trotzdem habe ich mich durchgekämpft und es sogar auf das Podium geschafft. Um das Ganze abzurunden, habe ich das Golden Ticket gewonnen – ein unvergleichliches Gefühl! Jetzt ist es Zeit, mich aufzuladen und neu zu fokussieren – denn in zwei Monaten bin ich zurück.“ Wir dürfen uns also alle auf seinen Start beim Western States 100 freuen.

Ebenfalls auf einen sehr guten dritten Platz gelaufen ist Kimi Schreiber. Sie ist auf der ebenso top-besetzten 50 km-Distanz gestartet. Kimi berichtet im Anschluss bei Freetrail, dass sie viel alleine gelaufen sei und sich darauf fokussiert hätte, die richtige Balance zwischen dem hohen Anfangstempo und ihrem Körpergefühl zu finden. Kimi wusste bis zum Zieleinlauf nicht, dass sie aufs Podium laufen würde. „Ich dachte die ganze Zeit, ich wäre Vierte.“ Auch mit dem vierten Platz wäre sie sehr zufrieden gewesen. Dass es ein Podiumsplatz geworden ist, freut sie umso mehr, berichtet die glückliche Kimi Schreiber, die beispielsweise eine Heather Jackson hinter sich lassen konnte.

Der dritte bekannte Deutsche an der Startlinie beim Canyons war Sven Koch, der mit dem 8. Platz sicher in den Top 10 landete. Auch hier war das Rennen mit wahnsinnig schnellen US-Boys besetzt. Wie schnell das Rennen war? Sven lief eine Zeit von 3:35:54 über die 50 Kilometer. Der Allgäuer ist im April bereits bei einem anderen US-Rennen gelaufen, nämlich beim Lake Sonoma 50. Dort wurde er… dreimal dürft ihr raten… Dritter.

© Dynafit und Adidas Terrex

VIER, SECHS Kilometer

… des insgesamt 24,2 Kilometer langen und 1800 Höhenmeter umfassenden Kurses in China führten direkt über die Chinesische Mauer.
Das Great Wall Trail Race, das zweite Rennen der Golden Trail World Series, erinnerte im Charakter ein wenig an die Mauer selbst: Diese schlängelt sich durch das hügelige Yan-Gebirge, dessen Gipfel Höhen von 400 bis 1000 Metern erreichen.
Auch das Rennen war wie die Mauer von einem ständigen Auf und Ab geprägt.

Der knapp fünf Kilometer lange Abschnitt über den ikonischen begehbaren Teil der Mauer begann etwa sechs Kilometer nach dem Start.
Auf der Mauer lag zunächst Lokalmatadorin Miao Yao in Führung. Das Frauenrennen war rund 20 Minuten vor dem Männerrennen gestartet.
Im YouTube-Livestream lässt sich die eindrucksvolle Szenerie noch einmal bestaunen: Auch wenn nicht auf Trails gelaufen wurde, waren die extreme Steilheit der Treppenstufen und das ständige Auf und Ab äußerst fordernd.

Am Ende kamen die kenianischen Athleten am besten mit den Bedingungen zurecht.
Bei den Männern siegte – wie schon eine Woche zuvor beim Kobe Trail – Patrick Kipngeno (KEN) vor Philemon Kiriago (KEN).
Bei den Frauen gewann Caroline Kimutai (KEN) vor Joyline Chepngeno (KEN).
Der Schweizer Orientierungsläufer Joey Hadorn komplettierte bei den Männern das Podium.

Bei den Frauen hatte diesmal Madalina Florea knapp die Nase vorn und verwies die in Japan noch drittplatzierte Sara Alonso auf Rang vier.
Lokalmatadorin Miao Yao musste sich nach ihrem ambitionierten Start mit Rang fünf zufriedengeben.

Als bester deutschsprachiger Athlet zeigte der Südtiroler Daniel Pattis eine starke Leistung und belegte Rang sieben.

Hier geht es zu den kompletten Ergebnissen.

© Golden Trail World Series

TAUSENDFÜNFHUNDERT Treppenstufen

… mussten die Teilnehmenden des LOWA Ultratrail Fränkische Schweiz überwinden – flache Stufen, Naturstufen, steile Höhlenstufen, Betonstufen – alles war dabei.
Dass beim UTFS sogar die Stufen gezählt werden, liegt an der Liebe zum Detail, die man als Teilnehmer an jeder Ecke dieser Veranstaltung spüren kann.

Eine weitere Zahl: Über 500 Steinpokale standen im Zielbereich bereit. Jeder Finisher erhielt ein Pokalunikat mit individueller Steingeometrie.

Noch eine Zahl: 30.544 Sekunden dauerte der Livestream. Moderator Arne Christian Wolff wurde in diesen knapp neun Stunden nicht müde, das Renngeschehen – eingefangen von vier Kameraläufern – zu kommentieren. Immer wieder begrüßte er Gäste im Livestream oder präsentierte Videogrüße der Favoriten.

Live miterleben konnte man auch die letzten Meter von Johannes Wingenfeld: Der auf Rang zwei liegende Athlet nahm 100 Meter vor dem Ziel einen falschen Abzweig und lief mehrere Hundert Meter an der Wisent entlang, bevor er sein Malheur bemerkte – leider zu spät.
Inzwischen hatte der jüngere Lennard Muschinski aus Sachsen das Ziel erreicht und war sichtlich überrascht über seine Platzierung und die gewonnene Silbermedaille bei der Deutschen Meisterschaft.

Hier geht es zu den kompletten Ergebnissen.

© Gerhard Illig

EIN Paar trennt EINE Stunde

Nur eine Stunde bzw. zwei Plätze im Gesamtranking trennen Katie Schide und Germain Grangier beim Madeira Island Ultra-Trail (MIUT). Katie und Germain sind – da lehnen wir uns aus dem Fenster – das bekannteste und wahrscheinlich erfolgreichste Paar im internationalen Trailrunning (knapp dahinter: Dmitry Mityaev und Ekaterina Mityaeva). Katie Schide wird unangefochten mit neuer Streckenrekordzeit erste Frau. Germain wird, nachdem er zwischenzeitlich bis auf Rang 2 vorgelaufen war, Fünfter. Katie Schide wird im Overall Ranking Siebte. Was glaubt ihr? Hätte Katie Germain noch eingeholt, wenn der MIUT 100 Meilen lang gewesen wäre? Hätte es dann möglicherweise das erste wirklich legitime Hand-in-Hand-Finish aller Zeiten gegeben? Die beiden können nach ihrer Rückkehr zu ihrem Sponsor On die Saison jedenfalls mit einem richtig guten Ergebnis starten.

Katie Schide und Germain Grangier beim Madeira Island Ultra-Trail. Fotos: Joao Faria

ZWEIHUNDERTNEUNUNDDREIßIG

… Tage waren seit Ida Sophie Hegemanns unglücklichem DNF beim UTMB im vergangenen Jahr vergangen – genug Zeit, um an Problemen zu arbeiten und Stärken auszubauen, aber auch genug Zeit, um zu grübeln und zu hinterfragen.

Der Grand Raid Mont Ventoux war Idas erstes Rennen seit dem Rückschlag in Chamonix. Mit 121 Kilometern und 6500 Höhenmetern war dieser Ultratrail – bei dem in der Mitte der lange Anstieg hinauf zum berühmten und berüchtigten Tour-de-France-Berg wartete – ein echter Brocken.

Die gebürtige Duderstädterin lief ein konstant starkes Rennen und gewann souverän in einer Zeit von 15:57:24 Stunden. Große Klasse! Zu keinem Zeitpunkt war ihr Sieg ernsthaft gefährdet.
Die Französin Laura Berruer belegte mit einem Respektsabstand von anderthalb Stunden Rang zwei.

Ida Sophie Hegemann hat ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten auf den ganz langen Trail-Distanzen von 100 Kilometern und mehr nun mehrfach eindrucksvoll bewiesen.
Das Einzige, was vielleicht noch fehlt: eine starke Podiumsplatzierung bei einem hochkarätig besetzten internationalen Rennen.
Wir drücken ihr die Daumen, dass auch dieses Ziel bald in Erfüllung geht.

© UTMB

SECHSHUNDERTFÜNFZIG Meter

Seid ihr schon einmal ein 650-Meter-Trail-Rennen gelaufen? Auf der Bahn gibt es 400 und 800 Meter. Aber 650? Das ist die vermeintlich harmlos klingende Länge des GaPa Vertical, der am Vorabend des GaPa Trails in Garmisch-Partenkirchen stattgefunden hat. Aber natürlich ist ein Vertical nicht flach. Es kommen noch etwa 200 Höhenmeter dazu. Hoch geht es eine Skipiste neben der Olympiaschanze mit Steigungen zwischen 30 und 50 %. Die Siegerzeiten können sich sehen lassen. In 6:31 Minuten gewinnt Arved Kühnisch bei den Männern. In 8:25 Minuten niemand Geringeres als Juliane Bruneß von Alles Laufbar. Juliane ist am Folgetag auch die Langstrecke des GaPa Trails gelaufen und wurde Dritte. Starkes Double, Juliane!

Juliane kämpft sich dem Ziel entgegen. Auch mit dabei war Alles Laufbar-Autor Chris Zehentleitner. Fotos: Alles Laufbar

Nora Schief – ultrajunge Läuferin erobert ultralange Distanzen

Von 23 auf 7 – Zahlen und Storylines vom Transvulcania 2025