Die offizielle European Off Road Running Championship, veranstaltet von den European Athletics, fanden von Freitag bis Sonntag in Annecy in den französischen Alpen statt. Über drei Distanzen (Uphill 7,4 km 950 hm / Up and Down 16 km, 960 hm / Trail 57,6 km 3500 hm) wurde um die Medaillen gelaufen. Beim Uphill sowie Up and Down gab es außerdem U20-Junioren-Rennen auf leicht verkürzten Kursen. Das deutsche Team war mit einem 14-köpfigen Team am Start.
Mit drei Gold-Einzelmedaillen und jeweils einmal Silber und Bronze ist die Bilanz des deutschen Teams nach drei Wettkampftagen sensationell. Neben der Goldmedaille der erst 16 Jahre jungen Julia Ehrle beim Uphill U20, waren vor allem zwei Athleten für den Edelmetallregen verantwortlich: Der erst 19 Jahre junge Lukas Ehrle, großer Bruder von Julia, erlief sich am Freitag Bronze im Uphill. Am Sonntag wurde es richtig knapp. Nur drei Sekunden schrammte Lukas an der Goldmedaille vorbei. Nachdem er bei einigen technischen Downhill Passagen die Spitze kurz ziehen lassen musste, kämpfte er sich auf der Flachpassage wieder ran und lieferte sich am Ende ein packendes Duell mit dem Schweizer Roberto Delorenzi, mit dem glücklicheren Ausgang für Letzteren. „Hätte ich das Rennen gewonnen, wenn es 200 Meter länger gewesen wäre? Ich weiß es nicht. Delorenzi ist auch auf der Straße stark. Am Ende ist es unglaublich mit zwei Medaillen nach Hause zu fahren“, resümierte ein glücklicher Lukas Ehrle im Ziel. Lukas startete im vergangenen Jahr bei der WM noch bei den Junioren (Platz vier). Seitdem ging es für die große Nachwuchshoffnung steil nach oben. Im Moment macht er ein Auslandsjahr in den USA und läuft dort neue Bestzeiten auf Bahn und Straße.
Die größte Überraschung der Europameisterschaft manifestierte sich in der 26 Jahre jungen Nina Engelhard, die sowohl im Uphill als auch im Up and Down souverän Gold gewann. Im Up and Down folgten ihr die beiden aus der Golden Trail World Series bekannten Namen Judith Wyder (Schweiz) und Madelina Florea (Rumänien) auf den weiteren Edelmetallrängen. Schon letztes Jahr konnte die Hessin einige herausragende Ergebnisse bei Bergläufen (Hochfelln, Großglockner) erzielen. Dieses Jahr überraschte sie mit einer sensationellen Zeit beim EM-Sichtungslauf in Naturns, wo sie in die Männerspitze lief und Top-Athletinnen wie die Französin Elise Poncet um mehrere Minuten distanzierte. Darüber hinaus ist noch wenig bekannt über die Athletin vom PSV Kassel, die kein Instagram Profil besitzt und kürzlich ihr Studium der Ökotoxikologie abschloss. „Der Anfang war zu schnell für mich. Ich mag es eh nicht, wenns flach ist. Aber ich fühlte mich gut und im Anstieg war ich wieder in der Führungsgruppe“, freute sich Nina Engelhard über den Erfolg. „Wie es mit meiner Karriere weitergeht weiß ich noch nicht genau. Die Weltmeisterschaften im nächsten Jahr über genau die beiden Distanzen stehen aber auf jeden Fall auf dem Plan.“
Und die anderen Deutschen? Der Brite Joe Steward holte sich neben Nina Engelhard Gold beim Uphill. Julius Ott als 27. und Moritz Auf der Heide als 35. lieferten souveräne Resultate, genauso wie Hannah Gröber als 16. und Marion Leiberich als 36. Beim Up and Down zeigte sich Moritz auf der Heide zufriedener als zwei Tage zuvor. Er finishte mit einem starken 23. Platz. Ott folgte auf Rang 32. Eine sehr starke Leistung zeigte auch Hannah Gröber, die sich mit dem achten Rang mitten in der Weltspitze platzierte. Leiberich finishte auf Rang 30.
Benedikt Hoffmann stellte auf der Trail Distanz einmal mehr sein Weltklasse-Format unter Beweis und finishte auf Rang acht. Ebenfalls eine sehr starke Leistung zeigte Lisa Wimmer, die sich mit Rang 26 in der vorderen Hälfte des EM-Feldes platzierte.
Was fiel noch auf? Die Dominanz der Franzosen auf dem Trail ist beeindruckend. Bei ihrem Heimspiel holten sie alle sechs zu vergebenden Einzel-Medaillen. Und dementsprechend natürlich auch beide Teammedaillen. Thomas Cardin blieb als einziger unter 5 Stunden und siegte bei den Männern. Benjamin Roubiol, dem Weltmeister von Innsbruck, blieb nur Rang zwei. Bei den Damen siegte Clementine Geoffrey vor Blandine L’Hirondel. Frankreich führte am Ende natürlich die Nationen Wertung an.
Ein sehr starkes Team-Ergebnis erzielten die Schweizer Athletinnen und Athleten. Im Medaillenspiegel belegten sie am Ende Rang zwei hinter den Franzosen. Neben den Einzelmedaillen von Roberto Delorenzi, Judith Wyder und den beiden Nachwuchsläufern Loic Berger und Matthieu Bührer überzeugten sie vor allem als Team und holten insgesamt vier Team-Medaillen (Gold U20 Uphill / Silber Uphill Männer / Bronze Uphill Frauen / Silber Up and Down Frauen). Wir berichteten schon vor einigen Wochen in unserem Report über die gute Verbands- und Nachsuchsarbeit in der Schweiz.
Hier gehts zu den kompletten Ergebnissen der Europameisterschaft