Trailrunning Wochenende kompakt: Europameisterschaft, Mozart 100 und Hochkönigman

Das Trailrunning Wochenende kompakt. Ihr wollt die wichtigsten Rennergebnisse aus der Trailrunningwelt kurz und bündig zusammengefasst? Heute mit der Trail- und Berglauf Europameisterschaft, dem Mozart 100 by UTMB und dem Hochkönigman.

Trail- und Berglauf Europameisterschaft

@ Marco Gulberti

  • Die offizielle European Off Road Running Championship, veranstaltet von den European Athletics, fanden von Freitag bis Sonntag in Annecy in den französischen Alpen statt. Über drei Distanzen (Uphill 7,4 km 950 hm / Up and Down 16 km, 960 hm / Trail 57,6 km 3500 hm) wurde um die Medaillen gelaufen. Beim Uphill sowie Up and Down gab es außerdem U20-Junioren-Rennen auf leicht verkürzten Kursen. Das deutsche Team war mit einem 14-köpfigen Team am Start.

  • Mit drei Gold-Einzelmedaillen und jeweils einmal Silber und Bronze ist die Bilanz des deutschen Teams nach drei Wettkampftagen sensationell. Neben der Goldmedaille der erst 16 Jahre jungen Julia Ehrle beim Uphill U20, waren vor allem zwei Athleten für den Edelmetallregen verantwortlich: Der erst 19 Jahre junge Lukas Ehrle, großer Bruder von Julia, erlief sich am Freitag Bronze im Uphill. Am Sonntag wurde es richtig knapp. Nur drei Sekunden schrammte Lukas an der Goldmedaille vorbei. Nachdem er bei einigen technischen Downhill Passagen die Spitze kurz ziehen lassen musste, kämpfte er sich auf der Flachpassage wieder ran und lieferte sich am Ende ein packendes Duell mit dem Schweizer Roberto Delorenzi, mit dem glücklicheren Ausgang für Letzteren. „Hätte ich das Rennen gewonnen, wenn es 200 Meter länger gewesen wäre? Ich weiß es nicht. Delorenzi ist auch auf der Straße stark. Am Ende ist es unglaublich mit zwei Medaillen nach Hause zu fahren“, resümierte ein glücklicher Lukas Ehrle im Ziel. Lukas startete im vergangenen Jahr bei der WM noch bei den Junioren (Platz vier). Seitdem ging es für die große Nachwuchshoffnung steil nach oben. Im Moment macht er ein Auslandsjahr in den USA und läuft dort neue Bestzeiten auf Bahn und Straße.

  • Die größte Überraschung der Europameisterschaft manifestierte sich in der 26 Jahre jungen Nina Engelhard, die sowohl im Uphill als auch im Up and Down souverän Gold gewann. Im Up and Down folgten ihr die beiden aus der Golden Trail World Series bekannten Namen Judith Wyder (Schweiz) und Madelina Florea (Rumänien) auf den weiteren Edelmetallrängen. Schon letztes Jahr konnte die Hessin einige herausragende Ergebnisse bei Bergläufen (Hochfelln, Großglockner) erzielen. Dieses Jahr überraschte sie mit einer sensationellen Zeit beim EM-Sichtungslauf in Naturns, wo sie in die Männerspitze lief und Top-Athletinnen wie die Französin Elise Poncet um mehrere Minuten distanzierte. Darüber hinaus ist noch wenig bekannt über die Athletin vom PSV Kassel, die kein Instagram Profil besitzt und kürzlich ihr Studium der Ökotoxikologie abschloss. „Der Anfang war zu schnell für mich. Ich mag es eh nicht, wenns flach ist. Aber ich fühlte mich gut und im Anstieg war ich wieder in der Führungsgruppe“, freute sich Nina Engelhard über den Erfolg. „Wie es mit meiner Karriere weitergeht weiß ich noch nicht genau. Die Weltmeisterschaften im nächsten Jahr über genau die beiden Distanzen stehen aber auf jeden Fall auf dem Plan.“

  • Und die anderen Deutschen? Der Brite Joe Steward holte sich neben Nina Engelhard Gold beim Uphill. Julius Ott als 27. und Moritz Auf der Heide als 35. lieferten souveräne Resultate, genauso wie Hannah Gröber als 16. und Marion Leiberich als 36. Beim Up and Down zeigte sich Moritz auf der Heide zufriedener als zwei Tage zuvor. Er finishte mit einem starken 23. Platz. Ott folgte auf Rang 32. Eine sehr starke Leistung zeigte auch Hannah Gröber, die sich mit dem achten Rang mitten in der Weltspitze platzierte. Leiberich finishte auf Rang 30.

    Benedikt Hoffmann stellte auf der Trail Distanz einmal mehr sein Weltklasse-Format unter Beweis und finishte auf Rang acht. Ebenfalls eine sehr starke Leistung zeigte Lisa Wimmer, die sich mit Rang 26 in der vorderen Hälfte des EM-Feldes platzierte.

  • Was fiel noch auf? Die Dominanz der Franzosen auf dem Trail ist beeindruckend. Bei ihrem Heimspiel holten sie alle sechs zu vergebenden Einzel-Medaillen. Und dementsprechend natürlich auch beide Teammedaillen. Thomas Cardin blieb als einziger unter 5 Stunden und siegte bei den Männern. Benjamin Roubiol, dem Weltmeister von Innsbruck, blieb nur Rang zwei. Bei den Damen siegte Clementine Geoffrey vor Blandine L’Hirondel. Frankreich führte am Ende natürlich die Nationen Wertung an.

    Ein sehr starkes Team-Ergebnis erzielten die Schweizer Athletinnen und Athleten. Im Medaillenspiegel belegten sie am Ende Rang zwei hinter den Franzosen. Neben den Einzelmedaillen von Roberto Delorenzi, Judith Wyder und den beiden Nachwuchsläufern Loic Berger und Matthieu Bührer überzeugten sie vor allem als Team und holten insgesamt vier Team-Medaillen (Gold U20 Uphill / Silber Uphill Männer / Bronze Uphill Frauen / Silber Up and Down Frauen). Wir berichteten schon vor einigen Wochen in unserem Report über die gute Verbands- und Nachsuchsarbeit in der Schweiz. 

  • Hier gehts zu den kompletten Ergebnissen der Europameisterschaft

Mozart 100 by UTMB

Der frühmorgendliche Start des Mozart 100 by UTMB in der Salzburger Innenstadt. Foto: UTMB

  • Dass Trailrunning ein Freiluftsport ist, haben die Teilnehmenden des Mozart 100 by UTMB in Salzburg am Wochenende hautnah erfahren dürfen. Unermüdliche Regenmassen und für diese Jahreszeit kalte Temperaturen sorgten für sehr herausfordernde Bedingungen. Die Strecke ist eigentlich bekannt dafür „schnell“ zu sein. Dieses Jahr sorgten die weichen und schlammigen Trails allerdings dafür, dass vermeintlich laufbare Passagen außerordentlich technisch wurden. Der höchste Punkt der Strecke, der Gipfel des Zwölferhorns, wurde durch eine am Vorabend angekündigte Streckenänderung von vorneherein vermieden.

  • Umso erstaunlicher, dass sich die Zielzeiten der Topläuferinnen und Läufer trotzdem sehen lassen konnten. Zwei (auf solche Bedingungen möglicherweise am besten vorbereitete) Briten, Fiona Pascall (12:06 Std.) bei den Frauen und Jack Chamberlain (11:19 Std.) bei den Männern, konnten sich den Sieg über die 104 km und 5200 hm sichern. Der als Mitfavorit gehandelte US-Amerikaner Dylan Bowman musste sich mit dem 4. Platz zufrieden geben. Er sprach im Anschluss davon, dass er während seiner rund 15 Jahre langen Trailrunning-Karriere noch nie solch schwiege Bedingungen gesehen habe.

  • Weitere Ergebnisse: Einen sehr starken zweiten Platz bei starker Konkurrenz sicherte sich Sven Koch beim Mozart Marathon (40 km, 1650 hm). Er erreichte damit sein Ziel, die Qualifikation für den OCC in Chamonix. Die Hessin Nadine Hübel siegte über den Halbmarathon (21 km, 900 hm).

    Beim Mozart Light (30 km, 1300 hm) sowie beim Mozart Half gab es mit Lukas Schaidreiter und Mike Fölsner zwei österreichische Sieger.

    Nicht zu vergessen: Christian Bruneß von Alles Laufbar konnte den Mozart 100 ebenfalls erfolgreich finishen. Er sagt mit einem Augenzwinkern, dass dieser Lauf als „der matschigste Lauf aller Zeiten in die Geschichte eingehen wird“.

  • Hier gehts zu den kompletten Ergebnissen

© Marco Gulberti

Hochkönigman

Siegerin Hillary Gerardi © Antton Guaresti

  • Wie bei den beiden obigen Rennen auch, wurde auch beim diesjährigen Hochkönigman das miese Wetter zum Hauptakteur. Die ohnehin schon anspruchsvollen Strecken unterhalb des Steinernen Meers und oberhalb des idyllischen Örtchens Maria Alm waren komplett aufgeweicht, schlammig und in den oberen Regionen mit Neuschnee bedeckt. Gelaufen wurde auf den insgesamt sieben verschiedenen Distanzen dennoch. Eine mutige Entscheidung, die allerdings auch Probleme mit sich brachte.

  • Das best besetzteste, weil zur Skyrunning World Series gehörende Rennen am Hochkönig war sicherlich das Skyrace. Hier wurde schon drei Tage vor dem Start eine Alternativroute verkündet, die die hohen Strecken-Regionen über das Steinerne Meer aussparte. Beim Anstieg zur Buchauer Scharte warteten dennoch äußerst widrige Bedingungen auf das internationale Teilnehmerfeld: Schneefall, eiskalter Wind und ein wahnsinnig rutschiger schneebeckter Trail. Dementsprechend wurde der Wendepunkt kurzerhand 200 Höhenmeter nach unten verlegt. Eine sehr gute Entscheidung.

  • Die italienischen Skyrunning Spezialisten ließen sich von den Bedingungen nicht abschrecken und machten den Sieg unter sich aus. Lorenzo Beltrami (Scarpa) siegte vor Daniel Antonioli (Scarpa) und William Bofelli. Bei den Damen lieferten sich Vorjahres-Siegerin Iris Pessey (Scarpa) und Hillary Gerardi (Black Diamond/Scarpa) von Beginn an einen Zweikampf, nachdem Ariadne Fenes (Andorra) in Führung liegend verletzungsbedingt aussteigen musste.  Gerardi konnte ihre Stärken im technischen Gelände nutzen und ihren ersten SWS-Sieg einfahren.  „Es waren sehr harte Bedingungen. Der B Kurs hat nicht enttäuscht. Es war sehr kalt und schneereich. So matschige Trails habe ich vorher noch nie gesehen. Ich bin stark gestartet und konnte mich am zweiten Anstieg absetzen“, resümierte die US Amerikanerin Gerardi. Dritte wurde Ingrid Mutter aus Rumänien. Ein großartiges Top Ten Finish feierte die kürzlich erst Mutter gewordene Sylvie Geisler aus Berchtesgaden auf Rang 9. Bei den Männern war Alles Laufbar-Redakteur Benni Bublak bester Deutscher auf Rang 11. Knapp hinter dem Österreicher Paul Krondorfer.

  • Die anderen Distanzen gerieten ebenfalls zum Kampf jedes einzelnen Teilnehmers und jeder einzelnen Läuferin mit den äußerst widrigen Bedingungen. Für Kontroversen sorgte vor allem der Verlauf des 84 Kilometer langen Endurance Trails sowie des B’jaks Marathon Trails. Schon auf dem Schneeberg-Grat waren viele Trailrunner Regen, Schnee und vor allem dem Wind völlig ausgesetzt und kamen an ihre Grenzen. Später am komplett eingeschneiten Statzer Haus auf 2117 Metern wurde das Rennen dann abgebrochen beziehungsweise die völlig unterkühlten Teilnehmer (teilweise in Rettungsdecken eingehüllt) ins Tal geleitet. Allerdings waren zu dem Zeitpunkt die Führenden des Rennens schon durchgelaufen, mussten allerdings, da sie komplett im Schnee feststeckten, aus dem Rennen genommen werden. Am Ende präsentierten die Veranstalter eine separierte Ergebnisliste (Finish am Statzerhaus und Finish Hinterthal), die das Renngeschehen aber nur noch ungenügend wiedergab und viele Widersprüche beinhaltete. Viele Teilnehmende kritisierten, dass das Rennen viel früher hätte abgebrochen oder auf eine Alternativstrecke umgeleitet hätte werden müssen. In einem Artikel auf Trailrunningszene.at wurde die Frage aufgeworfen, in welche Richtung die Gratwanderung zwischen Verantwortung des Veranstalters und Eigenverantwortung der Teilnehmer bei solchen extremen Bedingungen ausgelotet werden kann.

  • Hier gehts zu allen Ergebnissen 2024

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